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Niemand kennt die Stadt besser als Taxifahrer. Immerhin ist es ihr Job, den ganzen Tag durch Münchens Straßen zu fahren. Sie haben für den Taxischein Straßennamen gebüffelt und vor allem lernen sie mit ihren Fahrgästen die interessanten Orte der Stadt kennen. Denn die Taxikunden haben unterschiedliche Ziele, und all diese Orte häufen sich im Gedächtnis der Fahrer zu einem Stadtplan spannender Münchner Orte. Deswegen ist es eigentlich nur logisch, den Spieß mal umzudrehen, sich ohne klare Destination in die Ledersitze fallen zu lassen und die Männer und Frauen am Steuer das Ziel bestimmen zu lassen? Wir haben fünf Taxifahrer gebeten, uns an einen Ort zu bringen, an dem man einen schönen Herbstnachmittag verbringen kann. Unser Budget lag bei maximal 15 Euro, gestartet sind wir in der Stadtmitte am Taxistand am Odeonsplatz.
1. Fritz, 55, fährt seit 1981 Taxi.
Corneliusbrücke, 10,10 Euro
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
„Wir fahren an die Corneliusbrücke. Dorthin, wo in den letzten Jahren die Isar renaturiert wurde. Hier kann man bei sonnigem Wetter herrlich spazieren gehen, wenn die Kondition reicht, bis zum Flaucher nach Thalkirchen. Ich komme selbst leider nur selten dazu, kenne diese Strecke aber von früher, als ich noch in der Nähe gewohnt habe. Jetzt sehe ich den Fluss immer nur vom Taxi aus, wenn ich über die Brücken fahre und dabei beobachte, wie weit die Renaturierung fortgeschritten ist. Fahrgäste haben mir schon von Felsen und kleinen Wasserfällen erzählt. Hier kann man wirklich mitten in der Stadt stundenlang nur auf's Wasser gucken!“
2. Gunnar, 54, eigentlich Journalist.
Gotzinger Platz, 12,50 Euro
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
„Ich fahre mit Unterbrechungen seit 15 Jahren Taxi. Zwischendurch arbeite ich als Journalist für Gastronomie-Magazine. Deshalb kenne ich mich auch sehr gut im kulinarischen München aus. Unser Fahrtziel ist der Gotzinger Platz hinter dem Schlachthof und den Großmarkthallen. Das ist ein Mikrokosmos – ein wirklicher Querschnitt durch Münchens Szene auf kleinstem Raum. An einem sonnigen Nachmittag kann man entweder bei Bussone italienisch essen oder eine Straße weiter zu Italfisch gehen. Dieses Fischrestaurant war schon vor 20 Jahren ein Geheimtipp und ist es heute immer noch. Wer morgens hier unterwegs ist, sollte sich beim Metzger Bauch eine Weißwurst gönnen – wenn Fleisch, dann vom Bauch. Und wer einfach nur Spazierengehen möchte, kann sich das Schlachthofgelände angucken, bei einem der italienischen Großmärkte einen Espresso trinken und ein bisschen altes, großstädtisches München auf sich wirken lassen. Das ist eine ganz besondere Gegend.“
3. Anschie, 51, eigentlich Yogalehrerin.
Luitpoldpark, 12,10 Euro
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
„Wir fahren in den Luitpoldpark. Er ist klein und hübsch und liegt zwischen Olympiapark und dem Englischen Garten. Aber auch die Stimmung dort ist eine gute Mischung aus den großen Parks. Es ist nie so überlaufen, weil viele Münchner oft vergessen, dass es diesen Park ja auch noch gibt. Wer einen schönen Ausblick haben möchte, kann auf den Berg mitten im Luitpoldpark steigen und von dort über die Stadt schauen. Jetzt im Winter ist das übrigens auch ein toller Schlittenberg. Wer schön Essen und Kaffeetrinken möchte, kann das im Bamberger Haus tun. Außerdem gibt es in der Kleingartenanlage hinter dem Park noch eine empfehlenswerte, kleine bayerische Wirtschaft mit einem winzigen Biergarten, wo es im Sommer sehr schön sein kann. Es ist also für jeden Geschmack etwas dabei.“
4. Georg, 44, fährt seit 1993 Taxi.
Seehaus, 12,90 Euro
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
„Das Seehaus ist einer der wenigen Biergärten, die sogar im November bei schönem Wetter noch voll in Betrieb sind. Wenn jetzt die Sonne so früh untergeht und es in der Stadt zwischen den Häusern schon um halb vier dunkel wird, kann man hier am Seeufer immer noch ein bisschen länger die Wärme genießen. Dazu kann man etwas trinken und dann gemächlich durch den Englischen Garten zurück in die Stadt laufen. Auch, wenn wahrscheinlich jeder diesen Ort kennt, wird er trotzdem nie langweilig und gehört fest zu München.“
5. Peter, 62, fährt seit 1969 Taxi.
Schloss Nymphenburg, 15,20 Euro
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
„Das Schloss Nymphenburg ist zugegeben kein Geheimtipp, sondern ein ziemlich bekannter und populärer Ort. Aber trotzdem ist der Park einer der Orte in München, an denen es wirklich fast alles gibt. Zuerst wäre da natürlich der Park, in dem man stundenlang spazieren gehen kann, ohne dabei vielen Menschen zu begegnen. Aber auch das Café im Park und das Restaurant im Schloss sind empfehlenswert. Im Café gibt es auch immer wieder schöne Ausstellungen. Das Schloss selbst finde ich nicht so spannend, da würde ich mir schon eher den Marstall angucken. Zumindest ist der was für Leute, die etwas mit alten Kutschen anfangen können. Jetzt im Herbst kann man im Park toll Kastanien suchen, das mache ich immer mit meinen Kindern. Im Winter kann man Schlittschuh laufen und Eisstockschießen, und im Sommer gibt es sogar manchmal Konzerte zwischen Kanälen, Enten und Schwänen. Wer dann noch nicht genug hat, kann sogar noch das Mensch und Natur Museum anschauen. Das ist aber dann doch eher was für Kinder.“