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Endlich geht mal was kaputt!

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Woran man ja im Allgemeinen nicht denkt, wenn man durch München radelt: Zombie-Apokalypse. Endzeitszenario. Ich schon. Jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit. Und ich freue mich darüber.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Angefressen steht das Hochhaus neben der Autobahn. Bis vor wenigen Jahren nutzte es noch ein IT-Unternehmen. Nun wartet es auf sein Ende.

In Berg am Laim am Vogelweideplatz – das ist da, wo die A94 beginnt – steht eine Gruppe alter Bürogebäude aus den Sechziger- und Siebzigerjahren. Noch. Bald wird es sie nicht mehr geben, seit Wochen fressen sich riesige Abrissmaschinen durch ihre Fassaden und Dächer. Davor standen sie schon eine ganze Weile leer und warteten auf dieses spektakuläre Ende; dunkel, verlassen, dreckgewandet, die Glasscheiben immer milchiger werdend, manche schon zerbrochen von einem nächtlichen Halbstarken-Steinwurf. Vor den Eingängen begann Gestrüpp zu wuchern.

Schon damals berührte mich dieser Anblick im Vorbeifahren. Dieser tote, stille Fleck neben der rauschenden Autobahn, der langsam verfiel und von der Natur angefressen wurde. Der nicht lebte und pulsierte und leuchtete, sondern stumm da stand und ganz von selbst immer ein bisschen weniger wurde. Endzeitstimmung.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

An der Leopoldstraße mussten das Holiday Inn und ein Versicherungsgebäude für das "Schwabinger Tor" weichen.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Dann kamen die Maschinen, und je weiter der Abriss voranschritt, desto stärker wurde die Faszination: als erste Fensterscheiben den Blick ins leere Innere freigaben, wo Kabel aus den Wänden hingen und rausgerupfte Heizkörper herumlagen. Als Fassadenteile wichen und die Häuser löchrig wurden. Als irgendwann nur noch halbe Gebäude da standen und der größte Turm ein Gerippe war, durch das die sinkende Sonne in maximaler Dramatik hindurchscheinen konnte.

Wo und wann immer in München Gebäude leer stehen und sterben, ob in Berg am Laim oder an der Leopoldstraße kurz vor dem Mittleren Ring, fasziniert mich das. Und nicht nur mich. Die Leute bleiben stehen, schauen, staunen, drosseln im Vorbeifahren ihre Geschwindigkeit.

Ich glaube, sie tun das hier öfter als in anderen Städten. Als wäre man hier weniger gleichgültig und gelassen gegenüber solchen kaputten Flecken in der Stadt. Wenn man kurz darüber nachdenkt, erscheint das logisch. Der Mensch reagiert auf Kontraste. Er hält inne und schaut hin, wenn etwas anders ist als er es kennt, oder wenn etwas da ist, das es sonst selten gibt. Und in München gibt es nun mal selten: Leere. Stillstand. Dahinsiechen. Kaputtgehen. Nein, München glänzt und wächst und strahlt und boomt. München hat weder Zeit noch Platz für Orte, an denen sich Unkrautwurzeln langsam durch Stahlbeton fressen, an denen Gestrüpp rostige Gleisbrachen überwuchert und halb abgerissene Gebäudegerippe wochenlang auf ihr Ende warten. Deshalb ist es so ein wohltuendes Ereignis für das Auge, wenn es mal eine Weile Zeuge des Zerfalls werden darf.

Und deshalb mischt sich in die angenehme Rührung und Schwermut, die einen beim Betrachten dieser Gebäude erfassen, irgendwann noch eine andere Art von Schwermut: darüber, dass es bald wieder vorbei sein wird mit der morbiden Unterhaltung. Dass dann wieder strahlende Neubauten die Straßen säumen werden, die „Schwabinger Tor“ heißen oder „Baumkirchen Mitte“ oder „Bavaria Towers“. Und dass dann Gedanken an Apokalypse wieder ganz weit weg sind.

Text: christian-helten - Fotos: juri-gottschall

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