Die Stadt verändert sich mit den Menschen, die kommen, und mit denen, die gehen. Der Street-Art-Künstler Mark Jenkins hat unseren Fragebogen ausgefüllt. Darin: ein vermeintlicher Herzinfarkt, ein Feuerwehreinsatz und Bogenjagd auf Rehe und Hirsche.
jakob-biazza
Teile diesen Beitrag mit Anderen:
Woher kommst du? Aus Annandale, Virginia, südlich der Mason-Dixon-Linie: 54 994 Einwohner. Die am schnellsten wachsende Minderheit dort stellen Hirsche und Rehe, was inzwischen so weit geht, dass die Parks die Bogenjagd wieder erlaubt haben.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Illustration: Julia Schubert
Was machst du dort? Unterm Jetlag leiden und an neuen Skulpturen arbeiten. Die übrige Zeit trainiere ich auf einem Trimm-Dich-Rad im Keller.
Was hattest du hier zu suchen? Perücken, Holz und Aluminiumbleche (für meine Skulpturen).
Was hast du uns mitgebracht? Drei Skulpturen und einen kleinen Zwischenfall: In einer der Installationen spielt ein Mann gegen sich selbst Tic-Tac-Toe. Leider missverstand jemand die Skulptur und meldete, dass ein Graffiti-Künstler während der Arbeit einen Herzinfarkt hatte. Die Feuerwehr rückte deshalb mit drei Fahrzeugen aus! Dabei wollte ich nur etwas machen, über das sich Kinder freuen.
Welchen Münchner oder welche Münchnerin würdest du gerne kennelernen? Denjenigen, der mit einem Paintball-Gewehr auf meine Installation geschossen hat. Die Farbe sah aus wie verdorbene Erbsensuppe. Dabei hätte Senfgelb sehr viel besser gepasst. Oder Himmelblau.
München bei Nacht – wo ging's hin? Ich bin weder ein ambitionierter Trinker noch eine Nachteule. Deshalb habe ich hauptsächlich nach Graffiti gesucht – und ein paar tolle arbeiten von SKORE183 entdeckt.
Welches Klischee über München ist dir das liebste? Die Shops, die noch nach dem Oktoberfest Lederhosen verkaufen, erschienen mir sehr surreal. Ich kann mir nicht vorstellen, diese Dinger zu tragen – aber die Puppen in den Schaufenstern sahen recht zufrieden aus.
Was hat dich in München am meisten überrascht? Schwer zu sagen. Vermutlich aber Tollys Puppenladen in der Schulstraße: Dort steht ein lebensgroßer Elvis auf der Bühne, der für Hunderte andere Puppen singt. Und selbstverständlich die Frau, die uns angebrüllt hat, während wir an der Installation arbeiteten. Sie war wohl bestürzt über die missliche Lage der Armen in der Stadt und meinte, dass unsere Kunst das Problem auch nicht löse. Ich nehme an, Menschen zu erfreuen, ist in diesen wirtschaftlich eher angespannten Zeiten ein wenig geschätztes Gut.
Was müsste München tun, um dich zum Bleiben zu bewegen? Ich müsste im Zentrum eine gigantische Kuckucks-Uhr bauen dürfen, aus der immer zur vollen Stunde eine meiner Figuren herauskommt und zwitschert oder rülpst.