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Die Pausenfreunde
So viele Freistunden, so viele Optionen!
Der Heimfahrer
So gestaltet er seine Freistunde:
Der Heimfahrer hat das Glück, dass seine Wohnung mit der U-Bahn oder dem Fahrrad innerhalb von 15 bis 20 Minuten erreichbar ist. Diesen Weg legt er dann auch jedes Mal zurück, wenn zwischen zwei Veranstaltungen eine Lücke entsteht. Er ist eben ungern an der Uni, wenn es nicht unbedingt sein muss, und das dauernde Rumgehänge in Cafés geht ihm auch auf die Nerven. Daheim kocht er sich was, sitzt vorm Fernseher oder dem Computer, macht ein Schläfchen und blättert ein bisschen in der Zeitung. Vielleicht saugt er auch mal kurz durch. Aber eher nicht. Denn das Schönste an der Freistunde daheim ist, dass die Zeit nicht lang genug ist, um etwas Vernünftiges anzufangen. Das ist für den Heimfahrer eine Pause deluxe: keine Cadu-Mädchen und keine Verpflichtungen, sondern einfach nur so rumhängen.
Das gibt es zu essen oder zu trinken:
Die Reste vom Vortag oder irgendein Schnell-schnell-Nudelgericht mit viel Knoblauch und dem Gemüse, das noch im Kühlschrank rumliegt.
Das erzählt er von seiner Freistunde:
„Wenn ich an der Uni bleibe, bin ich bloß die ganze Zeit latent gestresst. Daheim kann ich einfach noch mal Energie tanken, mit ’nem Powernap und was Warmem zu essen. Außerdem läuft um die Zeit immer so schöner Quatsch im Fernsehen und es ist total ruhig im Haus, weil niemand da ist außer mir.“
Alternativ triffst du ihn:
In der Wohnung seines Lieblingskommilitonen, der auch immer nach Hause fährt und dienstags zur gleichen Zeit eine Freistunde hat. Oder er radelt in den nördlichen Teil des Englischen Gartens, weil da keiner ist außer vereinzelten Hundebesitzern.
So ist er als Sitznachbar im Seminar:
Relativ still, aber meistens etwas schlecht gelaunt und nicht gerade sparsam mit diesem skeptisch-genervten Blick, wenn andere etwas sagen.
Die Shopperin
So gestaltet sie ihre Freistunde:
Keine Pause ist zu kurz für eine kleine Einkaufstour, findet die Shopperin. Praktisch also, dass es rund um die Uni so viele niedliche Boutiquen wie „Nia“ gibt. Mehrmals wöchentlich sondiert sie dort das Angebot und schleicht um ein absurd teures Traumteil herum. Weil sie vernünftigerweise beschließt, dass sie sich das nicht leisten kann, gönnt sie sich aber wenigstens noch ein reduziertes Top, das sie in einer Papiertüte stolz zurück an die Uni trägt.
Das gibt es zu essen oder zu trinken:
Alle fünf Minuten ein kleines Schlückchen aus der 1,5-Liter-Evian-Flasche.
Das erzählt sie von ihrer Freistunde:
„Schau mal, hab’ voll das süße Teil gefunden, sowas hab’ ich schon ewig gesucht.“
Alternativ triffst du sie:
bei „Dean & David“ in der Schellingstraße. Sollte die Shopperin großen Hunger verspüren, isst sie dort einen kleinen Salat.
So ist sie als Sitznachbarin im Seminar:
Fast immer zu spät. Nach Ankunft vertreibt sie sich die ihr endlos erscheinende Zeit, indem sie unauffällig SMS schreibt oder die Outfits der anderen Teilnehmer mustert.
Der Bibliotheksverkriecher
So gestaltet er seine Freistunde:
Während die anderen Studenten nach Veranstaltungsende noch im Hörsaal ratschen oder an ihrer Post-Vorlesungszigarette saugen, steht er bereits am Bibliotheksschließfach, das er schon seit acht Uhr morgens gebunkert hat, und wählt die Unterlagen aus, die er gemäß seinem Lernplan in den nächsten zwei Stunden durcharbeiten sollte. Im Anschluss geht es schnurstracks zu seinem Lieblingsplatz in der „Bib“. Dort ordnet er seine Lernutensilien, Mitschriften und Seminartexte raumgreifend und rechtwinklig an, bevor er sich in die Vorlesungsnachbereitung vertieft. Sollte sein Bib-Platz belegt sein, wird er ziemlich grummelig und straft den Besetzer mit bösen Blicken.
Das gibt es zu essen oder zu trinken:
Nach getaner Arbeit belohnt er sich mit daheim vorgeschnittenen Paprikaschnitzen und Möhrenstiften aus der Tupperdose. Dazu trinkt er Tee aus der Thermoskanne.
Das erzählt er von seiner Freistunde:
„Man muss sich halt erstmal eigenverantwortlich organisieren lernen, aber dann kann man die Zeit zwischen zwei Seminaren echt effektiv nutzen.“
Alternativ triffst du ihn:
Im Schweinchenbau, vor ihm steht entweder die Rohkost-Box oder das günstigste Tagesgericht.
So ist er als Sitznachbar im Seminar:
Der Bibliotheksverkriecher schreibt alles fein säuberlich in Schönschrift mit und malt wichtige Passagen mit Textmarker in unterschiedlichen Farben an. Sehr praktisch, denn wenn du nett zu ihm bist, leiht er dir seine Seminarunterlagen vor der Klausur zum Kopieren. Bibliotheksverkriecher höherer Semester machen das aber meistens nicht mehr, weil ein Kommilitone mal einen Teil der Unterlagen im Copyshop verschusselt hat.
Das Cadu-Mädchen
So gestaltet es seine Freistunde: E
igentlich denkt das Cadu-Mädchen, es sollte die Freistunde zum Lernen nutzen. Allerdings findet es auch, dass es ein Päuschen verdient, nachdem es sich schon durchs Tutorium „Einführung in die Methoden der alten Geschichte“ gequält hat. Sein Kompromiss: Gemütliches Lerngruppentreffen im „Cadu“, dem Cafe an der Universität, denn das ist nicht weit weg und weil man da frühstücken, mexikanisch und auch Kuchen essen kann, findet das jeder irgendwie ganz okay – denkt sich jedenfalls das Cadu-Mädchen. Solange das Semester noch nicht allzu weit fortgeschritten ist, entfernt sich die rein weibliche Lerngruppe allerdings bald vom Stoff und schwärmt kollektiv von dem süßen Tutor.
Das gibt es zu essen oder zu trinken:
Eine Latte Macchiato mit Karamellsirup. Wenn es Hunger hat, isst es noch einen Wrap, bestellt aber aus Rücksicht auf die Kommilitonen in der nächsten Vorlesung Zwiebeln und Knoblauch ab.
Das erzählt es von seiner Freistunde:
„Man muss sich ja auch mal eine Pause gönnen. Gerade seitdem es das Bachelor/Master-System gibt!“
Alternativ triffst du es:
Bei schönem Wetter am Brunnen auf dem Geschwister-Scholl-Platz zum Sonnen, die Lernunterlagen unangetastet neben sich.
So ist es als Sitznachbarin im Seminar:
Angenehm, denn es ist immer in Stimmung für ein Schwätzchen.
Der E-Garten-Sportler
So gestaltet er seine Freistunde:
Hauptsache, er ist in Bewegung. Stress hinter sich lassen, abschalten und so. Er spaziert ausgiebig und schnellen Schrittes durch den Englischen Garten oder radelt schnell rüber zum Eisbach für eine kurze Surfsession. Meistens macht er das alleine. Im Sommer versucht er aber, die anderen Teilnehmer seines Seminars mit einer Frisbee, die er zwischen den Büchern in seiner Tasche hervorkramt, auch in den Park zu locken. Die meisten spielen aber höchstens ein Mal mit ihm, weil er sie mit angeberischen Hinter-dem-Rücken-Fangmoves und Super-Styler-Würfen vergrault.
Das gibt es zu essen oder zu trinken:
Meistens holt er sich im „Milchhäusl“ im Englischen Garten eine Semmel mit Bio-Ziegenkäse. Wenn er surfen geht, ist der „Fräulein Grüneis“-Kiosk am Eisbach seine Anlaufstelle.
Das erzählt er von seiner Freistunde:
„Mann, bin ich fertig! Hab mal wieder gar nicht gemerkt, wie weit ich gelaufen bin, und dann musste ich mich echt beeilen, um wieder rechtzeitig hier zu sein.“
Alternativ triffst du ihn:
Bei Sport Scheck - mal checken, ob der neue Katalog schon da ist.
So ist er als Sitznachbar im Seminar:
Eigentlich ganz angenehm, und vor allem recht ansehnlich für das andere Geschlecht. Nur manchmal riecht er ein bisschen nach Schweiß oder nassem Neoprenanzug.
Die Lebenslaufoptimiererin
So gestaltet sie ihre Freistunde:
Die Lebenslaufoptimiererin nutzt beinahe jede Freistunde für einen kleinen Business-Lunch, gerne in der „Newsbar“. Klein ist dabei wörtlich gemeint, denn von ihren Mahlzeiten isst sie nur die Eiweiß- oder die Ballaststoffbestandteile – also Fisch, Fleisch, Geflügel oder Salat. Griffbereit zum Teller liegt das Smartphone. Eigentlich dachte die Lebenslaufoptimiererin, sie hätte den Klingelton längst geändert. Hat sie aber nicht. So dröhnt in regelmäßigen Abständen „Eye of the tiger“ durch das Lokal. Was sie sich bei der Songauswahl gedacht hat, bleibt ihr Geheimnis. Ansonsten berichtet sie ihrem Mitluncher von ihren bisherigen Das-waren-so-wertvolle-Erfahrungen. Dabei vergisst sie nie, eine Anekdote von ihrem Asien-Aufenthalt einzustreuen.
Das gibt es zu essen oder zu trinken:
Algen, Hühnchen, Fisch, Kombucha-Schorle und als Nachtisch ein kleines Stück Schokokuchen. Alles, was die Denkleistung nicht zu sehr einschränkt.
Das erzählt sie von ihrer Freistunde:
„Das war ganz interessant, ich habe xy getroffen und er konnte mir sehr gut weiterhelfen bei dieser Sache mit dem Visum.“
Alternativ triffst du sie:
In der Bibliothek. Sie lernt dort aber nicht, sondern surft auf irgendwelchen Unternehmensseiten, checkt Weiterbildungsmöglichkeiten und stellt das Ergebnis dann auf Facebook.
So ist sie als Sitznachbarin im Seminar:
Anstrengend! Mit ihrer überspannten Art und dem ständigen Rumspielen am Ohrstecker sabotiert die Lebenslaufoptimiererin jeden Dämmerschlaf. Da hilft nur ein Platzwechsel.
Text: jetzt-redaktion - Illustration: Katharina Bitzl