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Polizistensohn Böhmermann schlägt wieder zu

Screenshot ZDF neo

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Rainer Wendt hat in letzter Zeit für sehr viel Aufsehen gesorgt. Der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft ist vor allem bekannt für seine Klagen über die fehlende Sicherheit in Deutschland, Kritiker nennen ihn gar einen Rechtspopulisten, manchen ist er bekannt als der lauteste Polizist Deutschlands.

Für Jan Böhmermann, den Sohn eines Polizisten, der seit "Ich hab Polizei" sowieso die Polizei ownt (was Wendt sofort in der Bild-Zeitung kritisierte), ist Wendt deshalb ohnehin schon eine geeignete Zielscheibe. Als dann vor kurzem noch ein Skandal um zu viel kassierten Beamtensold hinzukam, beschloss Jan Böhmermann wohl, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Und das „ohne Häme, journalistisch korrekt, sachlich und seriös“ – also folglich in einem selbst verfassten Lied, das mit Tanzeinlage, Kostümen und Backgroundtänzern in Polizeiuniform aufgeführt wurde. 

„Der blökt in jeder Talkshow und in der Neonazi-Presse und vertritt dabei sein eigenes Interesse,“ singt Böhmermann. „Wer schimpft gerne auf Moslems und schürt Angst vor Terroristen? Wer hätte gerne Sonderrechte nur für Polizisten? Und sitzt dabei als Beamter für 50.000 jährlich im Aufsichtsrat von Axa und findet sich voll ehrlich?“ Die Antwort auf diese Fragen ist Rainer Wendt.

Wendt kritisiert oft die Politik und ist der Meinung, dass es schärfere Gesetze geben sollte und mehr gegen Kriminalität angegangen werden muss. Das ging soweit, dass er sogar einen Zaun an der deutschen Grenze bauen lassen wollte, um bessere Sicherheitskontrollen durchführen zu können.

Nun hat sich herausgestellt, dass der Polizeigewerkschaftler jahrelang von Nordrhein-Westfalen eine Besoldung als Hauptkommissar bekommen hat, obwohl er dem Beruf schon lange nicht mehr nachgeht, weil er als Gewerkschaftsboss unterwegs ist – und dafür auch eine Aufwandsentschädigung bekommt. „Wer kriegt kein Geld fürs Nichtstun, nein, wirklich, also echt nicht, also außer im Monat 3348,68€,“ singt Böhmermann also, fröhlich herumhüpfend. Später regnet es Geld auf ihn hinab.

Die moralische Instanz, die sich für Gerechtigkeit einsetzt und will, dass alles mit rechten Dingen zugeht, ist also selber nicht so moralisch? Obwohl Wendt diese Anschuldigungen zuerst abstritt, hat er sie mittlerweile zugegeben. Angeblich hatte er eine Teilzeitstelle als Hauptkommissar,  28 Stunden die Woche. Dem ARD-Politmagazin report München sagte er jedoch, dass er dort natürlich nicht aktiv arbeite. Also wurde er tatsächlich fürs Nichtstun bezahlt.

Mittlerweile hat Wendt seine vorzeitige Pensionierung eingereicht, will aber weiterhin als Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft tätig bleiben.

Der Polizistensohn Böhmermann wollte jetzt dafür sorgen, dass die Wendtsche Doppelmoral auch bei Menschen bekannt wird, die sich nicht so oft bei Politmagazinen wie report München herumtreiben. Mit seinen Tänzern und einem Lied, das erstens echte Ohrwurm-Qualität hat und zweitens mit seiner Darbietung wunderbar auf eine Weihnachtsfeier der Polizeigewerkschaft passen würde, könnte das gelingen. Böhmermann zumindest ist davon überzeugt. Am Ende singt er: „Dieses Liedchen hat ein Happy End, jetzt kennt jeder Rainer Wendt.“

vh

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