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"Wir sind eine Experimentierplattform"

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Etwa zweieinhalb Jahre nach Start des neuen Senders ZDFneo ist etwas Interessantes passiert. Der Chef des jungen ZDF-Kanals wurde als Programmdirektor zum großen ZDF beordert. Scheint, als hätten ein paar Menschen es gut gefunden, was Himmler erreicht hat. Diese Woche wurde bekannt, wer künftig seinen Chefsessel bei ZDFneo erreicht hat: Simone Emmelius, 53. Sie war schon wesentlich am Aufbau des Senders beteiligt und arbeitete dort zuletzt als Redaktionsleiterin.      

jetzt.de: Frau Emmelius, was macht für Sie junges Fernsehen aus?
Simone Emmelius: Junges Fernsehen ist bunt, eckt an, macht mir Mut, setzt Impulse, unterhält, nimmt mich mit, lässt mich laut lachen und manchmal auch Tränen verdrücken – kurz: es trifft das Lebensgefühl der Zielgruppe. All das versuchen wir bei ZDFneo umzusetzen. Ich finde, es gelingt uns ganz gut. 

Apropos Zielgruppe: Wie stellen Sie sich eigentlich ihren typischen Zuschauer vor?
Grundsätzlich haben wir keine Prototypvorstellung unseres Zuschauers. Aber unser Anspruch ist es, intelligentes und unterhaltendes Fernsehen für  Menschen zwischen 25 bis 49 Jahren zu machen. Bei uns soll sich diese Altersgruppe mit den für sie typischen großen und kleinen Fragen wiederfinden, interessante Typen treffen und authentische Geschichten aus ihrer breit gefächerten Lebensrealität miterleben. Und weil wir wissen, dass für den Medienkonsum unserer Zuschauer das Netz eine wichtige Rolle spielt, versuchen wir sie auch dort, nämlich im Internet und über unsere Social Media Angebote, abzuholen.

Wie schwer oder leicht fällt es ihnen eigentlich, ihre Kernzielgruppe zu verstehen, die mit 30 – 40 Jahren doch ein Stück jünger ist als Sie?
Das ist doch keine Frage des Alters, sondern eine Frage der Professionalität! Aber wenn es Sie beruhigt: Das ZDFneo-Team ist ziemlich jung, die meisten sind in der Zielgruppe, ein großer Teil ist Ende 20, Anfang 30 – die halten mich auf dem Laufenden, und wo es sein muss auch auf Trab. Und ich gelte bei guten Argumenten als „beratbar“.

Schon mal mit Joko und Klaas ein Bier trinken gewesen?
Ich komme aus einer Wein-Gegend, da hat man’s nicht so mit dem Bier. Aber natürlich haben wir schon mal gemeinsam etwas getrunken. Wie zu all unseren Protagonisten ist mein Verhältnis zu Joko und Klaas ein sehr offenes, in dem man sich auch jenseits von ZDFneo eine ganze Menge zu erzählen hat.

In welche Richtung wird sich ZDFneo unter ihrer Führung entwickeln?
Innovation ist unsere Konstante: Bei uns darf, soll und muss ausprobiert, getestet und Neues gezeigt werden. Das gibt unserem Programm das Gesicht, damit sind wir aber auch Experimentierplattform für das Unternehmen. Und natürlich: Wir wollen unseren bisherigen Erfolg weiter ausbauen.

Es fällt dennoch auf, dass bei ihnen sehr viele ehemalige Viva- und MTV-Moderatoren auftauchen...
Das war kein Kriterium, nach dem wir sie ausgesucht haben. Uns ist wichtig, dass unsere Moderatoren eine Haltung haben, dass sie für etwas stehen. Joko und Klaas, Benjamin von Stuckrad-Barre oder auch Sarah Kuttner sind nicht nur Vollprofis, sondern echte Persönlichkeiten, die etwas mitzuteilen haben. Genauso wie Manuel Möglich oder Thorsten Eppert oder Micky Beisenherz, die einen anderen beruflichen Werdegang haben. Allen gemeinsam ist auch, dass sie nicht nur für unsere Zielgruppe arbeiten: Sie gehören dazu.

Gibt es beim ZDF keine eigenen Nachwuchstalente?
Manuel Möglich und Thorsten Eppert habe ich schon erwähnt, Johanna Maria Knothe oder Tedros Teclebrhan sind weitere Namen. Jon Flemming Olsen wird bei ZDFneo als Quizmoderator erstmals in einer ganz neuen Rolle zum Einsatz kommen. Auch im Hinblick auf neue Talente verstehen wir uns als Freiraum und Chancengeber.

Aber der Faktor Prominenz ist bei der Auswahl der Moderatoren ja sicher nicht unwichtig, oder? Da ist ein Stuckrad-Barre schon ganz praktische, oder?
Mit Sicherheit profitieren Formate wie „neoParadise“ oder „Stuckrad Late-Night“ von der Bekanntheit der Moderatoren und tragen zum Senderimage bei. Allerdings kommt es auch immer auf das richtige Zusammenspiel von Format und Moderator an: So werden dann Moderatoren bekannt.

US-Serien haben große Fangemeinden, viele davon werden allerdings auf DVD oder im Netz gesehen. Planen Sie noch weitere Versuche à la Mad Men, das ja schon auf ZDFneo läuft?
Hochwertige internationale Fiction-Serien werden bei uns immer einen Platz haben, denn nach wie vor erfreuen sie sich beim Fernsehpublikum großer Beliebtheit.

Haben Sie selbst eine Lieblings-US-Serie?
„The Big C“ ist im Moment mein besonderer Liebling. Die wunderbare Schauspielerin Laura Linney transportiert hier ein sehr ernstes Thema, ohne dabei die humorvollen und lebensbejahenden Seiten aus den Augen zu verlieren. Ja, und dann sind da natürlich immer noch die weit entfernten Galaxien und die unendliche Weite des Weltraums.

Warum kann man eigentlich nicht mal in einem kleinen Spartensender ausprobieren, Serien wie Mad Men im Original mit Untertiteln zu zeigen?
Es ist nicht so, dass wir das völlig ausschließen, wir haben beispielsweise den US-Serien-Klassiker „Seinfeld“ im Zweikanal-Ton ausgestrahlt. Bei aktuelleren Serien ist dies aber vor allem ein rechtliches Problem.

Ihr Vorgänger Norbert Himmler ist jetzt beim „großen“ ZDF Programmdirektor und hat gesagt, er würde bewährte Neo-Erfindungen auch in seinem neuen Job unterbringen. Joko und Klaas könnten zum Beispiel eine Sendung bekommen, auch ein TV-Lab wie bei Neo kann er sich im ZDF vorstellen. Wird ZDF neo jetzt zum Versuchskaninchen für das große ZDF? Das ist von Sendebeginn an ja eine der erklärten Aufgaben von ZDFneo: Innovationsmotor und Experimentierfläche für das ZDF zu sein. Manche Programme probieren wir dabei ganz gezielt in ZDFneo aus mit dem Ziel, sie vielleicht einmal ins Hauptprogramm zu bringen, bei anderen ergibt sich das während der Entstehung und Weiterentwicklung eines Programms, und viele Programme machen wir ganz bewusst nur für ZDFneo.

Text: christian-helten - Foto: ZDF/Carmen Sauerbrei

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