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„Wir sind auch nur Menschen“
jetzt.de: Donata, du bist seit kurzem Jugendsprecherin der Vereinigung der deutschen Adelsverbände (VdDA), dem Dachverband der 24 einzelnen Adelsverbände in Deutschland. Ist das eine Ehre oder eine Verpflichtung?
Donata: Ich empfinde dies als eine große Ehre, schließlich bin ich jetzt für die Jugend in Deutschland zuständig. Ich war vorher schon Jugendsprecherin des Verbandes der Baltischen Ritterschaften, einem der Einzelverbände des Dachverbandes. Zudem bin ich von Beruf Eventmanagerin und bin daher das Organisieren gewöhnt, was mir das Amt sicherlich erleichtern wird.
Was sind deine Aufgaben?
Hauptsächlich soll ich den Zusammenhalt der Jugendlichen innerhalb der verschiedenen Adelsverbände stärken und durch das Durchführen von Veranstaltungen wie Jugendbällen und Tanzveranstaltungen Traditionen bewahren. Ebenfalls halte ich Kontakt zu den Jugendsprechern der einzelnen Verbände und auch zu den internationalen Sprechern.
Ist es schwierig, Jugendliche für so etwas wie einen Ball zu begeistern?
Die Jugendlichen, die damit aufgewachsen sind, können die Feste und Treffen meist kaum erwarten und freuen sich riesig drauf. Sie schätzen die Möglichkeit über diesen Weg ihre deutschlandweiten Freunde wieder zu sehen und auch viele neue Gesichter kennen zu lernen. Egal in welche Stadt man kommt, man kennt immer jemanden. Man fühlt sich selten fremd. Das ist ein Zusammenhalt, der über Generationen läuft und den ich sehr schätze: Meine Großeltern waren schon mit den Großeltern meiner Freunde befreundet – das ist ein tolles Gefühl.
Wie viele deiner Freunde sind denn adelig?
Das ist sehr gemischt. Darauf achte ich auch absolut nicht, wenn ich jemanden treffe.
Kommt es vor, dass du deinen Nachnamen nicht nennst, wenn du jemanden kennenlernst?
Wenn jemand fragt, sage ich Donata Samson. Ich möchte nicht so rüberkommen, als würde ich mir etwas auf den Namen einbilden. Der Name ist mir nicht unangenehm, aber ich möchte als Person wahrgenommen werden. Man soll mich als Donata sehen und nicht als Adelige. Es gibt natürlich aber auch besondere Situationen, in denen ich meinen vollständigen Namen nenne.
Was ist denn die häufigste Reaktion auf deinen Namen?
Der Name wird nie neutral aufgenommen. Der eine ist fasziniert, der andere irritiert. Die meisten sagen nur, dass der Name schön klingt und sind interessiert, woher er kommt und was er bedeutet. Andere, das weiß ich, sind kritisch, auch wenn ich noch nie direkt angegriffen wurde.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Donata
Gibt es familiäre Pflichten, die dein Name mit sich bringt? Zum Beispiel den Besuch von Bällen?
Zu solchen Festen gehe ich gerne, denn sie sind ja dazu da, Freunde wiederzusehen. Meine Eltern haben noch nie gesagt: Da musst du jetzt hin! Das ist für mich keine Pflicht.
Gibt es Klischees über Adelige, die du nicht mehr hören kannst?
Ja, dass Adelige sich generell immer als „etwas Besseres“ fühlen. Das finde ich traurig, dass man so etwas sagt, ohne jemanden zu kennen. Kein Mensch ist besser oder schlechter aufgrund seines Namens.
Viele Leute finden Adelstitel unzeitgemäß. Katja Kipping von der Linkspartei forderte kürzlich die Abschaffung der Adelstitel. Was denkst du, wenn du das hörst?
Das ist für mich eine unnötige Forderung. Kann man eine Tradition nicht einfach leben lassen? Wo ist der Störfaktor? Ich fände es schön, wenn man die Leute einfach den Namen tragen lässt, den sie schon immer tragen. Ich hätte gerne, dass unser Familienname noch ein paar Jahrhunderte existiert. Aber selbst wenn wir den Titel nicht mehr tragen dürften - die Familienwerte und Traditionen, der Zusammenhalt in der Familie wären weiterhin da. Daran würde sich auch ohne Adelstitel nichts ändern.
Denkst du, dass solche Traditionen und Werte bei adeligen Familien stärker verankert sind als bei bürgerlichen?
Jede Familie - ob bürgerlich oder adelig - hat ihre eigenen Familienwerte und Traditionen. Bei adligen Familien kommt hinzu, dass man die Genealogie Jahrhunderte weit nachverfolgen kann. Dies ist ein Wert, den Adlige schätzen und der stark verankert ist. Die Herkunft der Familien ist oft interessant, da viele Vorfahren Tätigkeiten und Positionen mit großem Einfluss hatten. Auch heute noch schätzen adlige Familien dies und sind stolz, zu einer solchen Familie mit ihren Traditionen und Werten anzugehören.
Bist du stolz auf deinen Namen?
Ja, natürlich bin ich stolz darauf, diesen Namen zu tragen und ein Teil der Familie zu sein.
Es gibt sogar eigene Heiratsvermittler für Adelige. Ist es tatsächlich so, dass es gerne gesehen wird, wenn Adelige im gleichen Kreis heiraten?
Wir leben ja glücklicherweise in einer Zeit, in der die Liebe Vorrang hat. Klar würden meine Eltern und meine Familie es gern sehen, wenn ich einen Adeligen heiraten würde. Und zwar, weil es vielleicht etwas einfacher wäre. Gleichzeitig stehen sie vollkommen hinter mir: Sollte die Liebe groß genug sein, heirate ich selbstverständlich auch einen Bürgerlichen.
Warum wäre es einfacher, wenn der Mann auch adelig wäre?
Weil er die gleiche Erziehung genossen und die gleichen Familienwerte schätzen gelernt hat wie ich. Jemand aus einer adeligen Familie wird einfacher verstehen, dass mir die Familie und die Tradition sehr wichtig sind, und all dies genauso sehr schätzen wie ich. Es wäre aber nur eine kleine Vereinfachung – wie gesagt, ich heirate aus Liebe und nicht aufgrund eines Namens.
Neben den Kritikern des Adels gibt es auch große Fans, die adelige Lebensgeschichten in der Yellow Press verfolgen und sich Adelshochzeiten im Fernsehen anschauen. Woher kommt diese Faszination?
Das frage ich mich auch immer. Ich kann mir vorstellen, dass die Leute denken, dass die adelige Welt eine andere Welt ist als ihre eigene. Ein bisschen märchenhaft. So war es sicher auch bei der britischen Hochzeit: Ein Prinz heiratet eine Bürgerliche. Die Leute finden das schön. In Wirklichkeit sind Adelige natürlich auch ganz normale Menschen, nur eben mit einem Titel, der auf die Familienherkunft hinweist.
Denkst du, dein Name öffnet Türen?
Was der Name bewirkt, ist, dass er vielleicht länger im Kopf bleibt. Ob der danach negative oder positive Reaktionen auslöst, ist unterschiedlich. Türen öffnen sich eher durch das Netzwerk der Adelskreise. Wer Hilfe braucht, bekommt sie. Aber das ist ja bei anderen Menschen genauso. Jemand der einen großen Bekanntenkreis hat, kann sich dadurch auch Vorteile verschaffen.
Hat die Guttenberg-Geschichte dem Ansehen des Adels geschadet?
Ich hoffe nicht! Das wäre auch albern, denn jeder andere Mensch mit jedem anderen Namen hätte seine Doktorarbeit auch fälschen können. Was ja die neuesten Enthüllungen auch zeigen – leider war Guttenberg der Erste. Es ist ein Trugschluss zu denken, dass jemand mit einem adeligen Namen nie einen Fehler macht. Wir sind auch nur Menschen.
Text: marie-charlotte-maas - Foto: privat