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Wenig besitzen, aber viel Freiheit haben - das Minimalismus-Interview

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jetzt.de: Was bedeutet es für Dich „Mr. Minimalist“ zu sein, bzw. was verstehst Du unter Minimalismus?
Sebastian: Dieser Lebensstil gibt mir die Möglichkeit, mein Leben mit so viel Wert wie möglich zu füllen. Aber eben nicht mit materiellem Wert, sondern mit meinen Leidenschaften und Zielen. Ich schreibe sehr gern, gerade auch an einem Buch. Ich bin dabei ein Start-Up-Unternehmen zu gründen und ich lerne gern viele neue Orte, Menschen und Kulturen kennen.  

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



jetzt.de: Welche Vorteile hat so ein Lebensstil?
Sebastian: Ich bin kaum an etwas gebunden. Das einzig Verbindliche ist mein Laptop, den ich zum Schreiben und zum Arbeiten brauche. Später möchte ich gern eine Art digitaler Nomade sein, also von jedem Ort arbeiten und dort leben zu können. Wenig zu besitzen macht das einfacher, man ist unabhängiger und freier.  

jetzt.de: Und gibt es auch Nachteile oder Dinge die Du vermisst?
Sebastian:  Nein, da fällt mir nichts ein. Aber das hängt mit meiner Grundeinstellung zusammen. Ich beschränke mich nicht um des Beschränkens Willen. Die Motivation, warum man auf etwas verzichtet, ist wichtiger. Beispielsweise hätte ich meinen Fernseher auch wieder zurückgeholt, wenn ich gemerkt hätte, dass mir dadurch Lebensqualität fehlt. Aber jetzt habe ich Zeit, mehr für mich und meine Ziele zu tun. Ursprünglich bin ich faul und es ist einfacher samstagmorgens nach dem Aufwachen den Fernseher einzuschalten, statt sich um das Start-Up oder das Buch zu kümmern. Ohne Fernseher fokussiere ich mich aber auf die Dinge, die mir eigentlich wichtig sind. Das ist die Philosophie, die für mich dahinter steckt: den Moment zu genießen und sich auf die Dinge zu konzentrieren, die einem wichtig sind.

jetzt.de: Was hat sich für Dich und in deinem Alltag verändert?
Sebastian: Ich lebe bewusster, alles ist aufgeräumter. Nicht nur im materiellen Sinne, sondern auch bezogen auf den Freundeskreis. Ich habe auch überlegt, welche Beziehungen zu Freunden ich aufrecht erhalte. Ich denke, wenn man sich verändert und ein neues Ich entwickelt, dann muss ein Stück vom alten Ich dafür sterben. So war das auch bei mir. Und dadurch hat sich auch mein Umfeld verändert. 

jetzt.de: Und warum hast Du dich dazu entschieden, minimalistisch zu leben?
Sebastian: Ich bin ein sehr nachdenklicher Mensch und analysiere mich selbst. Ich war einfach unzufrieden, hätte gern mehr für die Uni getan und meine Träume verfolgt. Tatsächlich war ich aber unmotiviert und habe einfach so in den Tag hinein gelebt. Daran wollte ich etwas ändern und habe nach einer Lösung gesucht. Ich bin dann auf Leo Babauta gestoßen, der das Blog „Zen habits“ schreibt und in den USA als Begründer des modernen Minimalismus gilt. Er war für mich eine große Inspiration, weil ich wusste, dass ich mich verändern wollte, aber noch auf der Suche war, was ich verändern musste. Einen solchen minimalistischen Lebensweg einzuschlagen erschien mir sinnvoll.  

jetzt.de: Aber man entscheidet ja nicht von jetzt auf gleich, sein ganzes Leben umzukrempeln?
Sebastian: Doch. Ich habe mich gefragt: Wo will ich in einem Jahr sein? Ich habe zehn Dinge aufgeschrieben, die ich machen will, zum Beispiel ein erfolgreiches Unternehmen gründen. Im ersten Moment ist das ein sehr großes Ziel und das wirkt beängstigend. Aber wenn man das auf 12 Monate verteilt und für jeden Monat Etappenziele festlegt und sich für jeden Tag drei Dinge überlegt, die man erledigen will, wirkt das nicht mehr einschüchternd. So hat das angefangen. Mittlerweile ist das so in Fleisch und Blut übergegangen, dass ich mir die Punkte kaum noch aufschreiben muss.  

jetzt.de: Dafür schreibst Du andere Dinge auf – zum Beispiel bloggst Du über deine Erfahrungen mit dem Minimalismus.
Sebastian: Ja. Zuerst hatte ich ein anderes Blog, aber kein Thema, über das ich leidenschaftlich schreiben konnte. Jetzt habe ich eines. Eines, mit dem ich mich intensiv auseinander gesetzt habe und was ich lebe. Ich schreibe über meine Geschichte auch um anderen Menschen Inspiration zu liefern. Denn das ist tatsächlich die häufigste Reaktion: Menschen melden sich und erzählen, wie toll sie die Idee finden und dass sie da für sich drüber nachdenken. So mache ich den Minimalismus natürlich bekannter. Aber nicht weil ich will, dass sich alle vom Konsum losreißen, sondern um zu zeigen, dass man mit Minimalismus seine individuellen Träume und Ziele besser verfolgen kann.  

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