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Vögelchen, flieg!

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jetzt.de: Deine Mutter ist Konzertpianistin und hat dich schon früh zur Musik gebracht. Gab es auch Phasen in deinem Leben, in denen dich Musik nicht interessiert hat?
Birdy: Nein, Musik ist immer schon das Wichtigste in meinem Leben gewesen. Ich meine: Ich spiele Klavier seit ich fünf Jahre alt bin, habe mit sieben meine ersten Stücke komponiert, und jetzt bin ich fünfzehn und gebe Interviews in Deutschland. Musik ist immer schon mein ein und alles gewesen und ich kann mir nicht vorstellen, dass das irgendwann einmal anders sein wird.

Das erste mal in der Öffentlichkeit aufgetaucht bist du vor drei Jahren, als du den Open-Mic-UK-Musikwettbewerb gewonnen hast. Wie hat sich das angefühlt?
Ich war ja erst zwölf und hatte vorher noch nie vor Publikum gespielt – von meiner Familie einmal abgesehen. Ich war damals natürlich wahnsinnig nervös, doch als ich angefangen habe zu singen, war die Nervosität auf einmal weg. Und dieser Moment der Verbundenheit mit dem Publikum, dieses unglaublich Gefühl, das war der Augenblick, bei dem ich wusste, dass ich das nicht mehr hergeben will.

Ist es manchmal so, dass die Show besser wird, je nervöser du vorher bist?
Ja, ein bisschen ist das wirklich so. Die Nervosität ist zwar unangenehm, aber sie hilft mir auch, konzentriert und bewusst auf die Bühne zu gehen und mein Bestes zu geben. Obwohl ich auch schon mal Angst hatte, nicht spielen zu können, weil meine Hände so stark gezittert haben (lacht). Das passiert mir heute aber nicht mehr.

Kurz nachdem du den Musikwettbewerb gewonnen hattest, hast du einen Plattenvertrag bekommen. Wie muss man sich den Prozess einer solchen Vertragsunterzeichnung vorstellen?
Wir hatten ganz viele Meetings, bei denen die Leute von der Plattenfirma auch zu uns nach Hause gekommen sind und ich ihnen etwas vorspielen musste. Da war ich unglaublich nervös. Ich war fast aufgeregter als bei dem Konzert vor den 2.000 Menschen während des Open-Mic-UK-Wettbewerbs, weil ich den Leuten im kleinen Kreis direkt in die Augen sehen konnte und jede Reaktion mitbekommen habe. Aber offensichtlich hat es ihnen gefallen, sonst hätte ich den Plattenvertrag wohl nicht bekommen.

http://vimeo.com/37661520

Behandeln dich die Leute anders, seit du eine erfolgreiche Musikern bist?
Ja, einige Leute sind netter zu mir, als sie es vorher waren. Aber ich weiß ja auch, warum sie plötzlich so freundlich sind und kann es dementsprechend einordnen. Ansonsten habe ich in der Schule aber immer noch denselben Freundeskreis, in dem mich alle noch genau so behandeln wie vorher. Schlechte Erfahrungen habe ich aber zum Glück noch nicht gemacht. Und ich hoffe, dass das so bleibt.

Belagern dich in der Schule dann alle, wenn du mal ein paar Tage nicht da warst? Musst du dann haarklein erzählen, wo du warst und was du gemacht hast?
Am Anfang war das so, ja. Aber mittlerweile haben sich meine Freunde daran gewöhnt, sodass es auch für sie nicht mehr ganz so aufregend ist. Sie sind schon fast gelangweilt, daher reden wir eigentlich über ganz normale Mädchenthemen. Aber am Anfang war ich natürlich Schulhofthema, als die Klick-Zahlen meiner Videos immer mehr wurden. Selbst meine Lehrer bringen manchmal eine CD von mir mit in die Schule, auf der ich dann für sie unterschreiben soll. Das ist schon irgendwie cool.

Bessere Noten bekommst du deshalb aber nicht, oder?
Nein, leider (lacht). Aber vielleicht sollte ich mit meinen Lehrern mal darüber sprechen.

Haben sich deine Noten denn seit dem Beginn deiner Musikerkarriere verändert?
Nein, glücklicherweise nicht.

Wie hältst du Kontakt zu deinen Freunden, wenn du unterwegs bist? Läuft das über Facebook, Skype, Handy?
Ich bin viel auf Facebook, und da chatten wir oder schreiben uns Nachrichten. Aber ich habe natürlich auch ein Handy, mit dem ich jederzeit anrufen oder ihnen eine SMS schreiben kann. Aber eigentlich bin ich bisher auch gar nicht so viel unterwegs, weil ich ja noch zur Schule muss. Von daher geht das alles noch.

Wie viel Einfluss hatte das Internet auf deinen Werdegang als Künstlerin?
Einen sehr großen. Gerade die Youtube-Videos waren und sind ein wichtiger Baustein in meiner bisherigen Karriere – damit ging es los. Ohne das Internet wäre meine Karriere sicherlich anders verlaufen. Es wäre schwerer gewesen.

Es gibt Leute, die in dir die Zukunft der Popmusik sehen. Was sagst du dazu?
Das ist natürlich ein wahnsinniges Kompliment für mich. Aber es ist auch verrückt, dass die Leute an mich denken, wenn es um die Zukunft der Popmusik geht. Es gibt schließlich unendlich viele gute Musiker da draußen.

Du hast eben gesagt, dass du seit deinem siebten Lebensjahr eigene Stücke schreibst. Bis auf einen selbstgeschriebenen Song besteht dein Debütalbum jedoch aus Cover-Versionen. Welche Gründe hatte das?
Ich habe irgendwann damit angefangen, Songs zu covern, die mir gefallen haben. Melancholische Songs, deren Traurigkeit ich durch meinen Gesang und die Begleitung am Piano greifen konnte. Die Stücke haben auch meiner Plattenfirma gefallen, also haben wir sie auf mein Debütalbum gepackt. Meine eigenen Songs wollten wir noch weiter ausarbeiten, die werden dann erst auf dem nächsten Album zu hören sein, das aber wahrscheinlich noch in diesem Jahr erscheinen wird.

Viele der Texte, die du singst, sind von Männern geschrieben worden, die doppelt so alt sind wie du. Ist das nicht irgendwie komisch?
Nein. Ich finde den Kontrast eigentlich ganz schön, dass diese Texte von mir, einem 15-jährigen Mädchen, gesungen werden. Das gibt den einzelnen Songs noch mal eine andere Note, die sie nicht mehr nur zu Cover-Versionen, sondern zu meinen eigenen Songs machen.

Wenn man deine Musik hört und dich sieht, kann man sich kaum vorstellen, dass du auch mal sauer wirst. Gibt es solche Situationen?
Natürlich. So wie bei jedem anderen auch, denke ich.

Wann warst du denn das letzte Mal richtig sauer?
Gestern. Auf meinen Vater. Der hat nämlich versucht, meinen Koffer zu packen und dabei alles falsch gemacht. Aber ich habe ihn natürlich nicht angeschrien oder so. Aber ich habe ihm schon zu verstehen gegeben, dass er es bitte lassen soll (grinst).

Aber du bist generell schon eher ein schüchterner Typ.
Ja, allerdings. Als ich mein erstes Interview haben sollte, war ich wahnsinnig nervös, mittlerweile gewöhne ich mich aber daran. Vor meinem ersten Interview hatte ich sogar eine entsprechende Schulung.

Und was hast du dabei gelernt?
Eigentlich recht naheliegende Dinge wie ich selbst zu sein. Keine Angst zu haben. Und nicht zu sehr daran zu denken, dass ich gerade ein Interview gebe. Aber ich wurde auch auf Fragen vorbereitet, die eventuell gestellt werden könnten und solche Fragen, über deren Antwort ich noch nie vorher nachgedacht habe.

Bist du denn schon mal unangenehme Dinge gefragt worden?
Nein, bisher noch nicht. Eigentlich waren immer alle sehr lieb und behutsam zu mir und haben mich nie in die Lage gebracht, dass mir etwas unangenehm gewesen wäre.

Was wird das erste sein, das du machst, wenn du morgen wieder zuhause bist? Schlafen gehen. Vielleicht rufe ich auch noch eine Freundin an, aber ich denke, ich werde schnurstracks ins Bett gehen. Schließlich habe ich morgen Schule.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


„Birdy“ von Birdy erscheint am Freitag bei Warner.

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