Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Viva La Diva

Teile diesen Beitrag mit Anderen:



jetzt.de: Die 40er- und 50er-Jahre haben nicht nur einen großen Einfluss auf deine Musik, sondern auch auf die Attitüde, mit der du auf der Bühne agierst. Was können Frauen von heute aus der damaligen Zeit lernen?
Caro Emerald: Eine ganze Menge, denke ich. Ich persönlich mag es, mich als wahre Lady zu präsentieren und mit all den damit verbundenen Klischees zu spielen. Ich bewundere diese Coolness. Wenn man sich Filmdokumente von Big Bands aus dieser Zeit ansieht, dann tanzen die Leute vor der Bühne wie verrückt und rasten vollkommen aus, aber die Sängerin auf der Bühne wirkt stets unantastbar und elegant – wie aus einer anderen Welt. Das finde ich großartig.  

Was hältst du von den Umgangsformen aus dieser Zeit?
Ich bin ein großer Fürsprecher von Regeln und Manieren und würde mir wünschen, dass die Leute diese Form des höflichen Umgangs auch heutzutage noch etwas stärker verinnerlicht hätten. Natürlich war früher auch vieles sehr steif und ich würde niemals auf solche Errungenschaften wie die der sexuellen Revolution verzichten wollen. Aber ich mag diesen romantischen Grundgedanken hinter dem Rollenunterschied zwischen Mann und Frau nach wie vor sehr.  

Jetzt begibst du dich aber auf sehr dünnes Eis…
Ja, dessen bin ich mir bewusst. Letztlich fehlt es mir auch an fundiertem Wissen, um wirklich ernsthaft darüber diskutieren zu können. Ich habe mir schließlich bloß ein paar alte Filme angesehen (lacht). Ich weiß selbstverständlich auch, dass darin ein sehr idealisiertes Frauenbild präsentiert wurde, das mit der Wirklichkeit oft wenig gemein hatte. Ich meine: Frauen durften ja noch nicht einmal Hosen tragen. Wenn ich in dieser Zeit gelebt hätte, wäre ich wahrscheinlich todunglücklich gewesen. Ich picke mir dennoch gerne die schönen Dinge aus dieser Zeit heraus und spiele damit. Das bedeutet aber keinesfalls, dass ich mir diese Zeiten deshalb zurückwünsche.

Ein Großteil der Dokumente von damals stammt zudem von Männern. Der Blick auf diese Zeit ist demnach stark maskulin gefärbt.
Ja, das stimmt. Halten wir also noch einmal fest: Ich würde in keiner anderen Zeit leben wollen als heute. Ich liebe die Freiheit des Jahres 2011 und sämtliche Möglichkeiten, die mir mein Leben in dieser Zeit bietet. Das gilt auch für die Musik: Ich kann mir aus sämtlichen Genres Bestandteile herauspicken und sie zusammen in einen Topf werfen, so wie wir es auf unserem aktuellen Album getan haben. Darauf hört man ja bei Weitem nicht nur Einflüsse aus den 40er- und 50er-Jahren.  

Die Frauen in deinen Songs träumen häufig von der wahren Liebe. Würdest du sie als romantisch beschreiben oder eher als naiv?
Eine gesunde Mischung aus beidem, würde ich sagen. Im Stück „The Other Woman“ geht es zum Beispiel um mich selbst: Um eine Phase in meinem Leben, in der ich permanent auf der Suche nach der wahren Liebe war, sie aber nicht gefunden habe. Ich bin immer Single gewesen, habe den Glauben an die wahre Liebe aber trotzdem nicht verloren – das muss man schon als naiv bezeichnen. Aber das ist okay. Gerade als Künstlerin braucht man eine gewisse Naivität im Umgang mit dem Leben, um dessen Geschichten unbefangen zum Bestandteil seiner Kunst machen zu können.  

http://www.myvideo.de/watch/7957791/Caro_Emerald_A_Night_Like_This  

Man hat den Eindruck, dass damals auch der Fantasie viel mehr abverlangt wurde als früher – auch im erotischen Bereich. Würdest du dir wünschen, dass mit Sexualität heutzutage wieder ein bisschen zurückhaltender umgegangen wird?
Ein bisschen vielleicht. Ich fühle mich wohl in der heutigen Zeit und finde es gut, dass Frauen unbefangen über Sex sprechen und ihre Körper zeigen können, wenn ihnen danach ist – selbst wenn das nicht unbedingt meinem Umgang mit Sexualität und Erotik entspricht. Wobei man sagen muss, dass die Frauen früher ja auch nicht deshalb hochgeschlossener rumgelaufen sind, um dadurch sexy zu wirken, sondern weil man sonst mit dem Finger auf sie gezeigt hätte. Insofern ist es toll, wie es heute ist. Man kann jeden Tag neu entscheiden, wie man sich als Frau nach außen hin präsentieren möchte.  

In dem Stück „Absolutely Me“ singst du: „Clear the way, boys. The lady has arrived.” Wie sehr gehst du auch privat in dieser Diven-Rolle auf?
Ich habe durchaus eine kleine Diva in mir. Aber ich glaube, dass ich als Privatperson recht normal geblieben bin und diese Diva erst auf der Bühne richtig rauslasse. Da legt sich plötzlich ein Schalter um, sodass alles wie unter einem Vergrößerungsglas wirkt. Jede Bewegung, jeder Gedanke, jeder Ton wirkt viel intensiver. Ich komme mir vor, als bliebe die Zeit stehen. Ich bin dann hochkonzentriert und bringe dadurch das Divenhafte ganz bewusst zur Entfaltung. Auf der einen Seite fühle ich mich dadurch unheimlich kraftvoll, auf der anderen Seite jedoch total verwundbar. Ein unbeschreibliches Gefühl.  

Ein Song wie „A Night Like This“ wirkt wie der Soundtrack zu einem James-Bond-Film. Sind diese Filme eine große Inspiration für dich hinsichtlich des Vibes und des Lifestyles?
Ja, auf jeden Fall. Dieses Stück ist tatsächlich in Anlehnung an eine Szene aus „Casino Royale“ entstanden.  

Aber ist der Männertyp a la James Bond heutzutage denn noch angesagt?
Ich glaube, das ist ein Männertyp, der niemals aus der Mode kommt. Ich mag diesen Typ Mann jedenfalls sehr. Natürlich gibt es auch noch andere tolle Kerle, aber diese James-Bond-Männer passen von allen einfach am besten in meine Videos (lacht).  

Deleted Scenes From The Cutting Floor von Caro Emerald ist bei Universal erschienen.

  • teilen
  • schließen