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„Mich lächeln schon wieder zwei Spraydosen an“

Foto: Swen Pförtner / dpa

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Als Irmela Mensah-Schramm an der Wand eines Fußgängertunnels in Berlin-Zehlendorf den Spruch "Merkel muss weg" sieht, reagiert sie. Die 70-jährige Rentnerin zückt ihre pinke Spraydose und wandelt den Spruch um in: "Merke! Hass weg".  Mensah-Schramm hat das nicht zum ersten Mal getan. Seit mehr als 30 Jahren beseitigt sie fremdenfeindliche Schmierereien (hier ein kleines Portrait über sie), wurde für ihre Zivilcourage schon mehrfach ausgezeichnet – und jetzt vom Berliner Strafgericht dafür bestraft. Ein Anruf bei der Friedensinitiative Zehlendorf.

Frau am Telefon: Hallo?

jetzt: Guten Tag, jetzt hier, das junge Magazin der Süddeutschen Zeitung. Ich bin auf der Suche nach...

Frau am Telefon: ... die Frau, die Sie suchen, ist schon dran!

Umso besser. Frau Mensah-Schramm, was war da gestern los? 

Ich wurde verwarnt und mir wurde ein Bußgeld in Höhe von 1800 Euro auf Bewährung auferlegt. Da ich Wiederholungstäterin bin, droht mir auch, diesen Betrag zahlen zu müssen.

Beeindruckt Sie das?

Ich bitte Sie.

Sie werden also nicht aufhören, Nazi-Sprüche zu übersprühen?

Gerade sitze ich an meinem Schreibtisch und mich lächeln schon wieder zwei Farbdosen an. Ich gebe keine Ruhe, nein. Diese Strafe ist lächerlich.

Wieso?

Der Richter wollte das Verfahren eigentlich bedingungslos einstellen, das hat mir die Gerichtssprecherin selbst bestätigt. Ich habe das Gericht mit meinen Auszeichnungen konfrontiert, die ich für mein bisheriges Tun bekommen habe, habe sie damit konfrontiert, dass ich Schulklassen und Lehrer begleite. Und dass ich schon im gesamten Bundesgebiet und auch viel schlimmer aktiv war!

Wie war die Reaktion?

Ich glaube, der Richter war daraufhin sehr verunsichert. Wissen Sie, mich haben ja schon Polizisten auf frischer Tat ertappt und mir sehr freundlich gesagt, ich solle das bitte weiter machen. Die Spraydose, mit der ich „Merkel muss weg!“ übersprüht hatte, habe ich ja sogar von dem Schulleiter des Max Planck Gymnasiums in Göttingen bekommen, als mir dort der Göttinger Friedenspreis verliehen wurde.

Aber?

Die jungen Staatsanwälte sind zu karrieregeil. Die wollen dann Ober-Staatsanwalt werden und was weiß ich noch. Die Staatsanwältin im Gericht war richtig scharf drauf, mich bestrafen zu lassen.

Sie haben schon angekündigt, sich davon nicht unterkriegen zu lassen. Was haben Sie jetzt vor?

Erstmal muss man sagen: Wenn der Staat selbst mehr gegen diese Nazi-Schmierereien tun würde, wäre meine Arbeit ja gar nicht nötig. Ich werde jetzt mal nach einem guten Anwalt suchen und mich beraten lassen. Wenn ein Anwalt bereit dazu ist, mich zu vertreten, werde ich dann vielleicht in Berufung gegen das Urteil gehen. 

Zur Person:

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