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"Verdammt gute Texte" Slut haben sich an Brechts "Dreigroschenoper" gewagt

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Slut und die "Dreigroschenoper". Ist das eine zufällige Begegnung oder der Endpunkt jahrelanger Annäherung? Eindeutig ersteres. Peter Rein, der Intendant des Theaters in Ingolstadt, den wir bis dato nicht kannten, hat uns gefragt, ob wir Interesse hätten. Ob wir uns vorstellen könnten, die Musik jeden Abend live zu spielen und dazu noch schauspielerisch tätig zu werden. Nach zwei Wochen des Überlegens haben wir zugesagt.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Slut nehmen die Dreigroschenoper auf Was war des Intendanten Motivation? Nun, nichts Verwerfliches. (lacht) Er wollte junge Leute ins Theater locken. Was ihm auch gelungen ist. Neben dem Abonnentenpublikum war alles eher bunt gemischt. Hattet ihr jemals Bedenken, Euch dieses Stoffs zu bemächtigen? Bert Brecht thront ja doch ein bisschen höher. Wir hatten keine Angst, uns des Stoffs zu bemächtigen und etwas daraus zu machen. Mit den Reaktionen konnten wir nicht kalkulieren. Da gab's anfänglich schon ein flaues Gefühl in der Magengegend. Aber nach dem zweiten und dritten Lied, das wir geprobt haben, waren wir überzeugt, dass sich die Lieder schon ein wenig nach uns anhören.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Ließ sich das Publikum bisher auch überzeugen? Kann man so sagen. Im März waren wir wieder einmal Vorgruppe von Placebo. In Berlin haben wir dabei nur unsere Lieder aus der Dreigroschenoper gespielt und die Stücke sind überragend beim Publikum angekommen. Wir werden deshalb bei unserer nächsten eigenen Tour immer wieder mal ein Lied einstreuen. Dass auf dem Album dennoch nur fünf Stücke drauf sind, ist ja aber nicht dem Titel geschuldet? Da gibt es rechtliche Probleme. Es war schon ein Wunder, dass wir diese 22 Vorstellungen spielen durften. Da hätte auch mal jemand vorbeikommen können und sagen: So wollen wir das nicht. Der Grund ist, dass die Urheberrechte an der ursprünglichen Version erst in 14 Jahren erlöschen. Das ist alles verzwickt. Wir dachten, dass es bei uns kein Problem gibt, weil wir die Musik entkoppelt vom Theaterstück aufgenommen haben und eventuell noch unter dem Oberbegriff "Coverversion" rangieren könnten. Auch haben wir rechtzeitig die Anfrage an den betreffenden Verlag gestellt und es kam nichts zurück ­ was ein gutes Zeichen ist. Doch kurz vor der geplanten Veröffentlichung flatterte eine Unterlassungserklärung ins Haus, wonach wir nicht mehr als fünf Lieder veröffentlichen und live spielen dürfen. Ob es dabei bleibt ist Verhandlungssache. Wobei ja nicht nur bei dieser Verhandlung Gespür gefragt ist. Im ersten Finale der Dreigroschenoper heißt es: “Wer möchte nicht gern in Frieden und Eintracht leben, doch die Welt die ist nicht so." Ja, der Brecht hatte manchmal leider verdammt Recht. Als wir die Texte mit den Schauspielern einstudiert haben, dachte ich mir oft, dass dies schon so sein möge, man es aber heute nicht mehr so sagen kann. Jetzt, als ich es selbst gesungen habe, fiel mir auf, dass der Inhalt aktueller denn je ist. Ich kam mir vor wie der Sänger einer jungen deutschen Band, der es gelungen ist, verdammt gute und zeitlose Texte zu schreiben. Wird es die Aufführung auch außerhalb Ingolstadts zu sehen geben? Für den Herbst ist eine Tournee durch Deutschland geplant. Und wir wollen nur in bestuhlten Theatern spielen. "Die kleine Dreigroschenoper" von Slut ist am 30. Juni bei Virgin erschienen. Fotos: slut-music.de

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