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Unsere Freundschaft in einem Film: Das Interview mit den Darstellerinnen von "Prinzessinnenbad"
Mal zurück zum Anfang: Wie seid ihr eigentlich dazu gekommen, in „Prinzessinnenbad“ mitzuspielen? Klara: Ich saß an dem Tag ganz normal in der Schule, da hat ein Junge erzählt, hier würden später noch Darsteller für einen Dokumentarfilm gesucht. Ich bin also nach dem Unterricht noch geblieben, und dann hat sich das so ergeben. Mina: Wir dachten, das wäre eine schöne Erinnerung für uns, unsere Freundschaft in einem Film festzuhalten; mal im Fernsehen zu sein. Wir dachten nicht, dass das so groß wird. Ich habe eher damit gerechnet, dass der Film vielleicht in drei Jahren im Nachtprogramm von Arte läuft. Tanutscha: Wenn wir gewusst hätten, was da für ein Rummel entsteht, hätten wir auch sicher nicht so peinliche Sachen gesagt.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
"Wir sind Kreuzbergjunkies": Tanutscha, Mina und Klara (von links), die Darstellerinnen des Films "Prinzessinnenbad" Foto: ddp Das klingt nicht so, als wärt ihr mit dem Film sehr zufrieden... Tanutscha: Der Film zeigt halt nicht, wie wir uns verändern. Das ist schon ein Problem. Und verändert haben wir uns, das Ganze hat ja fast zwei Jahre gedauert. Man sieht eben nur einen Teil von unserem Leben, und den kann man leicht missverstehen. Klara: Wenn ich zum Beispiel sage, ich hatte schon 31 Beziehungen und will Pornostar werden, ist das ein Spaß. Auch das, was meine Mutter im Film sagt – ich dürfte alles, außer Heroin nehmen und schwanger werden –, war nicht ernst gemeint. Tanutscha: Man merkt natürlich trotzdem, dass der Film ziemlich gut ankommt. Es hat schon auch Spaß gemacht, die Atmosphäre und das Verhältnis zum Team waren toll. Wir haben uns keine Rollen ausgedacht, sondern einfach drauflos geredet, die Kamera haben wir irgendwann völlig vergessen. Erwachsene, die das sehen, denken weiter. Die können das besser einordnen und kapieren, dass wir nicht immer so sind. Ich fürchte, Jugendliche in unserem Alter denken schon eher: Oh Mann, diese Schlampen! Dabei sind wir privat auch oft ernsthafter, als das im Film rüberkommt. Wir reden untereinander über Krieg, über Gott und die Welt- da gibt es ganz andere Themen als nur Sex, Liebe und Partys. In „Prinzessinnenbad“ geht es ja vor allem um das Erwachsensein. Würdet ihr sagen, ihr seid schon erwachsen? Klara: Nein, mit Sicherheit nicht. Da fehlt schon noch etwas. Ich kann allerdings auch nicht sagen, was Erwachsensein wirklich bedeutet. Es gibt ja auch Menschen mit 50, die kann man teilweise immer noch nicht als erwachsen bezeichnen. Aber Jugendliche werden heutzutage doch immer schneller erwachsen. Findet ihr nicht? Klara: Das stimmt schon. Das hat viel mit dem zu tun, was öffentlich und auf der Straße passiert. Die Jüngeren machen einfach das nach, was sie bei den Größeren sehen. Ich war selbst oft mit Älteren unterwegs, aber das finde ich nicht falsch. Ich konnte mir mein eigenes Bild machen, und selbst herausfinden, was gut und was schlecht ist. Wenn ich das nicht wüsste, wäre ich vielleicht heute nicht hier. Mina: Eine ausgefüllte Kindheit ist schon wichtig. Aber es kommt vor allem darauf an, offen mit dem Kind umzugehen. Als ich das letzte Mal in Italien war, dort, wo mein Vater herkommt, habe ich einen 10-jährigen Jungen gesehen, der nicht allein zur Schule gehen durfte- obwohl sie nur 300 Meter von seinem Zuhause entfernt war. Das finde ich übertrieben. Tanutscha: Es geht natürlich alles sehr schnell, auch bei uns. Aber mir fehlt nichts, ich bin total glücklich damit, wie ich erzogen wurde. Ich hänge außerdem sehr an meiner Mutter. Aus meinem letzten Urlaub in Griechenland bin ich eine Woche früher zurückgekommen, weil ich sie so vermisst habe. Zum Erwachsenwerden gehört ja auch, seine Zukunft zu planen. Wie sieht es da bei euch aus? Mina: Ich habe gerade meinen Abschluss gemacht und werde im Herbst dann mit meinem Freund George ein halbes Jahr durch Thailand und Indonesien reisen. Ich möchte auch möglichst viele Fremdsprachen lernen; momentan spreche ich Englisch, Französisch und Italienisch, und irgendwann kommt noch Spanisch dazu. Am liebsten würde ich meine Arbeit später mit Reisen und Sprachen verbinden, weltweit unterwegs sein und Erfahrungen sammeln. Klara: Ich werde auch erst mal wegfahren, nach Panama, meinen Vater besuchen. Mit der Schule bin ich jetzt fertig. Und wenn ich zurückkomme, fange ich eine Ausbildung zur Gastronomiefachfrau an. Die dauert zwei Jahre und auf lange Sicht habe ich immer noch den Traum, mein eigenes Café aufzumachen. Und du, Tanutscha? Fährst du nicht weg? Tanutscha: Das muss nicht unbedingt sein. Hin und wieder schon, aber nicht so lange, und vor allem komme ich immer wieder zurück. Ich fange ab Herbst ein Freiwilliges Soziales Jahr im Altenheim an. Ich will Altenpflegerin werden- das habe ich auch im Film schon gesagt, aber man kommt vielleicht trotzdem nicht drauf, wenn man mich da so sieht. Später werde ich meine Wohnung neben der von Klara haben, immer noch am selben Platz, in derselben Straße in Berlin-Kreuzberg. Ich mag einfach das, was hier los ist. Die Leute sind offen, jeder kennt jeden. Ich bin ein Kreuzbergjunkie, ich will gar nicht weg.