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Tanzen für den guten Zweck

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Festivals sind schon eine Sauerei. Da machen wir uns alle Gedanken um den Klimawandel und Umweltschutz, aber fahren hinaus in die Pampa, auf irgendeinen Wiese, Waldrand oder See, zertanzen das Gras, trampeln den Boden fest, hinterlassen einen Haufen Müll an Sachen, die ohnehin erst in die Pampa gekarrt werden mussten. Und dazu noch die ganzen Musiker, die unsertwegen um die Welt jetten…. Geht das auch anders? Feiern, aber mit gutem Gewissen? Klar, sagt Niklas Lundell. Er ist einer der Organisatoren des Way-Out Festivals in Göteborg. Pia Volk hat es für uns besucht und mit ihm gesprochen. 

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



 Niklas, ich wollte grade etwas essen. Im Angebot sind Pommes mit Tofu, Chilli ohne Carne und glutenfreie Burger. Warum gibt es kein Fleisch? 
Niklas Lundell: Das hat verschiedene Gründe. Zum einen natürlich wegen der Nachhaltigkeit. Wir haben unseren ökologischen Fußabdruck messen lassen und Essen, vor allem Fleisch, verbraucht Unmengen an Ressourcen. Deshalb sind wir jetzt ein Vegi-Festival. Aber ich finde kein Fleisch essen ist auch feministisch.  

Wie bitte? 
Naja, wenn man das aus der Geschlechterperspektive betrachtet, dann ist die ganze Fleischindustrie doch ein sehr männliches Ding. Und Fleisch essen auch. So ein richtiger Kerl der isst ein ordentliches Steak – das bedeutet Männlichkeit und auf eine schräge Weise geht es da auch um sexuelle Performance. Aber wir hier denken anders. Wir glauben an den Feminismus.  

Gibt es aus feministischen Gründen jetzt auch Bio-Bier? 
 Jein. Bier trinken auch Frauen, sie tun es aber anders als Männer. Mit dem Bio-Bier wollen wir ein Statement gegen die „Ist mir doch egal“ Attitüde setzen, mit dem es oft einher geht. Es ist eher ein Ding gegen die Gleichgültigkeit. Aber auch hier geht es auch um Nachhaltigkeit. Bier ist das Produkt, das am meisten konsumiert wird. Und nach dem vegetarischen Essen, war das nur der nächste Schritt. Rund 80 Prozent unserer Essens ist bereits bio. Jetzt eben auch das Bier.  

Seit wann macht ihr dieses Öko-Ding. 
Schon immer. Way Out West gibt es erst seit 2007. Damals hat man vom Klimawandel gesprochen und der Luftverschmutzung. Jetzt nennt man es eben Nachhaltigkeit. Das war eines unsere Kernanliegen: Spaß haben und machen, und zwar mit gutem Gewissen.  

Aber eure Getränke verkauft ihr noch in Plastikflaschen. Da wird Unmengen an Müll produziert. Für den habt ihr gefühlte 25 verschiedene Tonnen: Brennbares, Glas, Plastikflaschen, Papier und anderen Kram. Ich habe grade ein paar Leute gefragt, ob sie in betrunkenem Zustand noch Müll trennen können. Sie meinten eher nicht. Habt ihr deshalb eine Mannschaft an Volunteers die den anderen ihren Kram hinterher räumen?  
Wir möchten hier keinen erziehen. Erziehen ist wirklich ein Wort, das ich vermeide. Wir möchten Menschen inspirieren. Und ich glaube, das schaffen wir auch. Wir zeigen, dass man eine fantastische Zeit haben kann und sich trotzdem bewusst machen kann, welchen ökologischen Fußabdruck man hat. Ich glaube, es macht mehr Spaß zu feiern, wenn man weiß, dass die Zeit, die man hier verbringt eben nicht der Gesellschaft oder dem Planeten schadet.  

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Niklas Lundell, einer der Betreiber des "Way-Out Festivals in Göteborg.

Aber so ein Festival verbraucht doch immer Strom, Künstler müssen eingeflogen werden und der Müll muss eben auch weggeschafft werden.  
Das stimmt, das ist alles nicht so sexy wie vegetarisches Essen. Transport ist unser größter Ressourcenverbraucher, Energie kommt an zweiter Stelle. Bevor wir auf ein Vegi-Festival wurden, war Essen das größte Nachhaltigkeitsproblem. Wir gehen all diese Faktoren an. Nachhaltig ist man ja nicht irgendwann. Das ist ein ständiger Prozess des Besserwerdens.  

Und wie macht ihr das genau? 
Aber unser Strom ist grün. Wir sind hier an der Küste, wir nutzen Windenergie. Wenn wir Generatoren einsetzen – was wir versuchen zu vermeiden – dann keine Dieselgeneratoren, sondern Eco Power. Wie die genau funktionieren, weiß ich allerdings nicht. Aber sie sind nicht umweltschädlich. Die Flüge der Künstler kompensieren wir. Wir investieren in ein Projekt vor Ort und in eines in einem Entwicklungsland, ich glaube es ist ein Regenwaldprojekt, aber da bin ich mir grade nicht sicher. Und unser Müll aus dem wird sogar Energie gewonnen. Das meiste davon wird verbrannt und von der Energie kann man die Laster betreiben, die den Müll abtransportieren und ein bisschen was nutzen sogar die umliegenden Haushalte.  

Oh, ich tue also sogar noch etwas Gutes, wenn ich hier tanzen?  
 Zumindest unterstützt du andere Lebensweisen, besonders wenn du eigentlich Fleischesser bist. Es ist doch so: Wir hören hier nicht nur Musik und sehen Künstler, wir feiern alternative Kultur. Die Menschen, die sonst Außenseiter sind, die als „der oder die Andere“ behandelt werden, für die bauen wir ein Welt, in der sie drei Tage lang ihre Normalität ausleben können. Die seltsamen, die verrückten – das sind du und ich. Wir ehren auf unsere Art Menschen, die sich für etwas gutes einsetzen, und zwar jeden Tag aufs Neue.       




Text: pia-volk - Bilder: oh

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