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Talent statt Telefonat

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Die Fotografin Rosa Roth, 27, widmet ein ganzes Magazin dem Prinzip Handy-Foto: Auf der Phototriennale in Hamburg soll „The Smart View“ Release feiern, mit Künstler-Porträts und Texten zum Thema Smartphone-Fotografie. Um das Heft produzieren zu können, haben Rosa und ihr Team gerade eine Crowdfunding-Kampagne gestartet.

jetzt.de: Rosa, du bist studierte Fotografin und fotografierst selbst am liebsten analog – wieso dann jetzt ein Magazin für Smartphone-Fotografie?

Rosa Roth: Ich habe Anfang 2013 eine Arbeit gemacht, für die ich mich mit verschiedenen Leuten über Whatsapp unterhalten habe – und zwar nur mittels Fotos. Es ging darum, inwieweit unsere Sprache durch die Apps, mit denen wir Bilder teilen, visualisiert wird. Bilder können mittlerweile ganze Wörter und Sätze ersetzen. Man muss nicht mehr schreiben „Das Wetter ist schön!“, sondern schickt ein Foto von der Sonne.

Und dann hast du Menschen fotografiert, die mit dem Smartphone fotografieren.

Ja, im Sommer 2014 bin ich nach Italien gereist und habe dort an den Hotspots wie dem Schiefen Turm von Pisa und vorm Colosseum die Touristen durch meine Kamera beobachtet, wie sie Bilder mit ihren Smartphones und Tablets machen. Vorher habe ich mich auch schon wissenschaftlich mit Smartphone-Fotografie beschäftigt und mich gefragt: Wie kann ich den wissenschaftlichen Fundus und meine künstlerische Arbeit unter einen Hut bringen? Dann dachte ich: Wieso mache ich nicht einfach ein Magazin?

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Gibt es schon viel wissenschaftliches Material zu dem Thema?

Nein, sehr wenig. Alle Veröffentlichungen dazu sind aus den Jahren 2013 und 2014.

Womit beschäftigen die sich?

Es geht um das Teilen von Informationen, rund um die Welt, zu jeder Zeit, an jedem Ort und darum, wie sich die Kommunikationsweisen verändert haben. In Sachen Fototheorie gibt es noch keine neuen Ansätze, die die Mobil-Fotografie einschließen.

Sie hat doch sicher unter Fotografen keinen so guten Ruf, oder?

Die Qualität der Bilder ist nicht sehr hoch und der Arbeitsaufwand gering. Da kann man als professioneller Fotograf immer sagen: „Ein zwölf mal zwölf Zentimeter großes Bild kann man an Tante Emma schicken, aber keine Kunst draus machen!“ Oder: „Ich habe zehn Stunden an der Retusche meines Bildes gesessen und du wischst ein Mal über deinen Bildschirm!“ Aber es hat eben den klaren Vorteil, dass du es überall machen kannst, das Handy hast du immer in der Tasche. Und die Kameras sind mittlerweile echt gut. Ein weiterer Vorteil ist, dass man das Bild gleich bearbeiten kann, das ist so, als hätte man sein Labor oder seinen Computer immer dabei.

Gibt es denn mittlerweile professionelle Smartphone-Fotografen?

Ja, auf Plattformen wie Instagram und VSCO ist das stark sichtbar. Klar, da gibt es auch viele Privatpersonen, die Selfies posten, aber eben auch hochwertige Fotografie. Bestimmte Leute werden da gehypet wie verrückt. Und es entwickeln sich auch gewisse fotografische Stile: Food Photography, Porträtfotografie, Landschaftsfotografie und so weiter. Alle Strömungen in der Fotografie gibt es mittlerweile auch auf Instagram. Da wiederholt sich zwar vieles und viele Leute kopieren sich gegenseitig. Wir haben aber versucht, Beiträge zusammenzustellen, die ein bisschen daraus ausbrechen, eine speziellere Position einnehmen.

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Wie habt ihr die gefunden?

Ich musste mir erstmal ein Netzwerk aufbauen, ich kannte ja noch niemanden aus der Szene. Dabei bin ich bis in die USA vorgestoßen – da ist die Smartphone-Fotografie schon viel weiter ist als in Europa, es gibt einen kleinen Kunstmarkt dafür, Künstlerkollektive, Galerien, die Mobile Photographers vertreten und so weiter. Im Dezember habe ich einen Beitragsaufruf für die erste Ausgabe gestartet und habe ziemlich viele Einsendungen bekommen. Es sind Leute aus der ganzen Welt dabei, aus Kalifornien, Australien, Finnland, Brasilien, richtig international.

Was macht deren Bilder so besonders?

Rüdiger von Selzam und Jody Mattioli zum Beispiel kombinieren mehrere Bilder zu ganzen Serien oder Bildpaaren. Das ist ungewöhnlich, da auf Instagram ja sonst nur Einzelbilder gezeigt werden. Oder Michael Haberbosch, der ein ganzes Buch mit Handybildern produziert hat, ohne sie jemals mit einer Bildbearbeitungsapp geöffnet zu haben. 

Trotzdem: Viele Smartphone-Fotos haben eine ähnliche Ästhetik.

Ja, es zeichnet sich schon eine Grundästhetik ab. Die lehnt sich wie schon gesagt an die typischen fotografischen Stile an und dazu gibt es diesen Vintage-Look, einen Blick zurück auf die alten Techniken. Die Instagram-Filter sind alle an alte, analoge fotografische Verfahren angelehnt.

Smartphone-Fotos, also die digitalsten Fotos, die es gibt, in ein Magazin zu drucken, ist auch ziemlich retro.

Wir haben auch eine Webseite, da sollen Artikel, Infos und Online-Features erscheinen. Die Druckausgabe bildet die Essenz aus der Arbeit mit dem Blog und hat den Vorteil, dass man sich Zeit nehmen kann, um die Fotos auf sich wirken zu lassen – abseits von der ganzen Informationsmasse im Internet.

Fast jeder hat ein Smartphone – kann dadurch auch jeder zum Smartphone-Fotografen werden?

Ein gewisses fotografisches Talent muss man natürlich mitbringen, was Ausschnitt und Komposition angeht. Man kann sich vieles online ansehen und sich etwas abgucken. Und die Bldverarbeitungsapps sind so einfach gestaltet, dass jeder damit umgehen kann. Eine Gegenleistung, die wir beim Crowdfunding anbieten, wird ein Mobile Workshop sein, da werden wir mit fünf Leuten durch Hamburg gehen und zeigen, wie man ein gutes Smartphone-Foto macht und das schön verarbeitet. Ich kann mir vorstellen, dass wir das auch in Zukunft anbieten, wenn das gewünscht wird.

Text: nadja-schlueter - Foto: THE SMART VIEW / Rosa Roth

Instagram Storys vom feinsten gibt es hier:

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