„Nix Bausparen, nix Sparbuch: Kriegsanleihen sind das neue Ding“
Kennt das Investmentbusiness denn keine Ethik?
Das Kapital ist weder gut noch böse. Das Problem ist aber doch, das heutzutage nicht die Menschen das Kapital regulieren, sondern das Kapital die Menschen. Wir alle leben in dieser Welt, und wir alle sind auf die eine oder andere Weise verwickelt in das ökonomische System. Auch wenn du Steuern zahlst, dann geht ein gewisser Prozentsatz von diesen Steuern in die Rüstungsindustrie. Wer kann das schon überblicken. Oder wenn du Aktien von einem Telekommunikationsunternehmen besitzt - man weiß ja nie, welche Geschäfte dieses Unternehmen sonst so gemacht hat. Vielleicht hat die Firma gerade einen lukrativen Deal im Sudan oder im Irak abgeschlossen.
Was willst du mit den War-Investment-Starter-Kits, kleinen Pappschachteln mit verbrannter Erde drin, bewirken?
Die Rolle der Kunst soll es ja sein, eine Selbstbeobachtung der Gesellschaft zu ermöglichen, aber das ist eine zwiespältige Rolle, weil man einerseits vielleicht unter bestimmten Bedingungen tatsächliche Veränderungen ermöglicht, andererseits betreibt man natürlich immer die Reproduktion des bestehenden Systems. Die Kunst folgt dem Marktdiktat doch genauso. Deshalb kann ich die Frage nach der Wirkung von Warmarkt Inc. auch nicht endgültig beantworten, ich weiß es einfach nicht.
Du kommst aus Slowenien und hast an der LMU in München über den Krieg in Ex-Jugoslawien geforscht. Hat das deine Arbeit bei Warmarkt Inc. beeinflusst?
Es heißt ja immer, dass der Krieg in Jugoslawien ein ethnischer, religiöser und politischer Konflikt war. Aber meine Recherchen haben mir eines klar gemacht: Im Krieg geht es immer auch um Ökonomie. Nur ein Beispiel: Ein Kriegsreporter der serbischen Wochenzeitung „Vreme“, sagte einmal zu mir: „Früher dachte ich, dass die Front da anfängt, wo geschossen wird. Aber heute weiß ich, dass die Front da anfängt, wo die LKWs mit ihren Lieferungen gereiht stehen.“ An jeder Front werden Geschäfte gemacht. Kroaten, Serben und bosnischen Muslime haben pausenlos untereinander gehandelt, der verkaufte Waffen an den Feind, der wiederum Munition, und die internationalen Player haben auch immer ein paar Panzer im Angebot.