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"Schön, dass die sich aufregen"
Am Sonntagabend postete der Berliner Rapper Bass Sultan Hengzt auf Facebook das Cover seines neuen Albums. Darauf sieht man zwei Männer kurz davor, sich zu küssen. Seitdem läuft ein Sturm der Homophobie durch die Kommentarspalten der deutschen Rapszene.
jetzt: Hunderte hasserfüllte Kommentare auf Facebook, Parolen wie "No Homo", "Keine Toleranz für Schwuchteln" - hast du damit gerechnet?
Bass Sultan Hengzt: Ich dachte schon, dass sich der eine oder andere auf den Schlips getreten fühlt. Aber dass es so eine Welle schlagen wird? Nein.
Raffiniertes Marketing, werfen dir einige vor.
Dabei haben ja erst die Leute, die das so homophob kommentiert haben, das Thema richtig groß gemacht. Ich hoffe, die beißen sich jetzt alle in den Arsch. Dass meine neue Single "I Love Haters" heißt und genau das anspricht, passt aber wirklich wie die Faust aufs Auge.
Warum überhaupt dieses Cover?
Seit sich mein Stil weg vom Battlerap bewegt, gibt es immer ein paar Leute, die mir schreiben: "Ey, du bist schwul geworden." Die wollte ich ein wenig ärgern. Schön, dass sich jetzt gleich alle "Ey-du-bist-Schwul-geworden"-Menschen in Deutschland aufregen.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Du schreibst, du hättest ein paar hundert Follower verloren.
Meine Musik soll den Leuten Spaß machen und ist tolerant. Alle, die eh schlechte Laune haben und alles kacke finden, können sich gerne verabschieden. Da ist es mir egal, ob ich Käufer verloren habe.
Wie homophob erlebst du die deutsche Hip-Hop-Szene?
Ich empfinde sie eigentlich gerade als sehr tolerant. Klar, es gibt immer schwarze Schafe. Aber ich bin mir auch nie sicher, ob die das todernst meinen oder ob das einfach nur Macho-Gehabe ist.
Die Schönheit des männlichen Körpers war ja im Rap noch nie so wichtig:Bodybuilding ist unter Rappern ein Riesenthema, Kollegah verkauft sogar Fitnesspläne und Oben-ohne-Fotos.
Das finde ich auch sehr lustig. Sich eingeölte nackte Rapper als Poster an die Wand zu hängen ist auch nicht gerade sehr hetero.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Welche Reaktionen hast du von Kollegen bekommen?
Manche haben gelacht und fanden die Aktion mutig. Andere haben sich gar nicht erst geäußert.
Hast du auf negative Posts geantwortet?
Ich hab die homophoben Kommentare retweetet. Die Quittung kam prompt. Als Homophober hast du es heutzutage nicht leicht.
Seit Macklemore hat sich kaum ein prominenter Rapper öffentlich gegen Homophobie gestellt. Warum passiert das nicht öfter?
Ich glaube, die meisten haben einfach Angst, dadurch irgendwie ihr hartes Image zu schädigen. Ich war in der Szene immer bekannt dafür, dass es mir egal ist, was Leute von mir halten. Und ich war schon immer etwas lockerer als die Meisten.
Wer sind eigentlich die beiden Jungs auf dem Cover?
Zwei Heteros.