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Sauberes Geschäft: Zwei Studenten und ihr Waschsalon
Der Waschklub von Außen. Ihr seid knackige Jungs, die alle Waschtricks kennen und über das richtige Trockner-KnowHow verfügen. Bestimmt stehen die Mitbewohner und Schwiegermütter Schlange. Prinzipiell freuen wir uns über eine Schlange Waschwilliger vor dem Klub... aber gegen potentielle Schwiegermütter haben wir auch nichts! Ganz schön mutig, im dritten Semester einen eigenen Laden aufzumachen. Was war die größte Herausforderung an der Sache? Okay, eigentlich das Geld, aber auch gerade das dritte Semester. Das ist bei uns im Produktdesign sowieso das schwierigste, weil kurz vor dem Vordiplom. Da hat man eh noch drei Projekte nebenher laufen, und dann zur gleichen Zeit noch Experte im Dienstleistungssektor zu werden, war schon hart. Wobei wir sogar beide eine kaufmännische Ausbildung zum Industriekaufmann haben - aber trotzdem. Von Waschmaschinen und Rechtskalkulation wussten wir vorher eher wenig. Macht’s noch Spaß? Ja, vor zwei Monaten hat es angefangen, richtig Spaß zu machen. Denn im Sommer und Herbst ist das Geschäft besser – die Leute schwitzen mehr. Wir haben ja erst diesen Januar eröffnet, und am Anfang hat man schon gemerkt: Die Leute gewöhnen sich erst langsam daran, und es hat eine Weile gedauert, bis sich die Abläufe eingespielt haben und der Laden voll ist. Es läuft jetzt ein bisschen besser als Null, aber das war’s schon. Warum habt ihr das denn überhaupt auf euch genommen? Am Anfang war das so eine Schnapsidee, Schwäbisch-Gmünd braucht einen Waschsalon... Es gab nämlich einen regelrechten Privat-Waschmaschinen-Tourismus, so von WG zu WG und von Studentenwohnheim zu Mutti. Aber dann haben wir schnell gemerkt, dass es eine tolle Möglichkeit ist, unseren Geschäftssinn unter Beweis zu stellen. Hat bei eurer Entscheidung auch das Film-Image vom Waschsalon als ideales Flirt-Parkett eine Rolle gespielt? Ein paar Beispiele von Salon-Schatzis: Daniel Day-Lewis in Mein wunderbarer Waschsalon, Maggie Gyllenhaal in Secretary, Josh Hartnett in 40 Tage, 40 Nächte, Rowan Atkinson in Mr. Bean... Das haben wir tatsächlich erst im Nachhinein von Freunden erfahren, dass der Waschsalon so ein hipper Filmort ist. In unserer Argumentation hat aber schon immer eine Rolle gespielt, dass unser Waschklub auch ein Ort der Begegnung werden soll. Da wirkt das Ansprechen nicht billig, viele sind alleine dort, wir wollen ja auch, dass die Leute im Salon bleiben und eine gute Atmosphäre entsteht. Das Bild, dass sich dort nette Menschen finden, hat man schon immer im Kopf. Deshalb haben wir versucht, mit gelb gestrichenen Wänden und gemütlichen Kino-Sesseln eine kuschelige Atmosphäre zu erzeugen.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Robert und Florian vor ihrem Kapital.
Schon mal selbst ein Auge auf Gäste geworfen?
Das bringt schon die Überwachungskamera mit sich, ja... Wir stellen aber niemandem nach, es sei denn, der randaliert. Wenn jemand Hübsches da ist, dann freuen wir uns, denn das kurbelt bestimmt die Besucherzahlen an. Da denkt sich dann vielleicht der ein oder andere beim Blick ins Schaufenster, jetzt wasch ich auch mal im Waschklub.
Beim Stichwort Überwachungskamera reagiert man in „Stasi 2.0“-Zeiten schnell gereizt – braucht ihr die wirklich?
Ja, denn es ist kein Personal da, und wir wollen den Waschenden trotzdem das Gefühl geben, dass sie sicher sind. Wenn die Kamera eine kleine Auffälligkeit zeigt, gehen wir selber hin und schauen. Bei Sachbeschädigung oder Härterem würden wir sofort die Polizei rufen, aber zum Glück war so was noch nicht da.
Was war das Spannendste, was euch im Salon passiert ist?
Lustig war, als es bei der Eröffnung vor dem Salon einen Auffahrunfall gab. Wir hatten erst am Eröffnungstag das Papier von dem großen Schaufenster abgemacht, und da hat sich wohl jemand den Hals ausgerenkt beim Vorbeifahren. Spannend für uns war am Anfang vor allem, wer eigentlich kommt, und wir sind jetzt ganz zufrieden. Das Publikum ist gut gemischt, aber die meisten sind Studenten.
Die Kunden vergessen doch öfter mal Klamotten. Was habt ihr schon alles gefunden, und was macht ihr damit?
Meistens einzelne Socken. Einmal hat jemand einen Bettbezug dagelassen, aber den wollte er wohl absichtlich aussetzen, weil der kaputt war. Wenn’s eine Socke ist, legen wir die auf einen Tisch, und wenn sie nach einer Woche niemand abgeholt hat, werfen wir sie weg.
Hat euch schon mal ein totaler Wasch-Unkundiger die Maschine geschrottet?
Geschrottet nicht, aber es hat mal jemand verbotener Weise seine Wäsche gefärbt, da mussten wir eine Stunde lang die Maschine putzen. Einmal haben wir einen Nagel im Abfluss gefunden, aber das war wohl keine Absicht. Wir sind auch nicht davor gefeit, dass jemand kommt und sich einen Spaß mit zuviel Waschpulver erlaubt, das dann den Einfülltrichter blockiert. Deshalb haben wir Waschtipps im Klub aufgehängt und auf der Webseite gibt es einen Link zu www.frag-mutti.de, das ist super für solche Fälle.
Zur Unterhaltung bietet ihr W-Lan, Lesestoff und einen Kaffeeautomaten an. Bleiben die Leute wirklich 90 Minuten vor ihrer Wäsche sitzen? In Schwäbisch-Gmünd muss man doch keine Angst haben, dass einem die Sachen aus der Maschine geklaut werden.
Es gibt überall solche Leute, aber man muss keine Angst haben, weil die Tür während des Waschvorgangs verriegelt. Mit der Miele Professional dauert das Waschen aber eh nur eine Dreiviertelstunde, das hält man schon aus.
Nach einigem Hin und Her habt ihr für euer ambitioniertes Projekt doch noch einen Kredit bekommen. Könnt ihr einen Tipp geben, wie man Banken von seinem Vorhaben überzeugt?
Vor allem muss man voll dahinter stehen. Die Kreditgeber merken dann schon, dass du das wirklich willst. Aber das reicht noch nicht, man muss mehrere durchdachte Konzepte haben, die zeigen, dass man sich Gedanken gemacht hat. Kalkulationen, Kostenschätzungen, Alternativszenarien für den Fall, das Plan A nicht so gut hinhaut.
Ist euer Waschsalon für die Ewigkeit? Wie geht’s weiter?
Wir entscheiden das am Ende vom Studium. Das Design von Klub und Homepage ist auf ein Franchise-System angelegt, das wird schon zum Weitermachen animieren.
Andererseits sind wir dann ja ausgebildete Produktdesigner und eigentlich immer noch keine Dienstleistungsleute. Wenn der Klub aber gut weiterläuft, soll es ihn schon noch eine Weile geben. Wir haben sogar schon eine temporäre Stellvertretung, also schon fast Angestellte.
Interview: Eva Bader
Text: eva-bader - Fotos: Anlauff & Fröhlich