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Robin Horst und der kleine Kampf gegen ahnungslose Politiker
jetzt.de: Herr Klier, was ist das Konzept von politiker-stopp.de? Horst Klier: Auf der Internetseite befindet sich ein kleiner HTML-Code, den man auf seine eigene Website übernehmen kann. Wenn ein Besucher diese Seite dann ausdrucken will, erhält er nur noch einen Hinweis, dass die Seite sich nicht drucken lässt. Dieser Hinweis ist eine Anspielung auf Politiker, die selbst nicht im Internet surfen, sondern sich von ihren Angestellten Seiten ausdrucken lassen. Im Netz werden die auch gerne mal „Internet-Ausdrucker“ genannt. Man könnte meinen, Sie haben selbst schlechte Erfahrungen mit Politikern gemacht. Nein, das nicht, ich habe auch prinzipiell nichts gegen Politiker. Auch wenn man mit einzelnen Gesetzen nicht einverstanden ist, muss man in einer Demokratie damit leben können.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Screenshot der Website Sie spielen mit der Aktion auf die Zensurpläne von Familienministerin Ursula von der Leyen an, die den Zugang zu kinderpornografischen Websites erschweren will, oder? Genau. Mit meiner Seite möchte ich den Politikern, die diese Internetzensur fördern, einen kleinen Streich spielen. Mich stört vor allem, dass Frau von der Leyen technisch versierte Nutzer generell als „zum Teil schwer Pädokriminelle“ bezeichnet. Ich habe selbst vier Kinder und stehe vor dem Problem, wie ich ihnen den richtigen Umgang mit dem Netz beibringe. Es würde mir das Leben bestimmt leichter machen, wenn eine Reihe von Internetseiten gesperrt würde. Und bei Kinderpornos gibt es da sowieso keine Diskussion. Aber wo hört man dann auf? Mal abgesehen von den technischen Schwächen sehe ich die fehlende Rechtsstaatlichkeit als größtes Problem. Eine geheime Liste, die das BKA verwaltet, macht mir Angst. Wenn die Mehrheit der Bürger das will, muss man sich in einer Demokratie danach richten. Doch die jetzige Umsetzung ist ein Witz.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
So sieht er aus, der Ausdruck für jene, die das "Internet ausdrucken" möchten. Hat die Seite einen Nutzen für die Diskussion um die Internetzensur? Es ist schon spannend, wenn eine solche Seite von einem technisch eher nicht so versierten Besucher gedruckt wird. Seien wir mal ehrlich: Die Diskussion um die Netzsperren ist zwar sehr hitzig bei den Leuten, die etwas davon verstehen, aber die normale Bevölkerung denkt sich nur: „Kinderpornos sperren, das ist doch prima“. Mit technischen Beschreibungen, wo hier das Problem liegt, kommt man kaum weiter. Wenn aber so jemand plötzlich eine Seite nicht mehr drucken kann, versteht er es vielleicht. Noch besser dann, wenn ihm jemand auch noch zeigt, wie das dann wieder zu umgehen ist. Das ist ähnlich schwer (oder eben leicht) wie die geplanten DNS-Sperren. Selbst wenn viele das Internet mittlerweile nutzen, haben sie es oft noch nicht verstanden. Hier ist noch viel Aufklärungsarbeit notwendig.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Selbsternannter Internet-Flüsterer und Bio-Evangelist: Horst Klier. Wie reagieren die Leute auf Ihre Seite? Die Rückmeldungen sind fast ausschließlich positiv, das hat mich sehr überrascht. Über 100 Mails haben mich in den letzten drei Tagen erreicht. Viele waren begeistert und wollten sofort selber mitmachen, andere hatten Vorschläge zur Verbesserung. Ich hätte ehrlich gesagt mit mehr negativen Reaktionen gerechnet. Wie kamen Sie auf die Idee, das Thema auf diese Art zu verarbeiten? Die Idee zu politiker-stopp.de entstand während einer Radiosendung zum Thema Internetsperren. Dort fiel mehrmals der Begriff „Internet-Ausdrucker“. Nachdem ich mich schon lange dafür einsetze, druckfreundlichere Internetseiten zu machen, lag es dann ganz nahe, das entsprechend umzusetzen. Ein paar Stunden später war die Seite online.