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Recycling-Projekt "runde sache"
Wie ist die Idee zu dem Projekt entstanden? Michaela Willisch: Die „runde sache“ ist als Projekt von Enchada, dem entwicklungspolitischen Netzwerk der Katholischen Jugend Österreichs entstanden. Wir haben ein Projekt aus dem Umweltbereich gesucht, das zugleich auch Jugendliche ansprechen sollte. Durch ein wenig Recherche haben wir festgestellt, dass es in Wien schon einige CD-Sammelstellen gibt. Die Bevölkerung ist darüber aber kaum informiert. Deshalb hielten wir es für wichtig, Aufklärung rund um das Recyceln von CDs zu betreiben. Recyceln lassen sich ja viele Dinge. Warum habt ihr euch ausgerechnet für CDs entschieden? Zu Anfang standen verschiedene Dinge zur Auswahl, z.B. Tetrapacks. Sie sollten vor allem klein und nicht zu sperrig sein. Die Entscheidung für CDs basierte also auf mehreren Einzelfaktoren.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Was genau lässt sich denn aus recycelten CDs machen? CDs bestehen aus einer äußeren Aluminiumschicht und einem Plastikkern aus Polycarbonat. Wenn man die Aluminiumschicht ablöst kann man das Polycarbonat extrahieren und zu einem Granulat verarbeiten, das dann wieder als Rohstoff für weitere Produkte dient. Man kann natürlich wieder CDs daraus herstellen, aber auch Dinge wie Brillengläser, Scheiben oder medizinische Produkte. Polycarbonat ist zu 100% wiederverwertbar. Wie genau sammelt ihr die CDs? Wir haben 250 bunte Sammelboxen herstellen lassen. Zunächst haben wir uns nur auf Wien beschränkt, weil es so einfacher für unser Team ist, die CDs auch selbst abzuholen. Die Boxen stehen hauptsächlich in Schulen, Jugendzentren, Pfarrheimen und Umwelteinrichtungen. Auch außerhalb Wiens befinden sich einige Boxen, von dort werden uns die gesammelten CDs dann zugeschickt. Ihr habt einen Kreativwettbewerb ausgeschrieben, der noch bis zum 30. Mai läuft. Was erwartet ihr da für Einsendungen? Wir haben vier Kategorien ausgeschrieben, Video, Grafik, Musik und Event. An diesen Kategorien können sich die Teilnehmer orientieren. Eine Schulklasse hat zum Beispiel ein Theaterstück und einen Fotoroman zu dem Thema erstellt, andere haben einen Kurzfilm geschickt oder eine Homepage gebastelt. Außerdem könnte man natürlich kleinere Events organisieren, mit denen auf die Sammelaktion aufmerksam gemacht wird. Durch die Digitalisierung ist die CD ja mittlerweile fast schon vom Aussterben bedroht. Setzt ihr aus der Umweltschutzperspektive Hoffungen darauf, dass man in naher Zukunft gar keine konventionellen Speichermedien mehr braucht, die nach ihrer Entsorgung Rückstände hinterlassen? Ich sehe das ein wenig zwiespältig. Digitale Datenträger wie Festplatten werden ja auch entsorgt, wenn sie veraltet sind. Elektroschrott finde ich fast noch schlimmer als entsorgte CDs oder Kassetten. Der Vorteil der neuen Speichermedien ist aber, dass sie länger haltbar sind und eine größere Speicherkapazität haben. Auf den ersten Blick scheint es für eine christliche Jugendorganisation ungewöhnlich zu sein, sich für Umweltschutz zu engagieren. Wo genau siehst du die Verbindung von Umweltschutz und christlichen Werten? Wir sind als Organisation sehr vielfältig orientiert. Das Projekt ist ja wie schon gesagt aus der entwicklungspolitischen Arbeit hervorgegangen. Ich selbst bin Ökologin und werde immer wieder gefragt, wie ich Umwelt und Soziales miteinander verbinden kann. Für mich geht das eine nicht ohne das andere. Man kann nicht nur Umweltschutz betreiben, ohne sich Gedanken zu machen über die Bedürfnisse der Menschen, die in dieser Umwelt leben. Zum "runde sache"-Projekt gehören deshalb auch Workshops, in denen wir auf die Zusammenhänge zwischen Umweltschutz, Ressourcennutzung und den sozialen Bedingungen von Menschen in wirtschaftlich weniger entwickelten Ländern aufmerksam machen. Die offizielle Amtskirche ist bisher nicht für ihr großes Engagement für den Umweltschutz bekannt. Erwartet ihr von dieser Seite mehr Bewusstsein für das Thema? Ich persönlich würde es schon erwarten, aber nicht direkte Forderungen an die Amtskirche stellen. Aus deren Perspektive gibt es immer Themen, die gerade aktueller sind. Vielleicht wird sich das aber in Zukunft ändern. Wie steht es um die Zukunft des Projekts? Plant ihr eine Expansion in andere Städte? Die Rückmeldungen waren bisher sehr positiv. Nicht nur aus verschiedenen österreichischen Bundesländern, sondern auch aus Deutschland. Eine Vergrößerung wird für uns aber aus zeitlichen Gründen schwierig, da wir alle ehrenamtlich arbeiten. Enchada selbst möchte sich in Zukunft wieder mehr auf die Hauptaufgabe der entwicklungspolitischen Arbeit konzentrieren. Durch das Recycling-Projekt bekommen wir zwar viel Aufmerksamkeit, es erfordert jedoch auch viel logistische Arbeit. Wie könnte es für die „runde Sache“ stattdessen weitergehen? Ich könnte mir vorstellen, dass wir nicht mehr direkt in die Durchführung des Projektes involviert sind, sondern eher als Berater tätig sind und eine Art Vorbildfunktion für andere Organisationen erfüllen. Wir würden uns sehr freuen, wenn das Projekt durch Umweltschutzverbände oder Stadtverwaltungen weitergeführt werden könnte.