Am Sonntag gewann „Schläfer“, der Film von Benjamin Heisenberg (31), in Saarbrücken den Max-Ophüls-Preis. In der deutsch-österreichischen Produktion wird ein junger Münchner Doktorand vom Verfassungsschutz gebeten, einen iranischen Kollegen und Freund auszuspionieren. Die Freundschaft der beiden bewegt sich daraufhin bald auf einem schmalen Grat zwischen Misstrauen, Moral und Verrat. Als es in München tatsächlich zu einem Terroranschlag kommt, eskaliert die Situation zwischen den jungen Männer.
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Heisenbergs Film, seine Abschlussarbeit an der HFF München, gewann neben den mit insgesamt 36 000 Euro dotierten Hauptpreis auch den mit 3000 Euro dotierten Filmmusik- und mit den 13 000 Euro verbundenen Drehbuchpreis.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Illustration: Julia Schubert
Heisenberg bei der Preisverleihung (Foto: dpa)
Was machen Sie mit dem Geld, das sie derzeit bei verschiedenen Filmfestivals und Filmpreisen gewinnen?
Also erst mal sichert mir das einige warme Mahlzeiten. Als junger Filmemacher verdient man nicht viel, das vergessen einige immer.
Wie lange haben Sie für den Film „Schläfer“ gebraucht?
Ich habe im Jahr 2001, nach dem elften September, angefangen darüber nachzudenken, die Arbeit am Film hat gute drei Jahre gedauert.
Hatten Sie da nicht Angst, dass das Thema heute schon irgendwie altbacken wirken könnte?
Ja, diese Angst hatte ich, weil ich natürlich wusste, dass andere Regisseure auch unter dem Einfluss des elften Septembers Filme gemacht habe und die schneller in den Kinos zu sehen waren. Aber irgendwann haben ich diese Sorge über Bord geworfen und gemerkt, dass der Film auch lange nach den unmittelbaren Eindrücken von damals funktioniert. Weil er einen privaten Konflikt zeigt und die Anbindung an die Ereignisse damals nicht so groß ist.
Finden das die Zuschauer auch?
Ich habe jetzt schon öfters gehört, dass den Zuschauern die feinstoffliche Dynamik des Films gefällt. Es ist ein feiner Film, mit feinem Pinsel gemalt und gerade das ist bei diesem Thema vielleicht auch noch etwas Neues.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Illustration: Julia Schubert
Foto: coop99 / juicy film
Welchen guten Film haben sie zuletzt gesehen?
„Falscher Bekenner“ von meinem Freund und Kollegen Christoph Hochhäusler, mit dem ich ja zusammen auch die Filmzeitung „Revolver“ herausgebe. Ein wirklich sehr guter Film.
Wie geht es jetzt weiter?
Ich studiere seit 1993. Ich muss den Staat jetzt langsam mal von mir entlasten und bin selber auch froh aus der Uni rauszukommen. Am Arbeitsfluss ändert sich aber nicht viel, ich arbeite ja auch noch als Künstler, fange da gerade ein neues Projekt an. Es gibt genug zu tun.
„Schläfer“ von Benjamin Heisenberg kommt am Donnerstag, 2. Februar 2006, in die Kinos.