Was hat dich also dazu veranlasst, die Petition beim Bundestag einzureichen?
Das hat verschiedene Gründe. Ich habe selbst mit vielen Leuten zu tun, die sich seit Jahren von einem Praktikum zum nächsten hangeln und mit dieser Situation überhaupt nicht glücklich sind. Und dann dauert die Debatte um das Thema jetzt auch schon eine Weile. Mich stört, dass dabei in erster Linie nur gemeckert wird, wie schlimm und schwierig alles ist. Beschweren kann sich jeder, ich wollte lieber einen Vorschlag machen.
Und zwar, dass Praktika, die länger als drei Monate dauern, in ordentliche Arbeitsverhältnisse umgewandelt werden sollen. Wie genau stellst du dir das vor?
Erst mal muss betont werden, dass mein Vorschlag sich nur auf Hochschulabsolventen bezieht. Ich spreche also nicht für Studienabbrecher oder Schülerpraktikanten – das kann ich
auch gar nicht.
Deine Idee klingt trotzdem schwierig umzusetzen.
Das stimmt – aber sie ist auch nur eine Idee. Mir geht es gar nicht darum, das ganze Arbeitsrecht umzubauen, sondern ich will eine Diskussion anregen. Eine Voraussetzung für die öffentliche Petition ist eine knappe, konkrete Formulierung. Das hat den Nachteil, dass man in sehr wenigen Worten sehr viel sagen muss. Aber den Vorteil, dass gerade so eine konkrete Aussage auch andere zum Nachdenken provoziert.
Was war der Grundgedanke hinter deiner Petition?
Ich habe mir einfach überlegt, dass es auch einen wirtschaftlich sinnvollen Ansatz geben muss, diese Dauerpraktika abzuschaffen. Denn eigentlich ist es für ein Unternehmen überhaupt nicht produktiv, ständig wechselnde Mitarbeiter zu haben. Gerade wenn die Praktikanten auch als Ansprechpartner für Kunden eingesetzt werden – es ist doch für einen Kunden enorm irritierend, wenn er alle drei Monate mit jemand anderem sprechen muss, der sich erst mal überhaupt nicht auskennt.
Unter- oder sogar unbezahlte Arbeitskräfte sind ja meistens auch nicht so motiviert.
Eben. Dauerpraktikanten sind nicht produktiv. Außerdem vertrete ich schon den Grundsatz, dass jemand, der arbeitet, mehr Geld bekommen sollte, als jemand, der nicht arbeitet. Und dann gibt es massenweise Praktikanten, die über Monate oder länger qualifizierte Arbeit machen – und am Schluss wesentlich weniger Geld haben als am Anfang. Da bekommen sogar Arbeitslose teilweise mehr. Meine Idee geht also auch in Richtung Mindestlohn.
Du glaubst also, man sollte es den Unternehmen politisch unmöglich machen, schlecht bezahlte Langzeitpraktika anzubieten?
Naja, letztendlich muss das jeder für sich entscheiden. Es gibt ja auch genügend Firmen, die Praktika zu wirklich guten Konditionen anbieten. Aber ich finde, man sollte einen Rahmen finden, in dem das Unternehmen es sich nicht mehr erlauben kann, Leute ewig hinzuhalten. Ich kenne Menschen, deren Praktika teilweise Jahre dauerten, weil ihre Chefs ihnen immer wieder sagten: „Wir wollen dich behalten, bald haben wir eine Stelle. Mach doch so lange noch dein Praktikum weiter.“ Und dann sollte auch denjenigen, die das mitmachen, eine Grenze gesetzt werden.
Das heißt, du siehst auch einen Teil des Problems bei den Praktikanten selbst.
Ja, klar. Wer sich zu einem dreijährigen Praktikum verpflichtet, der leistet dieser ganzen Unternehmenskultur doch auch Vorschub. Wer studiert hat und ausgebildet ist, der muss nicht noch mal jahrelang Praktikant sein.
Es gab jetzt schon einige Versuche in Deutschland, einen Protest der Praktikanten zu entfachen – so richtig geklappt hat das bisher nicht. Siehst du dich als Speerspitze einer neuen Bewegung?
Überhaupt nicht. Ich will weder mobilisieren, noch selbst politisch aktiv werden. Ich will bloß konstruktiv sein. Diese Petition ist einfach nur mein Vorschlag, wie man es anders machen könnte. Ob es der beste Weg ist, weiß ich nicht. Aber damit möchte ich alle anderen auffordern, sich darüber mal Gedanken zu machen.