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Oma-Style

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jetzt.de: Wie kommt man denn vom Landeskriminalamt zu Omaklamotten?
Mona Schütt: Natürlich klingt Beamtin auf Lebenszeit irgendwie erst einmal gut, nach Sicherheit und wenigen Sorgen, aber mich hat der Job irgendwann nicht mehr erfüllt. Ich habe gekündigt und bin auf Reisen gegangen. Ich wusste: Mode interessiert mich, etwas in die Richtung wäre toll und eine ungefähren Plan für „Oma Klara“ hatte ich schon. Bei einer Familienfeier war mir aufgefallen, wie topmodern die Klamotten meiner Oma waren – in dem Sommer waren vor allem Pastelltöne angesagt. Ab da ist die Idee zu „Oma Klara“ herangewachsen. Der erste Kleiderschrank, den ich in Angriff genommen habe, war der meiner Schwiegeroma Melitta.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Eigentlich war Mona Schütt, 31, Landeskriminalbeamtin in Stuttgart – auf Lebenszeit. Doch vor eineinhalb Jahren schmiss sie ihren Job, ging auf Reisen und gründete vor drei Monaten den Vintage-Onlineshop „Oma Klara“. Ihre Stücke heißen „Poppy Madlen“, „Madame Elisa“ oder „Rosi“ – wobei Rosi schon ausverkauft ist. Seit ein paar Tagen ist ihre zweite Kollektion online.

Mit ihren Klamotten hast du deinen Shop also gestartet?
Unter anderem, ja. Von ihr kam meine erste Omabluse – die ich immer noch mit am liebsten trage. Bevor es mit „Oma Klara“ losging, machte ich zur Einstimmung eine Radikalkur: 30 Tage im Oma-Look. Den ganzen September über trug ich nur Kleidung aus Omaschränken und bloggte darüber. Die Kleider aus der Zeit wurden dann zu meiner ersten Kollektion. Als der Monat vorbei war, hatte ich gar keine Lust mehr auf meine eigenen Klamotten.

Wie kommst du an deine Omas?   
Ich verteile Flyer vor allem in Seniorenheimen, oder in Wohngebieten, die für mich so aussehen, als könnten dort ältere Menschen wohnen. Das klappt bis jetzt am besten.

Und die Klamotten holst du einfach bei Ihnen ab?
Nein, nicht einfach so. Die meisten Omas haben, wenn ich komme, schon etwas zurechtgelegt, manchmal durchstöbern wir aber auch gemeinsam die Schränke. Viele, gerade die, die sich für Mode interessieren oder früher interessiert haben, horten Unmengen von kleinen Schätzen. Und das meiste ist mit Liebe gepflegt und sehr gut erhalten. Wenn wir etwas gefunden haben, was zu meiner Kollektion passt, setze ich mich mit der Oma zusammen und lasse mir die Geschichte der Kleider erzählen. Ich schreibe für die neuen Besitzerinnen alles mit.

Warum ist dir die Geschichte der Kleider so wichtig?
Sie sind es, die die Stücke auf „Oma Klara“ erst richtig besonders machen. Vintage-Kleider sind immer toll, weil man das Gefühl hat, man trägt etwas, was schon einmal Bedeutung hatte. Aber noch viel schöner ist es, wenn man weiß, welche und für wen. Es gibt den Klamotten einen ganz anderen emotionalen Wert. Wenn es den Omas recht ist, stelle ich deswegen ein Bild von ihnen online und schreibe zu jedem Stück die Geschichte auf, die sie mir erzählt haben.

Was sind das denn für Geschichten?
Meistens sind es ganz liebe kleine Anekdoten aus ihren Leben, die dazu geführt haben, dass sie es nie über sich gebracht haben, die Kleider wegzuwerfen. „Cleo“ zum Beispiel ist ein Pullover von Oma Doris, den sie für eine Silvesterfeier selbst mit Paletten bestickt hat – jede einzeln mit der Hand nach der Vorlage aus einer Brigitte-Zeitschrift. Sie hat bis wenige Minuten vor Beginn der Feier daran gearbeitet. Oma Ingeborg hat mir einen ganz tollen Zweiteiler gegeben, auf der Seite heißt er „Poppy Madlen“. Sie hat ihn irgendwann einmal von ihrer Chefin geschenkt bekommen und war mächtig stolz. Allerdings durfte sie ihn nie als Zweiteiler anziehen, weil er ihrem Mann nicht gefiel. Zu viel Muster. Erst mit einem schlichten Oberteil konnte sie den Rock tragen. Ich hab deswegen beschlossen: Auf Oma Klara gibt es das Ganze nur im Dreierset zu kaufen – damit die Dreiecksgeschichte ein rundes Ende findet. 
Manchmal sind die Geschichten auch etwas trauriger, meistens dann, wenn das Kleidungsstück ein Geschenk des verstorbenen Mannes der Oma war.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Reden die Omas denn gerne über die Geschichte der Kleider?
Wenn etwas verkauft wird, werden die Omas von mir am Gewinn beteiligt, mit 20 Prozent ungefähr. Viele wollen das aber gar nicht und auch ihre Kleider nicht zurück, falls sie niemand kaufen sollte. Sie sind einfach von dem Gedanken begeistert, dass ihre Lieblingsstücke nicht einfach in der Kleidersammlung enden. Und ja, sie unterhalten sich wahnsinnig gerne darüber. Es geht nicht nur darum, dass wir etwas von Ihnen erfahren, sondern eben auch darum, dass sie es erzählen können. Das ist genauso wichtig. Und sie bekommen auch Rückmeldung. Ich bitte alle Käuferinnen, wenn sie möchten, doch eine kleine Rückmeldung an die Oma zu schreiben, wie ihr das Stück gefällt, für was sie es gekauft hat und so weiter. Oft antworten die Omas auch darauf wieder. Neben meinem Damenkränzchen-Blog, auf dem man Interviews mit Omas und anderen Vintage-Liebhaberinnen finden kann, möchte ich als nächstes auch diese kleinen bezaubernden Briefwechsel für alle online stellen.

Glaubst du, wir hören unserer Großelterngeneration zu selten zu?
Ich bekomme so viele schöne Geschichten und Erinnerungen erzählt durch „Oma Klara“. Es wäre schade, wenn sie alle ungehört blieben oder verloren gehen würden, deswegen gebe ich sie in Form von Kleidergeschichten weiter. Man kann eine Menge aus der Lebenserfahrungen der Großelterngeneration lernen. Sicherlich hat man unterschiedlich innige Beziehungen zu ihnen, aber man kann ihnen nicht genug zuhören. Für mich ist das eine große Bereicherung.

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