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"Musikfernsehen wie vor zehn Jahren wird es nicht mehr geben."

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jetzt.de: Klaas, bevor du MTV-Moderator wurdest, hattest du viele verschiedene Jobs wie Friseur, Maskenbildner und Schauspieler. Waren das Etappenziele – oder wirken sie nur zufällig wie die perfekte Treppe zu einer TV-Karriere? Klaas: Ich war kein besonders guter Friseur, konnte nie gut Haare schneiden und habe mir das erst hart antrainieren müssen. Schon damals hat mir das Moderieren geholfen. Wenn ich die Haarfarbe eines Kunden versaut habe, und sie plötzlich grün war, habe ich einfach gesagt: „Das ist matt!“ Ich moderierte mir die Sachen schön, die ich falsch gemacht hatte, und dann kamen die Leute auch wieder zu mir. Ich war nicht der Beste bei uns im Laden - aber ich hatte die meisten Kunden. Das Gequatsche war eine gute Vorbereitung auf meine späteren Jobs bei VIVA und MTV. Und wenn ich mir das letzte Halb- bis Dreivierteljahr anschaue, kann ich sagen, dass ich eine Sendung gemacht habe, die ich auch schon seit ganz langer Zeit machen wollte. Es ist doch fantastisch, wenn dein Chef ins Büro kommt und sagt: „Macht was ihr wollt!“ Du hast beruflich ständig mit Berühmtheiten zu tun. Hat dich der ständige Kontakt mit Prominenten schon immer gereizt – und vielleicht auch die Vorstellung, selbst prominent zu werden? Mich hat das Showgeschäft schon als Kind gereizt, und auch dieses Mysterium, das es umgibt: Was ist hinter den Kulissen los? Wie sind die Leute wirklich? Wer denkt sich das alles aus? Wer schreibt den Leuten die Witze – oder sind die einfach so witzig? Ich wollte immer wissen, wie das alles funktioniert. Ich erinnere mich an einen alten Wunschzettel, den ich als Kind meiner Mutter gegeben habe. Ein Rudi-Carrell-Mikrofon stand darauf ganz oben. Dass zu diesem Mikrofon auch ein Konzept, ein Sender und Zuschauer gehören, wurde mir erst später klar. Und was das Bekanntwerden angeht: Ich würde nie sagen, dass mich eine solche Begleiterscheinung nervt. Das, was ich mache, mache ich ja absichtlich.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Fühlt sich das Moderatorendasein so cool an, wie man denkt? Jeder hat da seine Idealvorstellung. Den ein oder anderen, der einen Job wie Moderator oder Schauspieler anfängt, wird es überraschen, dass es ein Beruf wie jeder andere ist, in dem man gute und schlechte Tage hat. Wenn im Januar zwei Wochen die Sonne nicht scheint, habe ich morgens auch keinen Bock, aufzustehen. Da hilft es mir auch nicht, wenn ich weiß, dass am Nachmittag Snoop Dogg kommt. Aber es gibt schon Highlights, zu denen sich das alles genau so anfühlt, wie ich mir das vorgestellt habe. Wenn man ins Adlon-Hotel geht, ein Interview mit Quentin Tarantino hat, sich beim Rausgehen mit zwei Leuten unterhält, und Brad Pitt stellt sich mit dazu, denkt man schon: „Was ist hier denn los?“ Schlüpfst du in solchen Situationen in eine Rolle, die dich vor Nervosität schützt? Im Rahmen meiner Sendung sicherlich. Vor der Kamera traut man sich einfach viel mehr. Man entwickelt dann eine Attitüde, die auch zur Waffe werden kann. Generell ist es ja so, dass, wenn man mit einer Kamera herumläuft und Leute verarscht, diese sofort wissen, warum man sie verarscht. Sie wissen dann sogar, wie sie reagieren müssen, weil sie das schon tausendmal im Fernsehen gesehen haben. Das heißt, selbst der Verarschte spielt eine Rolle. Gibt es Dinge, an denen du als Moderator unbedingt noch feilen musst? Es gibt in jeder Sendung 20 Sachen, die mich aufregen. Das wird auch hoffentlich immer so bleiben. Zum Beispiel, wenn ich in Interviews nicht das Optimale rausgeholt habe. Da muss ich nach wie vor lernen. Hast du ein Beispiel? Gibt es etwas, das dir nie wieder passieren darf? Ich habe mal einen Piloten aufgezeichnet, beziehungsweise eine Testsendung. Dafür war ich in Holland, wo alles einmal auf Holländisch und einmal auf Deutsch gemacht wurde. Ich wusste nur so ungefähr, worum es in der Sendung gehen sollte. Als ich morgens in Amsterdam landete und man mich dort schon heiß erwartete, wurde mir bewusst: Das wird viel, viel größer als gedacht! Wir kamen dann in ein Riesenstudio mit einer Showtreppe, auf der jede Stufe beleuchtet war. Im Publikum saßen 700 Leute, es gab große Spielaufbauten, und links und rechts von der Bühne waren Tänzerinnen in knappen Bikinis. Wie im Film wurde ich in die Maske gestellt, angemalt und bekam einen Anzug angezogen. Dann gingen Musik und Lampen an, und es hieß: „Geh raus!“ Die absolute Albtraumvorstellung. Ich bin dann möglichst selbstsicher die Treppe runter, wusste aber im Prinzip immer noch nicht so richtig, worum es eigentlich ging. Tatsächlich habe ich dann den ersten Start abbrechen müssen und meinte: „Leute, ich habe echt keine Ahnung, was hier passieren soll, mal kurz Schluss!“ Nachdem ich also diesen Las-Vegas-artigen Aufbau kaputtgemacht hatte, war das schon eine ziemlich peinliche Situation. Das war wie in Unterhosen in der Schulhalle zu stehen. Das wird mir in meinem ganzen Leben nie wieder passieren. Nur mit viel Disziplin und Konzentration habe ich es später noch auf die Reihe gekriegt. Gibt es Moderatoren, zu denen du aufschaust? Auf jeden Fall! Wen ich zum Beispiel als eloquenten, intelligenten und dabei auch sehr lustigen Interviewer verstehe, ist Jörg Thadeusz. Was der alles aus den Leuten rausholt, und das auf so eine unpeinliche, angenehme Art, finde ich super. Ich bewundere aber auch Typen wie Kurt Krömer. Der geht einfach raus und macht. In der Sendung „MTV Home“, die du zusammen mit Joko Winterscheidt moderierst, werden nicht nur Künstler interviewt, sondern Musiker dürfen auch live auftreten. Eine Seltenheit im deutschen Musikfernsehen. Nun läuft die Show ganz gut – wird es auf MTV bald mehr solcher Formate geben, und damit auch mehr Live-Musik? Man darf sich keine Illusionen machen: Musikfernsehen, wie es das vor zehn Jahren gab, wird es in der Form aus vielen verschiedenen Gründen nicht mehr geben. Auch, weil andere Medien dazugekommen sind, und weil Zuschauer und Senderverantwortliche auf andere Wege ausweichen. Es gibt aber auf MTV seit einiger Zeit wieder mehr Musik. Zum Beispiel gibt es seit ein paar Monaten das Format „World Stage“. Da werden Konzerte live übertragen. Eine Sendung wie „MTV Home“ gibt es allerdings nur einmal. Wir sind interessiert daran, sie noch so lange zu machen, wie wir sie lustig finden. Momentan sieht’s gut aus, und alle haben Bock drauf. Heute haben wir zum Beispiel Get Well Soon in der Sendung. Einer der besten deutschen Musiker, wie ich finde. Und neulich hatten wir Gisbert zu Knyphausen da, das war ein persönlicher Wunsch von mir. Eigentlich kennt den keiner, was ein Ausschlusskriterium für viele MTV-Sendungen ist, aber er durfte trotzdem auftreten. Natürlich kommen auch Sean Paul und Shakira vorbei, es ist diese Mischung, die wir behalten müssen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Musik im Kontext von „MTV Home“, wo auch sehr viel anderes passiert, akzeptiert wird. Nur wenn du merkst, dass Dreiviertel der Zuschauer abschalten, wenn du Musik spielst, musst du handeln. Und diejenigen, die sich dann über ein verändertes Programm ärgern, sollten sich mal an die eigene Nase fassen. Ich glaube zum Beispiel, dass wenn jeder Zweite, der zu mir gekommen ist und sich darüber beschwert hat, dass es VIVA 2 nicht mehr gibt, damals VIVA 2 geguckt hätte, würde es das auch noch geben. Klaas parodiert Twitter:

Wenn du das deiner Meinung nach perfekte MTV-Programm für einen Tag erstellen dürftest, welche Sendungen müssten unbedingt mit rein? MTV war immer Vorreiter für neue Darreichungsformen von Fernsehen, die es bei keinem anderen Sender gegeben hätte - Sendungen wie „Jackass“. Das ist ein relativ einfaches, lustiges Prinzip, das mit einem sophisticated Grundton daherkommt. Andere Sender hätten ja niemals gezeigt, wie sich irgendwelche Leute die Arschbacken zusammentackern. Leider wurde „Jackass“ dann aber auch total ausgereizt. Eine Sendung, die ich genauso passend, gut gemacht und unterhaltsam fand, war „The Osbournes“. Danach kam dann allerdings Hulk Hogan mit etwas Ähnlichem, und das finde ich dann schon wieder asozial. Vor allem, wenn dann noch der Spin-off vom Spin-off folgt, mit der Tochter von Hulk Hogan. Die ganzen Datingshows wie „Room Raiders“ und „Dismissed“ könnten von mir aus auch ersatzlos gestrichen werden - obwohl es natürlich gut ist, dass es sie gibt, denn man hat dadurch kein Programm, das nur einen anspricht. Dann würde es nämlich auch nur einer gucken. Gibt es Moderations- und Talkbereiche, die dich für die Zukunft reizen? Talkfomate finde ich generell sehr reizvoll. Und dann gibt es natürlich noch die Samstagabendshows. Ich habe auch kein Problem mit Familienunterhaltung, wenn sie cool ist. „Schlag den Raab“ zum Beispiel ist absolute Familienunterhaltung und kommt auch ohne Porno-Ping-Pong aus. So was würde ich gerne mal machen. Was wäre, wenn ein Sender wie Sat. 1 dir eine Pocher-ähnliche Show anbieten würde? Eine Pocher-ähnliche Show würde ich nirgendwo machen, das wäre der falsche Weg. Es gab tatsächlich Angebote von Sendern, eine Late-Night-artige Show zu machen. Da habe ich lange drüber nachgedacht, aber ich würde das in der Form noch nicht machen. Ich glaube nämlich nicht, dass es Leute gibt, die sich die Welt von einem 26-Jährigen erklären lassen wollen. Und was wäre, wenn Harald Schmidt den cooleren Pocher für seine Sendung suchen und dich fragen würde? Ich wäre ja total bescheuert, wenn ich sagen würde, dass ich bei einer guten Idee von Schmidt nicht mitmachen würde. Aber er hat ja jetzt schon mehrere coole Typen, wie zum Beispiel Jan Böhmermann. Ich glaube, Olli hat sich in seiner Rolle dort nicht wirklich wohl gefühlt, er passt von seinem Wesen her auch besser in eine eigene Sendung, in der er sich den Schreibtisch nicht teilen muss. Ich teile ihn mir in gewissen Bereichen hingegen gerne, jetzt mit Joko macht mir das großen Spaß.

Text: erik-brandt-hoege - Foto: MTV

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