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Mission Impossible?

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Vom Jahr 2010 an will der Wiener Florian Kaps (Foto), 39, gemeinsam mit seinem Partner André Bosman wieder Polaroid-Filme herstellen. Bei jetzt.de spricht Florian Kaps über die Faszination der Nostalgik, über Schütteln und Warten, und über die Chancen des Sofortbilds im digitalen Zeitalter.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

jetzt.de: Im vergangenen Jahr hat Polaroid die Produktion von Sofortbildfilmen eingestellt. Die Begründung: Mangelnde Qualität gegenüber digitaler Fotos. Werdet ihr jetzt hochauflösende Polaroids auf den Markt bringen? Florian Kaps: Nein. Es ist nicht mehr der Anspruch des Polaroid-Kunden, ein qualitativ perfektes Produkt zu kaufen. Polaroid hat früher sehr viel Geld in die Qualitätsförderung gesteckt. Heute geht es viel mehr um den künstlerischen Aspekt. Man kann sich das vorstellen wie bei einer Langspielplatte: das Rauschen, das Analoge – all das wird wieder gesucht. Polaroid-Bilder haben etwas Nostalgisches. Es bleibt also doch alles beim Alten? Wir wissen noch nicht, wie das Produkt genau aussehen wird. Auf jeden Fall wollen wir nicht den Polaroid-Film, sondern ein neues Produkt auf den Markt bringen. Es soll schon etwas Neues und Spannendes sein. Wenn ihr das Produkt erneuern und modernisieren wollt, fällt doch das Nostalgie-Argument wieder weg, oder? Nein, denn es wird einerseits zwar ein sehr viel hochwertigeres Produkt werden, aber nicht mit dem Anspruch, immer die gleiche Bildqualität zu haben. Das Überraschende wird auch weiterhin mit Polaroid verbunden bleiben: Man wird zusehen können, wie sich das Bild in der Hand entwickelt, wie es sein Aussehen verändert. Wenn es wärmer ist, wird das Bild röter. Wenn es kalt ist, wird es eher blau. Auch das Schütteln und der weiße Rahmen bleiben erhalten. Diese Retro-Komponenten sind nicht wegzudenken. Polaroid hatte am Ende auch geklagt, dass die Filme zu teuer und die Herstellung der Bilder unprofitabel geworden waren. Wie wollt ihr das ändern? Die Antwort ist einfach: Polaroid hatte zuletzt 180 Mitarbeiter, wir nur noch elf. Das ist eine ganz andere Kostenstruktur. Auch das Equipment wurde zu einem kostengünstigeren Preis gekauft. Das klingt vielversprechend. Trotzdem habt ihr eure Pläne „Impossible Project“ getauft. Warum? Weil es lange Zeit danach ausgesehen hatte, als sei das Sofortbild nicht mehr zu retten. Erst als wir beim closing event von Polaroid eingeladen waren, ist noch einmal Hoffnung aufgekeimt. Wir haben mit den dortigen Ingenieuren gesprochen und uns dann entschieden, es einfach zu probieren. Obwohl anfangs viele gesagt haben, dass es unmöglich sein wird. Und ganz ehrlich: In der digitalen Welt von heute wäre es ja wirklich ein kleines Wunder, wenn unser Projekt gelingt. Die Schließung des Polaroid-Werks war im Juni. Vergangenen September habt ihr dann das alte Polaroid-Fabrikgelände im niederländischen Enschede gekauft. Richtig? Wir haben es nicht gekauft, sondern gemietet. Außerdem sind es ursprünglich sechs Gebäude gewesen, von denen wir eines gemietet und alle bestehenden Geräte dorthin zusammengetragen haben. Auch die besten Polaroid-Ingenieure haben wir übernommen. Das sind 50- und 60-Jährige, die dort jahrzehntelang gearbeitet haben. Wir brauchen diese Leute, um das Produkt neu zu erfinden. Dürft ihr die Filme auch weiterhin unter dem Namen Polaroid verkaufen? Nach dem jetzigen Stand nicht. Wird es mit einem anderen Markennamen nicht sehr schwierig werden, euer Produkt an den Mann zu bringen? Das glaube ich nicht. Wir werden auf der Verpackung schon erwähnen, dass der Film für die Verwendung von Polaroid-Kameras geeignet ist. Ist es aber nicht ein großes Problem, dass Polaroid gar keine Kameras mehr herstellt? Polaroid-Kameras gibt es immer noch sehr günstig und sie sind über viele verschiedene Wege zu bekommen. Der Markt wurde in den letzten Jahren mit Millionen von Kameras versorgt. Vielleicht werden wir eines Tages auch neue Kameras herstellen. Zunächst soll es erstmal bei der Produktion der Filme bleiben. Wann soll der Verkauf losgehen? Es ist geplant, im kommenden Jahr erst einmal drei Millionen Filme auf den Markt zu bringen. Das entspricht ungefähr der erreichbaren Nachfrage. Weil wir aber immer noch nicht alle Komponenten des Films kennen, ist das alles noch schwer zu sagen. Jedenfalls soll das Produkt am Ende nicht teurer werden, als es jetzt schon ist. Schon seit drei Jahren betreibt ihr einen Onlineshop für Polaroid-Produkte. Im letzten Jahr habt ihr damit zwei Millionen Euro Umsatz gemacht. Wer sind eure Kunden? Viele Menschen suchen unsere Homepage auf, weil sie von den Digitalkameras gelangweilt sind. Außerdem gibt es immer noch einen großen künstlerischen Sektor und professionelle Fotografen. Weil wir von Polaroid als offiziell einzige Stelle beauftragt sind, wo man noch Originalfilme kaufen kann, kommen all diese Menschen zu uns. Die Nachfrage nach Polaroid-Produkten ist nicht zurückgegangen, sondern gestiegen. Es gibt auch noch eure Homepage Polanoid. Was hat es damit auf sich? Es gibt ja bereits sehr viele privat geführte Interessensgemeinschaften auf flickr oder Facebook. Unsere Seite Polanoid spricht gezielt Polaroid-Fotografen aus aller Welt an. Sie können dort Bilder hochladen und es gibt wöchentliche Competitions. Dann betreiben wir noch die Seite Polanoir und produzieren ein gedrucktes Polaroid-Erotikmagazin. Welche Schwierigkeiten müssen jetzt noch überwunden werden, bis die Produktion in eurer Fabrik losgehen kann? Noch viele. Vor allem gibt es noch ein paar finanzielle Schwierigkeiten zu lösen. Im Moment ist unser größtes Problem, dass uns langsam das Geld ausgeht. Langweilig wird es im nächsten Jahr jedenfalls nicht. Dr. Florian Kaps ist promovierter Biologe und der Kopf hinter der Lomographic Society, einer Online-Community für Fotofans. Sein Partner André Bosman war früher Produktionsleiter bei Polaroid. Gemeinsam arbeiten sie nun am "Impossible Project". Foto: privat

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