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"Meine Texte wirken manchmal befremdlich auf mich"

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jetzt.de: Dein Album heißt „Stracciatella Now“. Drängt sich natürlich die Frage auf: Warum?
Muso: Stracciatella ist die perfekte Symbiose aus Vanilleeis und Schokostückchen, und eine ähnlich perfekte Symbiose aus Text und Musik findet man auf meiner Platte. Außerdem ist der Titel ein Hinweis auf meine italienischen Wurzeln, mein Vater kommt aus Sizilien. Und in Anbetracht meiner apokalyptischen Texte ist auch die Assoziation zum Film „Apocalypse Now“ durchaus beabsichtigt.  

Auf dem Cover der Platte posierst du nackt mit einem Mops im Arm. Auch eher ungewöhnlich.
Inhaltlich lege ich auf dem Album einen Striptease hin, daher war es eigentlich naheliegend, diesem Umstand auch auf dem Cover gerecht zu werden. Und da mir die griechische Olympia-Ästhetik gefällt, haben wir das so umgesetzt. Mein Hund und ich – mehr ist es im Grunde nicht.  

Ein nackter Mann auf dem Cover ist ja eher untypisch für HipHop-Alben. War es dein Ziel, mit Klischees zu brechen?
Nicht unbedingt zu brechen, ich wollte einfach nicht darauf eingehen.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

"Vielleicht ist das so bei uns Kindern der Generation Castingshow" - Muso, 26, mit seinem Mops.

Die Platte wurde musikalisch von Konstantin Gropper (Get Well Soon) und Markus Ganter, der das Sizarr-Album produziert hat, umgesetzt. Hast du dir gezielt Leute gesucht, die nicht aus dem typischen HipHop-Umfeld kommen?
Ja. Wenn ich nicht mit den beiden ein Album gemacht hätte, hätte ich vermutlich gar keins gemacht. Wir wurden einander von meinem Mitbewohner vorgestellt, der von Anfang an die Vision hatte, dass wir eine Platte zusammen machen müssten. So haben wir uns angefreundet.  

Welche Rap-untypischen Facetten haben die beiden denn mit reingebracht?
Diese Breite, dieses Orchestrale. Außerdem haben wir viele typische Rap-Elemente wie Adlibs oder krasse Dopplungen weggelassen. Uns war wichtig, dass es verständlich bleibt und eine Spoken-Word-Anmutung besitzt, damit es sich abhebt.

http://www.youtube.com/watch?v=s7xCSKQKFHM "Malibu Beach" - die erste Single aus Musos Album.

Deine Texte besitzen eine gewisse Sperrigkeit. Würdest du dich als Um-die-Ecke-Denker bezeichnen?
Ja, total. Und das ist Fluch und Segen zugleich: Einfachste Dinge fallen mir dadurch manchmal schwer, vermeintlich schwere Dinge gelingen mir dafür manchmal leicht. Das zieht sich durch sämtliche Bereiche meines Lebens.  

Du hast mal gesagt, dass du assoziativ schreibst und im Nachhinein manchmal gar nicht mehr weißt, warum du bestimmte Sachen zu Papier gebracht hast.
Alles, was ich schreibe, ist eine Momentaufnahme. Und wenn ich nachts in einem apokalyptischen Wahn Texte schreibe, wirkt das am nächsten Tag manchmal befremdlich auf mich. Dadurch lerne ich mich aber besser kennen. Und ein Text bedeutet eben auch nicht jeden Tag dasselbe. Mit jeder neuen Auseinandersetzung bekommt ein Text eine neue Bedeutung.  

Bist du ein Extrem-Mensch?
Ja, das war ich schon immer. So extrem, dass mich meine Emotionalität schon fast stumpf gemacht hätte. Aber mittlerweile bin ich etwas ausgeglichener.  

Dann hast du dich in den letzten Jahren stark verändert?
Ja, sehr. Ich war früher nicht nur dick, sondern auch sehr vorlaut und überengagiert, was wohl auch an meinem ADHS liegt. Ich bin jemand, der häufig mehr als 100 Prozent gibt, aber wenn man das tut, überfährt man auch schnell mal ein paar Dinge und schießt übers Ziel hinaus. Das ist mir sehr oft passiert. 

Du hast auch mal gesagt, dass dir Geld vollkommen egal ist. Dennoch musst du von irgendetwas leben.
Ich habe die besten Freunde der Welt, die mir immer Geld leihen, wenn es nötig ist. Ich hatte auch schon echt schlimme Phasen, in denen ich nicht wusste, wo ich etwas zum Essen herbekomme. Ich habe allerdings nie die Lehre daraus gezogen, deshalb vorzusorgen.  

Warum nicht?
Ich bin ein Scheidungskind. Meine Mutter hat alles dafür getan, damit es mir gut geht und sich kaputt gearbeitet. Vielleicht verbinde ich Geld daher mit etwas Schlechtem.  

Wie hast du dich denn vor der Musik finanziert?
Mit irgendwelchen 400-Euro-Jobs, die ich aber nie lange durchgehalten habe. Wie gesagt: Ich habe ein Problem mit Autoritäten. Und mit Pünktlichkeit. Das macht es schwer.  

Bekommst du das jetzt besser hin?
Das ist tagesformabhängig. An manchen Tagen bereiten mir Termine Bauchkrämpfe, da würde ich am liebsten im Bett liegen bleiben, bis es wieder dunkel wird. An anderen Tagen habe ich total Bock drauf.  

Klingt nach manisch-depressiven Anwandlungen.
Ja, mag sein. Vielleicht ist das aber auch einfach so bei uns Kindern der Generation Casting-Show.  

In „Malibu Beach“ redest du von „Pain Management“ und gestehst, selbst gar nicht genau zu wissen, was das eigentlich ist.
Christian Stieber von den Stieber Twins, mit dem ich gut befreundet bin, hat über mein Album gesagt, das sei Pain Management. Die Wortschöpfung stammt von ihm.  

Auf Deutsch heißt das „Schmerztherapie“ - also Maßnahmen, die zu einer Reduktion von Schmerz führen.
Aber dann passt es doch! Siehst du: Am Ende macht alles Sinn.

Das Album „Stracciatella Now“ von Muso ist vergangene Woche über Chimperator/Groove Attack erschienen.



Text: daniel-schieferdecker - Foto: Patrick Herzog

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