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Madsen, LaFee, Anne Will: Fanclub-Gründer erzählen von ihrer Arbeit

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Martin, 25 Diplomand, hat mit seinem Bruder den Madsen-Fanclub gegründet.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Fotos: Madsen: Label; Martin: privat Wie ist der Fanclub entstanden? Zunächst hatten wir nur eine Fan-Seite, auf der sich Fans über aktuelle Termine informieren konnten. Irgendwann kam die Frage „Warum gibt es keinen Fanclub?“. Wir dachten uns, bevor das jemand stümperhaft macht, machen wir das selbst und etwas richtig Gutes daraus. Welche Aufgaben hat man als Fanclub-Betreiber? Die Mitglieder verwalten und ihre Fragen zur Band oder zur Mitgliedschaft beantworten. Die Homepage aktualisieren, Videos reinstellen. Sehr zeitaufwändig ist auch die Herstellung des Fanzines. Ich arbeite ungefähr eine halbe Stunde pro Tag für den Fanclub. Was bringt es? Wir hatten schon vorher Kontakt zur Band, aber der hat sich jetzt intensiviert. Das ist eine schöne Sache, aber das sollte nicht der Grund für die Gründung eines Fanclubs sein. Im Internet sieht man das oft, dass Leute einen Fanclub gründen, weil sie darüber hoffen, mit der Band näher in Kontakt zu treten. Die Motivation sollte aber sein, dass man die Band unterstützen will und ihr etwa zurückgeben kann von dem, was sie einem durch die Musik geben. Was ist ein guter Fan? Ein guter Fan sollte erst einmal die Platten kaufen, das ist ja heute gar nicht mehr selbstverständlich. Selbst einige Fanclub-Mitglieder haben nicht alle Platten. Vielleicht alle Alben, aber bei den Singles hört es dann schon auf. Dann sollte man auf die Konzerte gehen, sich ein bisschen intensiver mit der Band beschäftigen. Und man sollte sich auf für die Menschen dahinter interessieren.


LaFee-Fanclub-Gründer René Jansen, 28, arbeitet im Kundenservice eines Telekommunikationsunternehmens

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Fotos: LaFee: Label; René: privat Wie ist der Fanclub entstanden? Ich wollte schon immer gerne so etwas machen, weil ich davon ausgegangen bin, dass man dann in diese Welt kommt und hinter die Kulissen schauen kann. Ich gestalte auch gerne Homepages und Magazine. Ich fand die Musik von LaFee gut und dachte, ich probiere es mal, bevor mir das einer wegschnappt. Ich habe beim Management und der Plattenfirma angefragt und sie dann getroffen. Welche Aufgaben hat man als Fanclub-Betreiber? Ich halte die Homepage aktuell, beantworte die Fragen der Fans oder leite sie weiter, wenn es um Persönliches geht. Außerdem gestalte ich das Vierteljährliche Magazin, mit Konzertberichten und Fotos. Der Zeitaufwand ist unterschiedlich, zum Teil arbeite ich die Wochenenden durch, zum Teil auch weniger. Was bringt es? Ich konnte hinter die Kulissen schauen, bin bei Video-Drehs dabei, habe die Familie von LaFee kennen gelernt. Und ich habe auf einmal die Möglichkeit, bei DVD-Aufzeichnungen dabei zu sein. Es ist zwar stressig, aber es ist mein Hobby. Was ist ein guter Fan? Viele denken, sie sind ein Fan, wenn sie alles von einem Musiker sammeln. Ich glaube aber, man ist ein Fan, wenn man zum dem Künstler steht und dessen Musik im Original kauft und nicht aus dem Internet zieht. Und man sollte die Arbeit des Künstlers respektieren.


Juli-Fanclub-Gründer Thomas, arbeitet in einem Druckvorstufebetrieb Wie ist der Fanclub entstanden? Wenn ich mich für etwas interessiere, dann meistens sehr. Nachdem ich „Die perfekte Welle“ gehört habe, wollte ich die Band bei Google suchen, aber wenn man da „Juli“ eingibt, kommt man irgendwo raus, nur nicht bei der Band. Die Website der Band fand ich zwar gut gestaltet, aber nicht mehr so aktuell. Also habe ich beschlossen, eine Fan-Seite zu machen mit aktuellen Infos und Foren. Nach und nach kam mehr dazu und ich wollte daraus einen Fanclub machen, wusste aber nicht, wie. Erst als „Juli“ meine Seite als ihren „Fanclub“ bezeichnet haben, war mir klar, dass es so war. Welche Aufgaben hat man als Fanclub-Betreiber? Man muss sich darum kümmern, dass in den Foren keine Streits eskalieren, ich mache Verlosungen, Konzert-Berichte, halte die Seite aktuell. Insgesamt sind wir zu viert, die sich um die Website kümmern. Es gibt einen kleinen Bereich, in den man nur per Anmeldung kommt, aber das kostet nichts. Es gibt bei mir auch keine Werbung oder versteckte Provision, weil ich das nicht aus Profitgründen mache, sondern aus Begeisterung. Ich verbringe pro Tag ungefähr ein bis zwei Stunden mit dem Fanclub. Was bringt es? Ich bekomme kein Geld für die Arbeit, aber ich bekomme jede Menge Rückmeldung von den Besuchern, aber auch von der Band, die sich über die Seite freuen. Alleine durch die Rückmeldungen von den Besuchern bekomme ich enorm viel zurück. Was ist ein guter Fan? Ich glaube, jeder, der die Musik wahrnimmt und etwas mit ihr verbindet, ist schon ein Fan. Und es ist absurd zu sagen, man sei nur dann ein Fan, wenn man im Fanclub ist oder sehr viele Band-T-Shirts hat. Ein Fan ist von außen nicht zu erkennen.
Andreas, 40, arbeitslos, hat den Annett Louisan-Fanclub gegründet

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Fotos: Annett Louisan: dpa; Andreas: privat Wie ist der Fanclub entstanden? Als „Das Spiel“ bei Viva lief, konnte ich es nur hören und das war wie Magie. Ich habe aber nicht mitbekommen, wer das sang und musste dann den Rest des Tages vor dem Fernseher verbringen, um es zu erfahren. Im Internet habe ich dann nichts außer ihrer Seite gefunden. Ich wusste aber, dass das noch viele Leute ansprechen würde und habe aus Interesse begonnen, eine ganz einfache Fan-Seite zu bauen, auf die ich die Informationen gestellt habe, die ich fand. Etwas später bekam ich dann einen Anruf von ihrem Management, die fragten, ob wir Lust und Zeit hätten, das auszubauen. Das habe ich gemacht. Der Kontakt zu Annett und dem Management hat sich weiter vertieft und es ist ein gegenseitiges Miteinander entstanden. Die Motivation für mich war einerseits, mehr über den Künstler zu erfahren und andererseits dachte ich mir: das muss bekannt werden, die Leute sollten über das, was Annett macht, informiert werden. Welche Aufgaben hat man als Fanclub-Betreiber? Zum einen halten wir Kontakt zum Künstler und Management, suchen Infos zusammen, stellen es online. Wir geben Termine raus, halten die Seite aktuell und beantworten Anfragen von Fans per Mail oder per Post. Wir kümmern uns auch bisweilen um Hotels für Fans, die zu Konzerten anreisen oder holen sie vom Bahnhof ab. Wir sind im Grunde genommen für alle Fans die Ansprechpartner und können schnell Antworten auf ihre Fragen finden. Ich sitze pro Tag zwei bis vier Stunden am Rechner. Was bringt es? Mit einigen anderen Fans haben sich echte Freundschaften entwickelt. Als ich mit der Fan-Seite angefangen habe, war es für mich überhaupt nicht relevant, das offiziell zu machen oder mich privat mit Annett Louisan zu treffen. Aber es hat mich natürlich sehr gefreut, dass sie meine Arbeit gut fand und das war noch mal mehr Motivation, damit weiter zu machen. Ich will den Künstler unterstützen, das ist meiner Meinung nach die Hauptaufgabe eines Fanclubs. Was ist ein guter Fan? Ein guter Fan unterstützt das, was der Künstler macht, indem er seine CDs kauft, auf Konzerte geht und sich über den Künstler informiert. Und er freut sich auch über ein Autogramm, aber er bedrängt ihn nicht permanent. Ein schlechter Fan will permanent exklusive Sachen haben, sitzt ständig in der ersten Reihe und versteht sich selbst als allergrößter Fan. Solche Stalker sind furchtbar. Damit kommt nicht jeder Künstler klar, auch Annett nicht.


Carsten Labudda, 32, ist Software-Entwickler und Sprecher der Linken in Weinheim, hat den ersten und einzigen Anne Will-Fanclub gegründet

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Fotos: Anne Will: AP; Carsten: Christian Stiebahl Wie ist der Fanclub entstanden? Die Idee ist bei einer Runde mit Freunden entstanden. Im April 2001 ist uns bei den Tagesthemen diese neue Moderatorin aufgefallen, die dann später bei der Irakkrieg-Berichterstattung eine eigene Position vertreten hat, was sie ja eigentlich gar nicht darf. Und dann kam irgendwann die Idee: Wir wollen Anne Will einladen. Aber wieso soll sie zu uns in die Provinz kommen? Und die Idee war: Wenn es einen Fanclub gibt, muss der Star kommen. 2004 habe ich die Seite hochgeladen und eine Mailingliste gemacht. Aber dann wieder vergessen. Aber die Seite wurde dann zum Selbstläufer. Mittlerweile sind im Anne-Will-Fanclub 130 Mitglieder. Die meisten sind aus Deutschland, aber wir haben auch Mitglieder aus Österreich, Dänemark, Schweiz und sogar Ungarn. Anne Will war allerdings immer noch nicht bei unserer Donnerstagsrunde. Welche Aufgaben hat man als Fanclub-Betreiber? Wir sind kein eingetragener Verein, es gibt keine Mitgliedsbeiträge, der Fanclub besteht aus der Website, der Mailingliste und den vielen Fans, die dort diskutieren. die ich ab und zu aktualisiere. Sonst kann man in der Mailing-Liste diskutieren. Ich bin nicht der Vorturner, das soll nichts Professionelles werden. Ich verbringe pro Woche ungefähr drei Stunden damit. Was bringt es? Wir sind kein „offizieller“ Fanclub, so etwas wie eine Lizensierung gibt es bei ihr nicht. Meines Wissens sind wir aber der einzige Fanclub überhaupt. Sie weiß von uns, und sie weiß auch, dass wir ihr Privatleben nicht versauen wollen. Wenn überhaupt, wird bei uns intern über Gerüchte gesprochen wird, aber als Fanclub geben wir das nicht nach außen. Spannend wird es immer, wenn etwas passiert und dann die Medien kommen. Wobei es da ganz interessant ist, dass die Medien immer dann etwas von uns wissen wollen, wenn es um Klatsch-Geschichten geht. Was ist ein guter Fan? Ich denke, ein Fandasein ist nicht schlecht, wenn es an das Objekt der Begierde angepasst ist. In unserem Fall ist das die seriöseste Nachrichtensendung Deutschlands. Da würde es nicht passen, wenn eine Gruppe Dreizehnjähriger mit Plüschtieren anreisen. Was in unserem Fall zum Fandasein gehört, ist, dass wir Anne Will als Fans kritisch-solidarisch begleiten. Sie ist ja interessiert an Feedback, da kann man sich äußern und Anregungen, Wünsche und Lob der Fans aussprechen. In unserem Fall ist es das Feedback einer Gruppe, die sie grundsätzlich gut findet.

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