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Macht Macht einsam? Der Commodore interviewt eine Domina

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[b]Commodore: Macht Macht einsam?[/b] Johanna: Also was ist denn das für eine Frage? [b]Eine doof gestellte für den Einstieg, Eis brechen und so.[/b] Nun, Anlaufschwierigkeiten hab ich eigentlich keine. [b]Inwiefern?[/b] Nun, ich bin es gewohnt, dass Menschen zu mir kommen, die dann eine gewisse Intimität im Umgang erwarten. Zumal wir ja Sachen machen, die eigentlich sehr viel Vertrauen benötigen. [b] Vertrauen?[/b] Ja. [b] Wie muss ich mir das vorstellen? Männer und Frauen kommen zu Dir hin und sagen: Ich war ein böser Junge, böses Mädchen?[/b] Eigentlich nicht. Vor der ersten Session gibt es immer ein Treffen, in dem genau geklärt wird, worauf der Kunde steht und nicht, wo seine Grenzen sind. Danach richte ich mich. Bei SM geht es nicht darum, dass eine dominante Person eine unterlegene foltert, es ist vor allem Kopfkino. [b] Kopfkino?[/b] Wir spielen eine Fantasie durch, die Fantasie des Kunden, es gibt halt Menschen die normaler Sex nicht besonders erregt. Also spielen wir die Geschichte durch, die sich der Kunde wünscht. [b] Gibt es Trends?[/b] Durchaus. Diese ganze Guantanamo, Abu Gureib Geschichte hat dazu geführt, dass ich oft die böse Aufseherin spielen muss. [b] Was dann ja Macht ist.[/b] Natürlich. Aber Macht bedeutet vor allem Verantwortung. Wenn jemand in meinem Studio einen Meter unter meiner Decke hängt, dann ist er natürlich wehrlos, ausgeliefert, allerdings muss ich auch dafür sorgen, dass er am Ende der Session wieder halbwegs wohlbehalten unten ist. [b] Das hört sich jetzt alles sehr sachlich an, wo ist da die Erotik?[/b] Das ist für sexuell normal (macht Anführungszeichen in der Luft) orientierte Menschen vielleicht schwer nachzuvollziehen, aber das macht die Leute in der Regel schon an. Es hängt halt immer davon ab, inwiefern Wünsche und Bedürfnisse erfüllt werden, oder auch nicht. Es ist ja auch nicht so, wie es immer in den Medien dargestellt wird, da kriecht kein dickbäuchiger Mann in Windeln durch mein Studio, den es geil macht, wenn ich es ihm mit der Neunschwänzigen gebe. [b]Aber hat dann nicht eigentlich der Kunde die Macht? Immerhin verabredet ihr vorher, was Du mit ihm machen sollst.[/b] Ich halte mich ja nicht sklavisch an ein Drehbuch, bringe meine Kreativität mit ein. Ich sehe das mehr als eine Art Dienstleistung.

[b]Wer nimmt diese in Anspruch?[/b] Nun, der Preis bedingt, dass vor allem gut verdienende Personen zu mir kommen, Akademiker vor allem, aber auch Manager und Angestellte im gehobenen Dienst. Ab und zu auch ein Abgeordneter oder Diplomat. Meistens sehr nette, attraktive und gepflegte Männer, die zu mir kommen, weil sie ihre Fantasien wo anders nicht ausleben können. [b]Erfährt man da auch mal ein Staatsgeheimnis?[/b] Nein, das Leben ist leider kein James Bond Film [b]Johanna, wie alt bist Du?[/b] Na, so was darf man eine Frau doch nicht fragen. [b]Deine Kunden vielleicht nicht, aber den Leser würde es sicher interessieren.[/b] (grinst) Ich bin 24. [b]Wie kommt man in diesem Alter darauf als Domina zu arbeiten? Schließlich gibt es in Berlin viele mehr oder weniger gut bezahlte Nebenjobs, die gar nichts mit Sex zu tun haben.[/b] Siehst Du, das ist noch so ein Vorurteil, mein Job hätte etwas mit Sex zu tun. Dabei ist das ganz harmlos. [b]Harmlos?[/b] Zum Geschlechtsverkehr kommt es nie. [b]Du prostituierst Dich also nicht?[/b] Wie gesagt, ich sehe es als Dienstleistung, als sehr gut bezahlte Dienstleistung. [b]Dann noch mal wie Du dazu kamst.[/b] Also ich musste mir mein Studium finanzieren. Ich sah dann auf 3Sat eine gut gemachte Doku über Dominas in Düsseldorf. Ich dachte mir dann: Das kannst Du auch. Mit einer Bekannten mietete ich eine Wohnung in Mitte an und wir eröffneten unser Studio. [b]Aber Du machst auch Hausbesuche?[/b] Nein, aber Hotels sind Ok. [b]Beschweren sich die Nachbarn?[/b] Eigentlich nicht, in den meisten Wohnungen sind Büros und unsere Arbeitszeiten sind auch anders. [b]Willst Du als Domina sterben?[/b] Oh Gott, natürlich nicht, wenn ich nächstes Jahr mein Diplom gemacht habe möchte ich erst mal reisen und mir dann einen richtigen Job suchen. [b]Vielen Dank für das Interview.[/b] Ich habe mich zu bedanken. Bilder: rtr

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