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Im Mainstream landen? Das Schlimmste, was passieren könnte! Sagen Malajube
Arcade Fire , Wolf Parade, Final Fantasy - und jetzt ihr. Die Montrealer Musikszene bringt zurzeit immer neue Überraschungen hervor. Woran liegts? Arcade Fire haben so ein bisschen den Damm gebrochen. Wir kennen sie seit Jahren und sind mit Sicherheit ebenso von Ihnen beeinflusst wie Wolf Parade. Was sie erreicht haben ist großartig und wir profitieren alle davon. Aber noch wichtiger ist wohl das Geld. Die Mieten sind in Montreal für Großstadtverhältnisse extrem niedrig. Das zieht viele junge, arme, kreative Freaks wie uns an (lacht). Aber es ist doch so saukalt bei euch! Eines euer Lieder heißt ja nicht umsonst „Montreal -40˚C“ Ach, daran gewöhnt man sich. Es ist schon eine besondere Stimmung, wenn die ganze Stadt zugefroren ist. Ich mag es, es ist meine Heimat. Bevor ich von Musik leben konnte, habe ich als Fahrradkurier gearbeitet. Ich bin also abgehärtet. Ihr kommt aus dem zweisprachigen Quebec, warum die Entscheidung, französisch zu singen? Auf Englisch hätten euch doch viel mehr Leute verstanden. Ja und? Nur weil schon der Rest der Welt in vorauseilendem Gehorsam englisch spricht? Wir singen französisch, weil wir französischsprachig aufgewachsen sind. Was wir sagen wollen, wollen wir auf Französisch sagen. Unsere Sprache ist ein Teil unserer Identität. Ich kann nicht verstehen, warum so viele Rockbands, ob aus Frankreich, Deutschland oder Skandinavien, englisch singen. Haben sie Angst, dass man ihnen sonst nicht zuhört? Das sie nicht massenkompatibel sind? Das finde ich feige. Ist es für euch auch ein politisches Statement, im durch die Sprachgrenze geteilten Kanada französisch zu singen? Ja, und wir stehen dazu. Quebec ist unsere Heimat, und der Rest Kanadas ist ziemlich schrecklich - eigentlich genau wie die USA. Ich würde schon allein deshalb nie nach New York oder Toronto ziehen, damit ich meine Steuern nicht an Leute wie Bush zahlen muss. Die Quebecer Regierung unterstützt uns Musiker, sie hilft bei der Finanzierung von Videos oder Aufnahmen. Auf die Idee würde in Toronto oder New York niemand kommen. Vor ein paar Jahren gab es mal wieder eine Abstimmung über die Unabhängigkeit Quebecs - 49 Prozent waren dafür. Ich bin mir sicher, das war manipuliert! Aber trotzdem, das ist nur meine Meinung, die anderen von uns sehen das nicht unbedingt so. Wir sind Quebecer, aber wir sind keine politische Band.
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Hier das feine Video zu "Montreal -40°C". Habt ihr keine Angst, in der Folklore-Ecke zu landen? Nein, da würden wir rein musikalisch gar nicht reinpassen. Wir machen ja keine französische oder franko-kanadische Musik, sondern einfach Rockmusik. Unsere Texte sind zwar französisch, aber der Rest ist universell. In Montreal gibt es leider diese verbohrte Trennung zwischen der französischsprachigen und der englischsprachigen Musikszene, die so gut wie nichts miteinander zu tun haben. Wir finden das falsch und haben uns da immer rausgehalten. Wir wollen uns nicht von Fanatikern vereinnahmen lassen. Gibt es so was wie typisch kanadische Rockmusik? Oh ja, leider! Schreckliches Zeug! Ein Haufen erbärmlicher Bands, die alle genauso klingen wollen wie Bryan Adams. Wie ist es in den Staaten oder hier in Europa? Empfindest du es da als Vorteil oder Nachteil, dass ihr französisch singt? Ich glaube mittlerweile, dass es ein Vorteil ist. Wir haben so eine Art Exoten-Bonus, glaub ich. Noch nicht mal Franzosen verstehen uns, weil wir diesen merkwürdigen kanadischen Akzent haben. Letztens haben wir irgendwo im Süden der USA gespielt, und die Leute dort haben versucht unsere Texte mitzusingen. Es klang schrecklich! (lacht) Aber es war super. Wer sich von unserer Musik angesprochen fühlt, der wird sich auch die Mühe machen, die Texte zu übersetzen.
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Vor kurzer Zeit habt ihr noch in kleine Clubs gespielt, niemand kannte euch. Jetzt seit ihr gerade mit Arcade Fire im ausverkauften legendären Pariser Columbia aufgetreten. Oh ja, das war großartig! Wir hatten die Jungs von Arcade Fire ja auch eine längere Zeit lang nicht gesehen und ein bisschen Angst, dass sie abgehoben sind. Aber das war Gott sei dank Quatsch. Vor dem Konzert waren wir in einem dieser Pariser Edelrestaurant und sie haben alles bezahlt - einfach weil sie es konnten, nicht weil sie auf dicke Hose machen wollten. Für uns ist das vorbildlich. Wir sind keine Underground-Fanatiker, aber im Mainstream zu landen, das wäre so ungefähr das Schlimmste, was uns passieren könnte. Daran würden wir kaputtgehen. Deshalb machen wir zum Beispiel keine Fernsehauftritte und halten uns an Indie-Labels wie eben Cityslang (Malajubes deutsches Label, Anm. d. Red.). Eure Musik ist weniger eine absolute Neuerfindung, sondern zeichnet sich in meinen Augen vor allem dadurch aus, Ideen der unterschiedlichsten Stilrichtungen aufzunehmen. Von Progrock bis Hiphop ist alles dabei. Was ist euer musikalischer Hintergrund? Ich selbst habe vorher in einer Punkband gespielt und bin großer Trail-of-Dead Fan. Die anderen kommen teilweise aus ganz anderen Ecken, ob Pop oder Jazz. Wir schreiben unsere Songs relativ spontan. Meistens kommt Julien (der Sänger der Band, Anm. d. Red.) mit einer neuen Idee, und wir entwickeln das dann zusammen weiter. Jeder steuert seine Ideen und damit auch seine Einflüsse bei. Deswegen klingen unsere Songs immer so ein bisschen durcheinander (lacht). Schon Pläne fürs nächste Album? Oh ja, eine Menge! Wir kommen vor lauter Touren nur nicht dazu, die Sachen auch aufzunehmen. In welche Richtung wird es denn gehen? Es wird wohl etwas härter. Zumindest wenn es nach mir geht. Ich muss nur noch Julien und die anderen davon überzeugen. +++ Malajube haben bisher zwei Alben veröffentlicht. Das zweite erscheint nun auch in Deutschland. Malajube: "Trompe-L’oeil" erscheint am 4. Mai via Cityslang Auf ihrer Myspace-Seite Myspace-Seite gibt es Hörproben, und nach Deutschland kommen sie demnächst auch noch mal: 02.05.07 München, Orangehouse 03.05.07 A- Wien, Chelsea 04.05.07 CH-Winterhur, Salzhaus 05.05.07 Heidelberg, Karlstorbahnhof 06.05.07 LUX- Luxemburg, Dqliq 02.06.07 Neustrelitz, Immergut Festival Foto: John Londoño; Cover: City Slang