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"Ich will Marvin Gaye sein": Robin Thicke über Platin-Alben und weiße Hemden

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Robin, das Album erreichte in den USA jüngst Platin-Status. Gefeiert oder nicht gefeiert? Robin Thicke: Gefeiert. Ohne dass ich's vorgehabt hätte. Es gab eine Überraschungsparty für mich. Ich dachte eigentlich, dass ich zu Pharrells Geburtstagsparty gehe, betrat dieses Restaurant und Pharrell streckte mir die Platin-Platte entgegen. Alle meine Freunde waren da, meine Familie, Jay-Z und Puffy. Das war echt surreal. Ich war so gerührt, dass ich weinen musste. Es war wundervoll. Und glaub' mir: Wenn du jahrelang aus Pein geweint hast, fließen die Freudentränen nochmal so schön. Pein? Ernsthaft? Ja, Pein. Als Songwriter und Produzent war ich eigentlich immer sehr erfolgreich. Ich war an Dutzenden von Platin-Alben beteiligt, war also finanziell erfolgreich. Aber schon seit meiner Kindheit war es mein größter Wunsch, Sänger zu sein. Diesen Wunsch hielt ich aber lange geheim, weil ich Angst hatte, abgelehnt zu werden oder zu versagen. Und als ich dann mein erstes Album veröffentlichte, kam das zwar bei den Kritikern gut an, war aber ein kommerzieller Flop. So gesehen, wurde alle meine Ängste bestätigt.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Begeisterte Kritiken scheinen Dich ziemlich kalt zu lassen. Stimmt nicht. Die Kritiker sind Musik-Fans. Und als Musik-Fan bedeutest du mir etwas. Wenn ein Kumpel oder ein Fan zu mir sagt "Dieser Song ist super, der hat mir weniger gefallen", dann höre ich mir das auch an. Alles andere wäre egoistisch. Einen Song für mich allein kann ich schließlich machen, wann immer ich will. Aber wenn ich meine Musik und meine Gedanken mit jemanden teilen möchte, muss ich Interesse daran haben, wie die Welt tickt. Wie tickt Robin Thickes Welt gerade? Momentan fühle ich mich wieder wie ein Kind, das die Welt mit all seinen Möglichkeiten entdeckt. Als Kind denkst du, dass alles möglich ist. Mit den Jahren wird dir eingetrichtert: Dies kannst du nicht haben, jenes wirst du nicht erreichen und das wirst du nicht werden. Momentan habe ich aber wieder das Gefühl, dass einfach alles möglich ist… Der Punkt ist wohl: Man muss herausfinden, was man machen will, was man gerne machen will. Es gibt Menschen, die alle möglichen wissenschaftlichen Kenntnisse haben, aber keine Ahnung davon, wie man eine Frau liebt. Was ja auch eine Wissenschaft sein kann. Erzähl' mir nichts. In zwei Punkten kenne ich mich definitiv aus: Wie man eine Frau liebt und wie man einen guten Song schreibt. Es geht nur darum, seinen Platz in der Gesellschaft zu finden, indem man das tut, was man gerne tut. Was, wie gehört, trotzdem dazu führen kann, dass man zuhause sitzt und vor lauter Enttäuschung heult. Naja, das ist eben der Druck, den ich – und nur ich – mir mache. Niemand kann härter zu dir sein als du selbst. Als ich mein erstes Album draußen hatte, bekam ich Anrufe von Pharrell, Usher, Mary J. Blige, sie baten mich um eine Zusammenarbeit, weil sie das Album so toll fanden. Ich wiederum habe mich nur als Versager gefühlt, weil sich das Album nicht verkaufte. Momentan verkaufe ich sehr viele Platten und schwebe auf Wolke Sieben – trotzdem habe ich das Gefühl, mit meiner Musik, meiner Show, meinen tänzerischen Fähigkeiten erst am Anfang zu stehen. Ich will die Rolling Stones sein, die Beatles, ich will Marvin Gaye sein. Apropos Beatles: Dein Kleidungsstil erinnert stark an deren Bühnenoutfit zu ihren Anfangszeiten. Weißes Oberhemd, dunkler Anzug… Ja, wobei heute der erste Tag seit Ewigkeiten ist, an dem ich ein blaugestreiftes Hemd anhabe. Ansonsten ziehe ich dieses Schwarz-Weiß-Ding voll durch. Mir gefällt die Zeitlosigkeit dabei…Ich will Musik machen, die ewig Bestand hat, die man sich in hundert Jahren noch anhören kann und bei der man das Gefühl hat, sie wäre erst in der vergangenen Woche entstanden. Vielleicht will ich's bei meiner Kleidung genauso haben. Allerdings verändere ich mich auch ständig. Ich wechsle laufend meine Meinung und bin sehr beeinflussbar. Aber manchmal sind deine Schwächen ja auch deine Stärken. Egozentrische Menschen sind vielleicht nicht die netteste Gesellschaft beim Abendessen aber unter Umständen gerade deshalb großartige Künstler. Aufgrund ihres unerschütterlichen Glaubens an sich selbst. Meine Schwäche ist es, von allen gemocht werden zu wollen und ständig Bestätigung zu bekommen – was wiederum meiner Musik zu Gute kommt. Weil ich mich öffne und meine Arme ausbreite. Ich bin verletzlich und zeige das auch. "The Evolution of Robin Thicke" erscheint am 10. August bei Universal. Foto: Universal Music

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