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"Ich rede lieber über Musik" - Killers-Bassist von jetzt.de politisch in die Enge getrieben!

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„Flags, I want more flags“, ruft Sänger Brandon Flowers alle zwei Minuten und strahlt über beide Ohren. Er hat gut lachen, denn der Zeitplan der Plattenfirma hat Mark Stoermer, den Bassisten der Band als jetzt.de-Interviewpartner bestimmt. Stoermer sitzt leicht gekrümmt auf dem Sofa und blickt melancholisch der Tatsache entgegen, dass sich jemand mit ihm unterhalten will. Ich hab ein paar Leuten gestern erzählt, dass ich mit dir sprechen werde, und sie haben auf genau zwei Weisen reagiert. Die einen meinten: „Wer sind denn die Killers?“ Was sagt man denen? Ich würde sagen, The Killers sind eine Rockband, die Popmusik macht. Wir sind eine echte Band, die ihre Lieder jahrelang in der Garage geübt hat, bevor wir berühmt geworden sind. Wir haben ein Keyboard, aber wir machen keinen Synthiepop. Die anderen Leute haben gesagt: „Ach so, die nächsten U2.“ Wie findest du das? Es ist natürlich eine Ehre, mit dieser großartigen Band verglichen zu werden. Aber es wird niemals eine andere Band wie U2 geben. Wir machen auch ganz andere Musik als die, ich würde sagen, wenn irgend etwas, sind wir die nächsten The Killers. Und dann gibt es noch den Unterschied, dass wir keine politische Band sind. Wir halten uns an die Lieder. Dabei hat dein Kollege Brandon Flowers erklärt, dass euer neues Album „Sams Town“ das schlechte Image der USA in der Welt aufbessern soll. Ist das nicht auch eine politische Ansage? Ich kann dazu jetzt nicht viel sagen, weil das Brandons Sache ist. Aber das ist genau das Problem: Die Menschen sehen nur den politischen Aspekt der USA. Sie sehen die Regierung und haben etwas dagegen, ist ja auch verständlich. Aber sie sehen nicht die Menschen, die dort leben. Wie sind die denn? Ich mag keine Verallgemeinerungen. Umgekehrt: Was denken die Menschen außerhalb von den USA über die Amerikaner? Du kommst wahrscheinlich auf Tour hin und wieder mit anderen darüber ins Gespräch, oder? Das sind doch alles Klischees. Es gibt so viele falsche Auffassungen über unsere Heimat, die sich teilweise aus Wahrheiten und teilweise aus Vorurteilen zusammensetzen. Ich will über solche Behauptungen gar nicht reden. Stört es dich, dass Leute in Europa oder woanders sich so viele Gedanken über die amerikanische Politik machen? Was mich stört, ist dass sie denken, dass die Amerikaner selbst damit zufrieden sind. Ich meine, natürlich gibt es viele, die die Regierung unterstützen. Aber genau so viele wenden sich gegen sie. Und die setzen sich auch ein. Bist du politisch aktiv? Ich habe dafür keine Zeit. Wenn ich zu Hause bin, gehe ich schon mal zur Wahl. Aber das mache ich als Privatperson. Was magst du an deiner Heimat? Über die Staaten kann ich nicht zu viel sagen, da kenn ich mich nicht aus. Ich kenne nur Las Vegas. Da sind meine Freunde, meine Familie und meine 2000 Platten. Ich fühle mich wohl dort, weil es mein Zuhause ist. Mehr nicht. Brandon hat auch gesagt, dass Ziel der Killers sei es, eine wichtige Band zu sein. Was konstituiert die denn? Wenn sich in zehn Jahren die Menschen noch an unsere Songs erinnern, sind wir wichtig geworden. Politik hat damit nichts zu tun? Nein. Ich glaube nicht, dass es für eine wichtige Band zwingend notwendig ist, sich für irgendwelche Angelegenheiten einzusetzen. Queen waren ja auch nicht politisch, oder David Bowie. Das muss jeder mit sich selbst ausmachen. Manche Menschen wollen die Zeit, die ihnen gegeben ist, mit sozialem Engagement verbringen. Ein Künstler muss das aber nicht. Was ist mit den aktuellen Kongress-Wahlen? Oder bleiben die zu Hause? Nein, die Wahlen sind schon wichtig. Und ich hoffe natürlich, dass sie positiv ausgehen. Aber darauf kommt es mir im Moment nicht wirklich an. Ich rede lieber über Musik. Also gut, fünf Minuten haben wir noch. Dann reden wir auf Seite 2 eben über Musik.


Gehst du eher rational an Musik heran, oder sind dir emotionale Aspekte wichtiger? Als Laie geht es einem ja meistens mehr um das Gefühl, das man durch ein Lied bekommt. Wenn ich Musik höre, kommt es ziemlich auf meine Stimmung an. Ich höre sehr viel Rock aus den 60er Jahren, die Beatles, The Who und David Bowie. Manchmal ist der Sound das wichtigste und was der in mir auslöst. Aber ein Musiker wie Johnny Cash hat vielleicht keine besonders tolle Stimme, dafür sind seine Texte unheimlich bewegend. Am besten finde ich, haben die Beatles es hinbekommen, beides zu vereinen: Text und Musik sind genau gleich wichtig.

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Illustration: Julia Schubert

Die Killers - und Bassist Mark steht ganz links (zumindest auf dem Foto). Und wie ist das dann beim Spielen? Naja, da muss ich mich darauf konzentrieren, nichts zu vergessen. Nicht, dass ich die Stücke nicht alle kann, aber man muss sich eben die Reihenfolge merken oder was man sonst so vereinbart hat mit der Band. Und viel Energie geht auch in das Zusammenspiel mit der Band. Es ist also ein ganz anderer Zustand. Man will ja auch etwas für das Publikum tun, die Zuhörer bewegen. Und wenn man Stücke schreibt, ist es noch mal anders. Wie machst du das? Bisher habe ich bloß instrumentale Anteile selbst geschrieben. Ich bin nicht der Typ, der im stillen Kämmerlein vor sich hin komponiert. Wir machen das immer in der Gruppe und inspirieren uns gegenseitig. Du hast irgendetwas im Kopf und das entwickelt dann der Schlagzeuger weiter – man spielt sich die Bälle gegenseitig zu. Gibt es irgendeins eurer Lieder, das du am liebsten hast? Das wechselt immer durch. Es gibt meistens einen Favoriten, den ich am liebsten live spiele. Und wenn ich mir da eines aussuchen müsste, wäre das im Moment „Bling“, vom neuen Album. Es fühlt sich schon außergewöhnlich gut an, das zu spielen. Denkst du manchmal darüber nach, dass eure Musik bei Tausenden von Menschen auf der ganzen Welt etwas auslöst? Hin und wieder schon. Aber es ist nicht einfach, so etwas in seinen Kopf zu bekommen. Wir bekommen es ja auch nicht wirklich mit. Also ist es uns auch nicht dauernd bewusst. Bloß wenn wir vor großem Publikum spielen und merken, wie die Leute auf uns reagieren – und das ist dann schon eine tolle Erfahrung. Die Rezension zur neuen The Killers-Platte steht hier. Fotos: Reuters

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