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"Ich mag dieses Überall erreichbar-Sein nicht"

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jetzt.de: Wilsson, ihr wollt, dass an diesem Mittwoch niemand im Internet ist. Warum? Wilsson: Wir haben nichts gegen das Netz, aber wir wollen einen Tag Pause machen, damit man sich seiner Gewohnheiten bewusster wird. Es ist ja so, dass wir uns immer abhängiger machen von E-Mails checken, Statusmeldungen checken und alles mögliche erledigen im Internet. Deshalb wollen wir sagen: „Wir machen einen Stopp. Das Internet ist für mich da und nicht ich fürs Internet.“ Ihr wollt also der Welt einen Tag Internet-Urlaub schenken. Sozusagen. Das Bild stimmt: Im Urlaub lernt man ja auch seine Gewohnheiten zu hinterfragen. Es wird nur sicher nicht die ganze Welt mitmachen, oder? Natürlich nicht. Aber allein die Resonanz, die wir bisher bekommen haben, hätten wir uns vor zwei Monaten, als meinem Bruder und mir die Idee kam, nicht träumen lassen. Morgen kommt ein Team vom WDR und filmt, wie wir den Tag verbringen.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Am Mittwoch nicht im Netz: Wilsson (links), 35, und sein Bruder Sebastian, 26. Was macht ihr denn? Zunächst müssen wir Urlaub nehmen. Wir haben beide Jobs, in denen wir auf das Netz angewiesen sind. Aber wie gesagt, wir haben auch nichts gegen das Internet. Aber es muss etwas geben, was euch daran stört. Ich habe schon das Gefühl, dass es für viele zu einer Art Sucht wird. Mein Bruder hatte die Idee zu dem Offline-Tag. Und durch ihn bin ich darauf gekommen, dass auch ich morgens als erstes den Rechner hochfahre und schaue: Ist die Internet-Welt noch da? Natürlich ist sie noch da. Dieses ständige Checken ist gar nicht nötig. Checkst du es denn ständig? Wenn ich am Rechner bin schon. Danach mache ich aber auch aus. Ich besitze zum Beispiel bewusst kein Handy. Ich mag dieses „überall erreichbar sein“ nicht. Wenn ich im Supermarkt bin oder so, will ich nicht angerufen werden. Wenn ich telefonieren muss, schaffe ich das auch so irgendwie. Allein dadurch bin ich auf dem Gebiet eh etwas aufmerksamer. Passiert es dir dann nicht ständig, dass du alleine irgendwo stehst, weil derjenige, mit dem du verabredet warst, dir nicht sagen konnte, dass er zu spät kommt? Nee, das passiert mir fast nie. Aber dazu muss man auch sagen, dass ich Chilene bin. Ich komme selber gern mal eine Viertelstunde zu spät. Was sollen denn die Leute tun, die sich euch anschließen wollen? Wir sind schon sehr froh, wenn die Idee weitergetragen wird. Das ist schon Anregung genug. Wer mag, kann uns nach dem Tag offline natürlich gerne davon berichten, wir werden das in unserem Blog auch dokumentieren. Es soll also auch nach dem 20. Oktober 2010 weitergehen? Ja, warum nicht? Das Datum kann man sich ja gut merken. Und vielleicht wird der Offline-Tag so was wie der Towel Day von Douglas Adams. Würde uns freuen. *** Das Thema Offline sein war auch schon Thema im Tagesticker und in der Geschichte Vom Versuch einer Internetpause auf jetzt.de.

Text: dirk-vongehlen - Foto: privat

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