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„Ich liebe mein Land“
Was sind so die Gesprächsthemen, wenn du abends mit deinen Freunden ausgehst? Wenn wir abends ausgehen, reden wir meistens über unsere Jobs oder über den Freundeskreis. Meine Freunde hier studieren oder arbeiten den ganzen Tag. Danach treffen sich alle und gehen zusammen essen oder Karaoke singen. Über Politik unterhalten wir uns normalerweise eher selten. Die meisten sind abends kaputt und wollen entspannen und mit Leuten Spaß haben. Als ich noch in Peking studiert habe, gab es öfter Diskussionen über politische und gesellschaftliche Themen. In Peking interessieren sich generell mehr Leute für Politik, da man in der Hauptstadt näher am Geschehen ist. Hier im Süden ist der Lebensrhythmus langsamer, die großen politischen Ereignisse scheinen weit entfernt zu sein. Redet ihr auch über den aktuellen Tibet-Konflikt? Das Fernsehen und die Zeitungen sind voll davon. Die Menschen hier sind sehr aufgebracht. Doch eines muss ich sagen: Die Chinesen haben sich in ihrer Geschichte noch nie in die inneren Angelegenheiten anderer Länder eingemischt. Warum wollen alle wissen, was gut für uns ist? Die USA und Großbritannien haben aus fadenscheinigen Gründen völkerrechtwidrig den Irak angegriffen und die gleichen Regierungen erheben gegen uns jetzt den moralischen Zeigefinger? Ich finde das ungerecht. Wir haben das Gefühl, dass die westlichen Medien ein sehr einseitiges Bild verbreiten, dass China schlecht gemacht werden soll und dass unserem Land der wirtschaftliche Aufschwung nicht gegönnt wird.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Zhang Hao hat in Peking Journalistik und Chinesisch studiert. Ist der Wunsch der Tibeter nach mehr Unabhängigkeit für euch nachvollziehbar? Wir respektieren die Kultur Tibets, aber ich habe kein Verständnis für Aufständische, die die Einheit des Landes gefährden. Man muss auch bei den Tibetern zwischen den Separatisten und der Normalbevölkerung unterscheiden. Ich weiß nicht, ob die Aufständischen für die Mehrheit sprechen, ob der Großteil der Menschen wirklich autonom sein will. Tibet profitiert auch vom chinesischen Aufschwung, in einem unabhängigen Staat würde die Lebensqualität erstmal schlechter werden. Im Westen wird der Anschein erweckt, dass Tibet erst seit der kommunistischen Partei Teil von China ist, dabei gehört Tibet schon seit der Qing-Dynastie (1644-1911, Herrschaft durch das Mandschu-Volk) zum Land. Die Han-Chinesen haben Minderheiten nie schlecht behandelt. Ich wohne selbst in einer Provinz, in der es viele nationale Minderheiten gibt und nach meinen Erfahrungen funktioniert das Zusammenleben ganz friedlich. Wir diskriminieren die ethnischen Minderheiten nicht. Hier in unserer Provinz gibt es sogar festgeschriebene Quoten, die den Zugang von Angehörigen einer Minderheit zur Universität garantieren. Was haltet ihr von der Politik der chinesischen Regierung? Was habt ihr für ein Verhältnis zur kommunistischen Partei? Die Ansicht der meisten, und auch meine, ist, dass die Regierung ihre Arbeit insgesamt schon gut macht. Ich meine, China ist ein riesiges Land mit der größten Bevölkerung der Welt, es ist eine große Leistung, den Staat am Laufen zu halten. Natürlich wissen auch alle, dass es Korruption und Machtmissbrauch in der Partei gibt, aber das gilt für einen eher kleinen Teil, das passiert nicht systematisch. Würdest du dich auch persönlich politisch engagieren? Ich fühle mich nicht unterdrückt und bin zufrieden mit meinem Leben. Das gilt für ziemlich alle, die ich kenne. Die Partei öffnet sich ja seit Jahren Schritt für Schritt. China funktioniert anders als andere Staaten, das wollen viele nicht verstehen. Die Demokratie kann man hier nicht von heute auf morgen einführen, das würde im totalen Chaos enden. Inwiefern findest du die Nachrichten, die du täglich siehst, glaubhaft? Selbst wenn das Fernsehen und die Zeitungen Dinge verschweigen – wir leben heute im Internetzeitalter, wenn man Informationen verbreiten will, findet man einen Weg. Dass in China niemand seine Meinung sagen kann, ist meiner Ansicht nach Blödsinn. Niemand, nicht mal die Partei, kann heutzutage noch alles zensieren. Außerdem hat inzwischen jeder ein Handy, auch die Tibeter. Per SMS kann man heute jeden erreichen. So untransparent geht es bei uns nicht zu. Was hast du für einen Eindruck von dem Leben in Europa, wenn du es mit deinem vergleichst? Ich glaube nicht, dass wir in irgendeiner Hinsicht hinterherhinken. Viele von meinen Freunden haben schon einige Zeit im Ausland verbracht. Einer hat in Antwerpen studiert, der andere macht gerade ein Auslandsjahr an der Uni in Bonn. Ihnen gefällt es aber doch hier in China besser. Das Leben hier in den Großstädten ist aufregender. Hier ist immer etwas los, in Europa ist ja abends kaum noch wer auf der Straße. Viele, die im Ausland waren finden inzwischen, dass China inzwischen mehr Möglichkeiten für junge Leute bietet, im Westen sind die Verhältnisse schon so fest zementiert. Was wünschst du dir für die Entwicklung deines Landes? Ich glaube, dass es in China vorangeht, und dass das Land gesellschaftlich stabiler wird. Ich liebe mein Land und bin mir sicher, dass die Chinesen in Zukunft ein besseres Leben führen werden, auch jene auf dem Land, denen es noch nicht so gut geht. Es gibt viele Probleme hier, mit Armut, mit der Umwelt, aber man wird eine Lösung finden. Außerdem hoffe ich, dass China international mehr Einfluss bekommt, was unserem Land schon lange zusteht.