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"Ich hatte nicht vor, über den Tod zu schreiben"
Kira Konich ist 20 Jahre alt und studiert Medieninformatik in Weimar. Für den Sommer-Schreibwettbewerb von jetzt.de und neobooks schickte sie ihre Geschichte "Emmi" ein. Sie handelt von einem Mädchen, dessen Sommer darin besteht, auf dem Bordstein zu sitzen und Kaugummis abzukratzen. Oder Schlagzeilen im roten Kasten zu lesen, oder Blumen aus verbotenen Beeten zu pflücken, selbst, wenn das dem Meckeropa hinter ihr nicht in den Kram passt. Schließlich sind die Blumen für ihre Mama, die noch nicht viel vom Sommer mitbekommen hat. Die Jury von jetzt.de und neobooks wählte Kira zur Gewinnerin des Schreibwettbewerbs. Ein Anruf bei der jungen Autorin:
jetzt.de: Kira, wie bist du auf die Geschichte von Emmi gekommen?
Kira Konich: Ich habe darüber nachgedacht, was ich mit Sommer verbinde, habe in meinem Kopf nach Bildern gesucht. Und irgendwann sah ich dann Emmi auf diesem Bordstein sitzen und Kaugummi kauen, und dachte mir: Über dieses Mädchen kannst du eine Geschichte schreiben.
Was bedeutet Sommer denn für dich?
Einerseits bedeutet Sommer immer eine Art von Leichtigkeit. Für mich persönlich ist er zwar nicht immer angenehm, weil ich eine Pollenallergie habe, aber generell hat der Sommer was Leichtes. Dieses Nichtstun aus der Geschichte, der Zitronenfalter, das steht vielleicht ein bisschen für diese Leichtigkeit.
Man kann aber auch Eintönigkeit herauslesen. Emmi sitzt immer auf dem Bordstein, mit denselben Leuten, das einzige, was sich ändert, sind die Schlagzeilen am Zeitungskasten und die Situation ihrer Mutter, die sich verschlimmert.
Das stimmt. Emmi nutzt ihre Freiheit nicht. Sie hat andere Sorgen als ins Schwimmbad zu gehen.
Warum hast du eigentlich so ein schweres, auch bedrückendes Thema gewählt für deinen Text?
Das kann ich gar nicht genau sagen. Die Geschichte hat sich quasi selbst erfunden. Sie war in meinem Kopf und ich habe sie aufgeschrieben, ohne mir sonderlich viele Gedanken darüber zu machen, was ich damit sagen will. Emmis Geschichte ist ja auch nicht meine Geschichte und ich hatte auch nicht vor, über den Tod zu schreiben. Das hat sich ergeben.
Wie lange schreibst du schon Kurzgeschichten?
Ich schreibe eigentlich selten eigene Kurzgeschichten. Normalerweise schreibe ich Fanfictions, also Geschichten, die man zum Beispiel zu einer Serie schreibt, die man besonders gerne mag. Man spinnt die Geschichte in eine andere Richtung weiter. Solche Geschichten schreibe ich schon, seit ich 16 bin, ziemlich regelmäßig.
Mit welcher Serie befasst du dich gerade?
Im Moment schreibe ich Digimon-Fanfictions. Ich habe Digimon neulich wieder für mich entdeckt und dann damit angefangen.
Hast du vor, das Schreiben zu deinem Beruf zu machen?
Ich kann mir schon vorstellen, das Schreiben weiter ernsthaft zu verfolgen. Aber ich weiß auch, dass die Chancen nicht so hoch sind, damit Geld zu verdienen. Deshalb habe ich mich auch nach anderen Wegen für mich umgesehen und studiere Medieninformatik. Andererseits: ich hätte auch nicht gedacht, bei diesem Schreibwettbewerb zu gewinnen. Ich hatte ja vorher auch noch nie an einem Schreibwettbewerb teilgenommen. Deshalb habe ich mich umso mehr gefreut.
Welches Buch liegt momentan auf dem Tisch neben deinem Bett?
Momentan liegt da ein Buch von Stephen King, den lese ich ganz gerne. Ich lese eigentlich alles mögliche, auch historische Romane oder Klassiker. Ein Buch, das jeder gelesen haben sollte, ist finde ich „Brave New World“ von Aldous Huxley. Das stellt die Probleme unserer Welt ziemlich treffend dar, es zeigt ein Abbild unserer heutigen Gesellschaft, obwohl es in den Dreißigerjahren geschrieben wurde.
Was hältst du von E-Books?
Ich lese lieber normaler Bücher. Mein Freund hat einen e-Reader, auf dem ich manchmal auch lese, aber ich mag Gedrucktes lieber. Das ist ein besseres Gefühl, das ich gar nicht so genau beschreiben kann. Man kann sich die Bücher ins Regal stellen, wenn sie einem gefallen haben – oder sie in die Ecke werfen, wenn sie schlecht waren. Vielleicht bin ich da auch einfach ein bisschen altmodisch.
Glaubst du, dass E-Books sich durchsetzen werden?
E-Books haben natürlich ihre Vorteile, wenn man auf Reisen ist zum Beispiel. Die werden noch mehr kommen. Aber ich glaube, dass viele Leute so wie ich auch gerne ein gedrucktes Buch in der Hand halten. Normale Bücher werden glaube ich so bald nicht verschwinden.
Dein Autorenname lautet Kira K. Kugelfisch. Was hat es damit auf sich?
Ich habe mir ungefähr mit 14 den Kugelfisch als eine Art Markenzeichen ausgesucht. Den habe ich dann auf all meine Schulblätter und so gekritzelt, und eigentlich taucht er überall auf, wo ich bin. Wie ein eigenes Logo.
Wann kann man wieder etwas von dir lesen?
Kann ich noch nicht sagen. Ich habe einen groben Plan für ein Romanprojekt im Kopf, aber es wird noch dauern, bis ich das realisiere. Ich will noch meine lange Fanfiction fertig schreiben und habe ja auch viel mit meinem Studium zu tun.
Verrätst du schon mal, worum es gehen wird?
Es wird auf jeden Fall ein Steampunk-Roman. Das ist vereinfacht gesagt eine Art Mischung aus Science Fiction und Historie, Geschichten, die im victorianischen Zeitalter spielen, aber auch Science-Fiction-Elemente enthalten.
Text: christian-helten - Fotos: misterQM/photocase.com; Kira Konich