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Ich bin Gaga.
Der Popstar, der das Jahr 2009 mit Hits wie „Just Dance“ und „Poker Face“ geprägt hat wie kein anderer, liegt ausgestreckt auf einem Sofa in der Penthouse-Suite eines teuren Kölner Hotels. Lady Gaga, 23, ist vollständig geschminkt, trägt eine rothaarige Perücke und beeindruckende Plateauschuhe. jetzt.de: Du hast heute eine ungewohnte Haarpracht: Locken. Wie kommt’s? Lady Gaga: Ach, das sind doch alles Perücken. Ich habe mehr als 20 davon. So kann ich jeden Tag eine neue Frisur haben, ohne ständig zum Friseur laufen zu müssen. Das ist doch toll, oder? Und je nach Stimmung entscheide ich mich mal für die eine und mal für die andere. Heute war mir eben nach roten Locken. Wie ich mich nach außen hin gebe und präsentiere, hängt immer davon ab, wie ich mich in mir drin fühle.
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Was bedeutet dann diese Perücke? Sie ist wild und ein wenig durcheinander, findest du nicht? Ich denke, ich bin auch vom Kopf her gerade ein bisschen durcheinander und unaufgeräumt. Wie geht eigentlich die Verwandlung in Lady Gaga? Verwandlung? Wie meinst du das? Du wachst ja morgens nicht als Lady Gaga auf, sondern als Stefani Germanotta. Ich bin immer Gaga. Wie soll ich dir das erklären? Gaga ist mein Name. Aber Gaga bin auch ich. Ich habe eben über Verwirrung gesprochen, aber in dieser Hinsicht bin ich überhaupt nicht verwirrt. Ich bin Gaga. Wie bist du Gaga geworden? Das war ein Spitzname, den sich meine Freunde in New York für mich ausgedacht hatten. Sie wussten, dass ich Freddie Mercury von Queen über alles liebte, und Queen hatten diesen Hit „Radio Gaga“. Deshalb fand ich den Namen gleich toll und habe ihn gerne angenommen. Hast du Angst, dass bald hunderte von Gaga-Kopien rumlaufen? Nein. Gaga ist einzigartig und unkopierbar. Es haben auch Millonen von Mädchen versucht, Madonna zu kopieren. Die Mädchen sind wieder weg, aber Madonna ist immer noch da. Weil sie besonders ist. Ist Lady Gaga die Madonna der Zukunft? Ich möchte keine Antwort geben, die überheblich wirkt. Aber ich habe es mir zum Ziel gesetzt, die Popmusik zu revolutionieren. Die letzte Revolution ging vor 25 Jahren von Madonna aus. Du bist schon mit 18 Jahren in der Lower East Side Manhattans aufgetreten. Als Gaga oder als Stefani? Am Anfang habe ich den Namen verwendet, den meine Eltern mir gegeben haben. Vor fünf Jahren dann kam eine Phase, in der ich mich selbst ein wenig verrannte. Ich brach mein Studium an der „Tisch School of the Arts“ ab, probierte viel aus, auch Drogen. Heute nehme ich keine Drogen mehr. Meine einzigen Drogen sind Kaffee und Zigaretten, vor allem Kaffee brauche ich in großen Mengen. Jedenfalls, zu der Zeit war ich ein burlesques Gogo-Girl in einer Schwulenbar in der Lower East Side von New York. Eines Abends kam mein Vater in die Bar, weil er gucken wollte, was ich dort arbeite. Als er mich im Ledertanga tanzen sah, ist er gleich wieder abgehauen. Aber mir hat diese Zeit als Burlesque-Tänzerin geholfen, mich selbst zu finden – als Gaga. Mit dem Namen hatte gleich viel mehr Resonanz und Erfolg. Wo bekommst du deine Klamotten her? Aus Second-Hand-Läden in New York? Überall, wo ich hinkomme, war schon eine kleine Gaga-Fee vor mir da und hat mir einen Schrank voller wunderbarer Anziehsachen hingestellt. Die darf ich mir alle ausleihen und tragen. Wenn ich in die nächste Stadt fahre, wartet dort der nächste Schrank auf mich. Selbst shoppen war ich schon über ein Jahr nicht mehr. Gaga, was hast du der Popmusik gegeben, das ihr vorher gefehlt hat? Süß von dir, das so auszusdrücken. Ich habe wirklich keine klare Antwort darauf, warum 2009 das Jahr der Lady Gaga war. Vielleicht liegt es daran, dass die Menschen spüren, wie sehr ich Popmusik liebe. Ich genieße es, eine Popkünstlerin zu sein. Dafür schäme ich mich nicht, im Gegenteil, ich bin sehr stolz darauf. Ich lasse mich von Popkultur, Pop-Art und der Kultur des Berühmtseins inspirieren. Meine Vision und die Philosophie meines Schaffens ist folgende: Ich kombiniere die Hochkultur der Pop-Art und der anspruchsvollen Mode mit der kommerziellen Mainstream-Popmusik. Ich mache also Popmusik, die nicht doof ist. Das neue Gaga-Video - irgendwas zwischen Meisterwerk und Misere: "Bad Romance"
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Was macht Lady Gaga, wenn sie frei hat? Dann bleibt sie Zuhause, oder sie besucht ihre Eltern, unternimmt etwas mit ihren Freunden oder kocht sich etwas zu essen. Wie erleben deine Eltern deine Karriere? Sie sind glücklich, dass ich meine Berufung so ausleben kann. Das Verhältnis zu meiner Mutter und meinem Vater war immer sehr gut, und auch jetzt halten wir sehr eng zusammen. Ich habe schon als kleines Kind überall auf den Tischen getanzt und die Aufmerksamkeit geliebt. Meine ersten Auftritte hatte ich mit 14, in der Phase fing ich auch an, Songs zu schreiben. Meinen Eltern war immer bewusst, dass ich als Künstlerin arbeiten würde, und sie haben mich unterstützt. Stimmt es, dass du all dein Geld wieder in deine Outfits und deine Show steckst? Also keine teuren Anschaffungen, keine schnellen Autos? Stimmt. Ich kann gar kein Auto fahren, ich habe keinen Führerschein. Ich habe eine Mietwohnung in New York, das ist alles. Ich reise mit fast allen meinen Besitztümern, so wenige sind das. Bist du aktuell eigentlich verliebt? Ja, in meine Musik. Ansonsten nicht. Ich bin Single. Aber ich glaube an die Liebe und ich bin auf der Suche nach einer Formel, mit der ich die Liebe verstehen kann. Könnte es passieren, dass du irgendwann zu glücklich oder zu verliebt bist, um Kunst zu machen? Weiß nicht. Wenn ich Pech habe, ja. Möglicherweise verliebe ich mich jedoch auch genau in den Menschen, der meine perfekte Muse ist. Dein größter Erfolg „Poker Face“ handelt unter anderem von homosexuellen Fantasien. Könntest du dich auch in eine Frau verlieben? Natürlich. In der Liebe gibt es keine Regeln oder Grenzen. Aber ich trenne Liebe und Sex. Und ich liebe nun einmal die männliche Sexualität. Männer haben etwas, das mir fehlt, aber das ich sehr schätze. Also suchst du doch nicht nach einer Muse, sondern nach einem Mann. Ich suche gar nicht. Aber Musen habe ich schon genug.
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Das Album „The Fame Monster“ von Lady Gaga erscheint heute.
Text: steffen-rueth - Foto: Reuters