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Hungerkatastrophe am Horn von Afrika

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Seit zwei Jahren blieben am Horn von Afrika die überlebenswichtigen Regenperioden zwischen Oktober und Dezember, sowie zwischen März und Mai, aus – mit verheerenden Folgen. Verantwortlich dafür ist das Wetterphänomen „La Niña“. Es ist sozusagen das Gegenteil von „El Niño“ und sorgt für eine Abkühlung des Wassers im Pazifischen Ozean, was höhere Temperaturen an der afrikanischen Ostküste und ausbleibende Regenfälle zur Folge hat. In manchen Regionen Somalias sollen inzwischen bis zu 80 Prozent der Kamel- und Rinderherden verdurstet sein. Nach Schätzungen des Flüchtlingshochkommissariats der Vereinten Nationen (UNHCR) sind in Somalia 2,9 Millionen Menschen und damit ein Drittel der geschätzten Gesamtbevölkerung auf Lebensmittellieferungen angewiesen. In Äthiopien sollen es 4,5 Millionen, im Norden Kenias rund 3,5 Millionen Menschen sein. In Somalia ist die Situation aufgrund der politischen Lage noch verschärft: Nicht nur die ungewöhnlich lange Dürreperiode bedroht hier die Menschen, sondern auch die bürgerkriegsähnlichen Zustände. Wir haben mit Simone Pott, Pressesprecherin der Welthungerhilfe e.V., über die problematische Lage in Afrika gesprochen.  

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Ein Mädchen hält sein Geschwisterchen im Arm vor einem Flüchtlingslager in Somalias Hauptstadt Mogadischu.

Jetzt.de: Nach Einschätzung des UN-Flüchtlingskommissariats (UNHCR) ereignet sich am Horn von Afrika gerade eine der "schlimmsten humanitären Katastrophen" der Welt. Warum ist die Lage so verheerend?
Simone Pott: Es ist die schlimmste humanitäre Katastrophe am Horn von Afrika seit 60 Jahren. Die Dürre belastet alle drei Länder des Horns – Somalia, Äthiopien und Kenia. In Somalia gibt es seit 20 Jahren einen Bürgerkrieg. Es ist ein zerfallener Staat ohne Regierung, in dem die einfachsten Basisdienste wie Wasser, Schulen, Krankenhäuser nicht existieren. Dazu kommt, dass die meisten Menschen von der Landwirtschaft und der Viehzucht leben und genau da liegt das Problem: Seit zwei Jahren hat es in vielen Gebieten zu wenig oder gar nicht geregnet. Es kommt zu Ernteausfällen und die Tiere finden nicht mehr genügend Nahrung und müssen notgeschlachtet werden. Dazu kommt noch, dass die Nahrungsmittelpreise in den letzten Monaten enorm gestiegen sind. In Äthiopien und Kenia gibt es zwar keinen Bürgerkrieg, doch die selben landwirtschaftlichen Probleme aufgrund der Dürre.

Vor welchen Problemen stehen die Hilfsorganisationen?
Das große Flüchtlingslager in Kenia ist hoffnungslos überfüllt und viele Flüchtlinge siedeln sich einfach entlang von Ortschaften oder Dörfern an und hoffen dort auf eine Versorgung. Aber auch die Opfer der Dürre in Kenia und Äthiopien, die bisher nicht ihre Häuser verlassen haben, brauchen Hilfe. In den letzten Jahren hatten die Hilfsorganisationen besonders in Somalia keinen Zugang zum Land aufgrund der bewaffneten Konflikte. Außerdem fehlt es an Geld. Humanitäre Hilfe ist teuer. Wenn die Nahrungsmittelpreise steigen, steigen natürlich auch die Kosten der Hilfseinsätze beispielsweise für das UN-Welternährungsprogramm.  

Wie ist die Situation speziell in Somalia?
Dort ist das Problem, dass das Land in verschiedene Teile zerfallen ist. Die radikal  islamischen Milizen haben in der Vergangenheit Helfer aus dem Land gejagt. Sie haben mit Entführung und Mord gedroht. Unter diesen Bedingungen kann man keine langfristige Unterstützung leisten. Doch jetzt sind sie wieder auf die Hilfe angewiesen und haben den Hilfsorganisationen ungehinderten Zugang versprochen.

Warum wurde den Problemen nicht schon eher Aufmerksamkeit geschenkt?
Es ist leider so, dass immer erst was passiert, wenn das Kind sprichwörtlich in den Brunnen gefallen ist. Viele Organisationen haben schon lange davor gewarnt. Das Ausmaß der Katastrophe ließ sich jedoch schwer abschätzen. Durch die Zunahme der Flüchtlinge aus Somalia ist es erst richtig dramatisch geworden  – besonders in Dadaad an der Grenze zwischen Kenia und Somalia. Fast alle Bilder, die derzeit in den Medien kursieren, stammen aus diesem Lager. Seit Jahren leben dort Menschen unter unvorstellbaren Bedingungen. Jetzt hat sich die Situation aber noch mal um einiges verschlimmert und die Kapazitäten reichen hinten und vorne nicht. Nun werden die Medien aufmerksam. Erst jetzt sieht man die Situation wie durch ein Brennglas.
 
Wird zu wenig berichtet über Hungerkatastrophen?
Natürlich wünschen sich alle Hilfsorganisationen, dass gewisse Themen öfter auf der Agenda stehen – das ist ganz klar. Aber andererseits spielen sich immer gleichzeitig Notsituationen  auf der Welt ab – beispielsweise die Lage der Rückkehrer im Südsudan.  - und es ist schwierig über alles ausführlich zu berichten. Meistens wird erst berichtet, wenn aussagekräftige Bilder da sind. Das ist leider so und es ist ein großes Problem. Beim  Erdbeben wackelt es für ein paar Minuten und die Katastrophe ist da. Anders ist das bei einer Dürre. Langsam aber sicher entwickelt sich eine Katastrophe. Die Ausmaße und andere Einflussfaktoren sind oft schwer einzuschätzen. Mittlerweile gibt es zum Glück Frühwarnsysteme vom UN- Organisationen und Forschungseinrichtungen, die unter anderem Niederschlagsprognosen vorhersagen und die hilfsbedürftigen Gebiete anzeigen.

Wie kann man die Situation retten?
Aussichtslos ist es nie, denn man kann den Menschen helfen. Es braucht nur genügend Geld und Kapazitäten. Im Fall von Somalia müssen außerdem politische Lösungen gefunden werden, ansonsten ist das nicht die letzte Katastrophe.  

Die Kontoverbindung der Welthungerhilfe:  

Deutsche Welthungerhilfe e.V.
Sparkasse KölnBonn
Konto: 1115
BLZ: 370 501 98
IBAN: DE15370501980000001115
BIC: COLSDE33





Text: uli-schuster - Foto: Reuters

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