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Herr Mrozek, wieviel verdienen Sachbuchautoren?
Bodo Mrozek, Jahrgang 1968, veröffentlichte bei Rowohlt das Lexikon der bedrohten Wörter und lebt als Journalist und Autor in Berlin.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
"Sein Spezialwissen nicht in jeden Satz packen": Bodo Mrozek, Autor und Journalist in Berlin. (Foto: Harry Weber) Wie wurden Sie Sachbuchautor? Ich habe Boote geputzt, Kinokarten abgerissen, Schallplatten aufgelegt, ein paar Wissenschaften studiert, und nebenher immer geschrieben - seit ich 15 Jahre alt bin. Erst für Schüler- und Jugendzeitungen, dann für Tageszeitungen, Magazine und Zeitschriften. Da war es dann eigentlich unvermeidlich, irgendwann auch mal ein Buch zu schreiben. Und da ich nebenher Wörter sammle, wurde es ein Wörterbuch. Wollten Sie das schon immer werden: Buchautor? In meiner Jugend wollten die Kinder noch Feuerwehrmann oder Pilot werden. Heutige Kinder wollen, soweit ich weiß, Key-Account-Manager oder Vee-Jay werden. Ich weiß zwar nicht genau, was das ist, aber das ist sicher vernünftig. Da es zur Fliegerei bei mir aber nicht gereicht hat, weil ich meine gesamte Kindheit in der Stadtbibliothek verbracht habe, blieb mir nur das Bücherschreiben übrig. Also: Wie werde ich Sachbuchautor? Kann ich das Lernen? Man kann ja heute auch das Flirten in Kursen lernen, die Frage ist nur, ob man es danach wirklich besser kann. Ein Sachbuchautor sollte lieber Kenntnisse in einem Sachgebiet lernen. Wenn er von vielen Lesern verstanden werden möchte, dann sollte er aber darauf achten, sein Spezialwissen nicht in jeden Satz zu packen. Es sei denn, er will Karriere an der Universität machen. Was muss ich mitbringen? Ein echtes Interesse am Thema und Neugier für die Themen links und rechts daneben. Außerdem sehr viel Geduld und gutes Sitzfleisch. Was ist wichtiger: schreiben können oder sich auskennen? Sollte ein Schneider etwas von Farben oder lieber etwas von Schnitten verstehen? Wer nur aufgebläht schreibt, sich aber nicht richtig auskennt, der wird vielleicht oft gekauft, von den klügeren Lesern aber verachtet. Wer nur ein Bescheidwisser ist und keine lesbare "Schreibe" hat, der wird nur sehr leidensfähige Leser finden. Also natürlich: beides. Wie arbeiten Sie? Das Schreiben ist nur ein Teil, ebensoviel Zeit nimmt meist die Recherche ein. Also sitzt man viel in Bibliotheken oder recherchiert vor Ort. Mit dem Schreiben allein ist es dann auch noch nicht getan. Denn von Autoren wird heute erwartet, dass sie sich "verkaufen", also Interviews geben, in Talkshows sitzen, öffentlich vorlesen. Wenn der Rummel vorbei ist, sitzt man dann wieder monatelang vor dem Computer. Das ist eine ziemliche Umstellung. Wie viel kann man als Sachbuchautor verdienen? Die Verdienstchancen liegen in etwa zwischen null und einer Million Euro. Umgerechnet auf die Arbeitszeit kann man eigentlich nur Geld verdienen, wenn man einen Bestseller schreibt. Darum sollte man auch nicht Sachbuchautor werden, sondern Bestsellerautor. Das lässt sich nur leider in den seltensten Fällen planen. Wie finde ich einen Verlag, der mein Buch veröffentlicht? Das weiß ich nicht genau, weil mein Verlag an mich herangetreten ist. Aber die Verlage suchen ständig gute Themen, also schreibt man am besten dem zuständigen Verlagslektor einen Brief und ein Exposee, aus dem ersichtlich wird, was für ein Buch man zu schreiben gedenkt. Braucht man einen Literatur-Agenten? Wenn man keine Kontakte in der Bücherwelt hat, sich mit Vorschüssen, Verträgen und Prozenten nicht auskennt oder nur ungern oder schlecht über Geld verhandelt: Dann sollte man unbedingt einen Agenten nehmen. Was macht Spaß – und was nervt? Jedem Anfang wohnt ein Zaudern inne - diese Weisheit gilt besonders fürs Bücherschreiben. Man ist wochenlang damit beschäftigt, das Buch anzufangen. Aber ist man einmal im Schreiben, dann hat man am Ende keine Lust mehr, den Text abzugeben. Man will immer weiter schreiben. Sachbücher gelten als langweilig - was unterscheidet sie von einem Roman? Leider sind in Deutschland viele Romane weit langweiliger als ein witzig geschriebenes Sachbuch. Viele Romanciers identifizieren sich so sehr mit ihrem Text, dass es todernst - und für den Leser oft auch todlangweilig wird. Ein Sachbuch handelt im Idealfall von einer Sache, die interessanter ist als die Phantasie eines Romanautors. Unter welchen Umständen sollte ich das mit dem Schreiben lieber lassen? Entweder man glaubt wirklich an ein Thema oder man kann einfach nichts anderes als Bücherschreiben. In beiden Fällen bleibt einem nichts übrig, als ein Buch zu schreiben. Noch besser ist es natürlich, wenn einem ein Verlag ein Angebot unterbreitet, das man nicht ablehnen kann. Sollte nichts davon zutreffen, dann sollte man lieber Feuerwehrmann oder Key-Account-Manager werden - das sind nützliche Berufe, die meist auch besser bezahlt werden.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Das "Lexikon der bedrohten Wörter" ist im Rowohlt Verlag erschienen. 218 Seiten. 8,90 Euro. Hier erklärt Bas Kast, wozu sein Biologie-Studium gut war, warum er einem Freund in Italien jeden Abend von der Arbeit an seinem Buch berichtete und warum er demnächst durch die ganze Welt reist.