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"Herkunft ist unwichtig"
Du bist in Hamburg geboren, als Kleinkind aber nach Mecklenburg-Vorpommern gezogen, als die Wiedervereinigung längst passiert war. Hast du trotzdem noch Unterschiede gespürt zwischen Ost und West?
Wenig, ehrlich gesagt. Also die Kids, mit denen ich zu tun hatte, sind alle nach der Wiedervereinigung geboren. Da hat das nicht mehr so eine große Rolle gespielt. Es gab schon mal unterschwellige Kommentare, nach dem Motto "Ossi, Wessi". Ich bin irgendwie beides. Aber wenn wir darüber Witze gemacht haben, dann immer eher freundschaftlich.
Und du hast immer Freunde aus beiden Teilen von Deutschland gehabt?
Ja. Auf jeden Fall. Die Frage kommt mir schon fast absurd vor, weil das für mich gar keine Rolle spielt, wer aus dem ehemaligen Osten oder Westen ist.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
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Hat der Mauerfall oder die Wiedervereinigung dann überhaupt eine große Bedeutung für dich?
Ich bin einerseits relativ cool damit, weil das für mich nie anders war. Aber mir ist schon bewusst, was das für eine große Bedeutung hat für unser Land. Deshalb bin ich happy, heute beim Festival der Einheit mit so vielen Menschen zusammen feiern zu können. Ich habe natürlich auch über meine Eltern oder Großeltern viele Geschichten gehört und wir hatten das in der Schule. Die lag unmittelbar in der Nähe der ehemaligen Grenze.
Du hast ja auch mal in Berlin gewohnt. Wurde das Thema dann nochmal lebendiger?
Also, ich habe nur knapp drei Monate in Berlin gelebt. In der Zeit war ich mit anderen Sachen beschäftigt. Aber vor fünf Jahren waren zum 20. Jubiläum der Wiedervereinigung Dominosteine entlang der ehemaligen Grenze aufgebaut, die dann umfielen. Das habe ich mir mit meinem Dad in Berlin angesehen. Da wurde mir sehr bewusst wurde, was das für eine Bedeutung hat.
"Bis ich jemand in New York oder Las Vegas erklärt habe, wo Mecklenburg-Vorpommern liegt, ist einfach zu viel Zeit vergangen."
Was sagst du den Leuten in den USA, wenn sie dich fragen, woher du kommst?Ich sag in der Regel aus Deutschland oder aus Hamburg. Das ist ja die nächste große Stadt, die man so kennt. Bis ich jemand in New York oder Las Vegas erklärt habe, wo Mecklenburg-Vorpommern liegt, ist einfach zu viel Zeit vergangen. Deshalb sage ich Hamburg oder Norddeutschland oder einfach an der Ostsee.
Und wenn die Leute dann mitkriegen, dass du in Ostdeutschland aufgewachsen bist, interessiert die das?
Mit den Menschen, mit denen ich spreche, geht es meistens eher um Musik. Die Herkunft ist da eher unwichtig.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Die Party-Kultur in den USA unterscheidet sich ja sehr von Deutschland, also zum Beispiel von Berlin, oder?
Was mir erstmal als Grundunterschied aufgefallen ist, dass es in Amerika schneller vorbei ist. Die haben nicht die Lizenz, ewig durchzufeiern. Da ist der Höhepunkt meistens schon um zwölf. Um drei müssen die den Laden dichtmachen. Ich habe das Gefühl, deshalb betrinken sich die Leute meistens viel exzessiver. Und dann ist der Abend aber auch wieder schnell vorbei.
Würdest du da eher die deutsche Party-Kultur vorziehen?
Ich finde es schon wesentlich angenehmer, wenn der Abend gemütlich verläuft. Ich war aber auch noch nicht so oft in Amerika, dass ich da abschließend was sagen könnte. Aber bisher hatte ich bei meinen DJ-Auftritten in Deutschland mehr Spaß. Weil auch das Publikum die Genres besser versteht und es einfach eine etabliertere Dance-Kultur gibt.
Wenn du lange nicht in deiner Heimat warst, vermisst du Mecklenburg dann manchmal trotz der schönen kalifornischen Strände?
Auf jeden Fall. Ich komme so oft wie es geht nach Hause, auch wenn es manchmal nur für 20 Stunden ist und es dann wieder zum Flieger geht. Ich wohne in Mecklenburg fast am Strand. Die Felder, die Weite, das ist schon wunderschön. Das genieße ich immer sehr.
Text: pia-rauschenberger - Bilder: dpa / Getty Images