Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Gekommen, um sich einzumischen

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

Fotos: Falco Peters Photography [b]Woher kam die Idee, ein T-Shirt-Label zu gründen?[/b] Die Idee kam uns als wir zusammen auf einen BWL-Schein gelernt haben. Wir wollten zeigen, dass es auch anders geht. Dass nicht nur Geld im Vordergrund steht, sondern dass man ein Unternehmen auch aufbauen kann ohne dabei soziale, ethische Grundsätze und Werte völlig zu vernachlässigen. Das macht unglaublich viel Spaß, weil man jeden Tag mit einem guten Gefühl aufstehen kann. [b]Wann und wie habt ihr mit „armedangels“ angefangen?[/b] Das war im Januar 2007. Wir haben bei mir in der WG angefangen, dann waren wir als Untermieter in einer Eventagentur, wo wir zwei Schreibtische angemietet hatten. Und als wir es uns dann endlich erlauben konnten, haben wir das Büro im Belgischen Viertel in Köln gemietet. Wir arbeiten zu acht hier, wollen aber noch viel mehr werden. Wir brauchen gute Leute, die auch Interesse daran haben, eine kleine gute Sache mit aufzubauen und denen es nicht nur ums Geld geht. Wie ging es dann weiter? Die Idee existiert schon länger, aber seit einem Jahr gibt es die GmbH. Wir haben dann aber schnell gemerkt, dass es nötig ist, jemand mit rein zu nehmen, der uns tüchtig unterstützt. Man kann einfach nicht 300 T-Shirts produzieren. Man muss Kapital haben, um in Vorlage zu gehen, um zu investieren, um Mitarbeiter bezahlen zu können. Deswegen haben wir die GmbH gegründet und uns darum gekümmert, Investoren zu finden. Das war gar nicht so einfach, weil unser Konzept ziemlich kompliziert ist. Anfangs waren die Investoren nicht überzeugt. Aber wir haben es geschafft und nun insgesamt fünf Unterstützer, mit denen wir im engen Kontakt stehen und die uns beratend zur Seite stehen. [b]Aber ihr beide, Anton und du, seid die Gründer?[/b] Ja, wir sind Gründer, Geschäftsführer und Hauptanteilseigener. Alles liegt bei uns. Es war uns extrem wichtig, unabhängig zu sein. Wenn das nicht der Fall wäre, würde ich hier nie so sitzen können für so eine Sache. Wir reißen uns echt den Hintern auf, wir arbeiten 16 Stunden am Tag. Das ist schon hart und geht auch nur dann, wenn das dein Ding ist, dein Baby, das du von Anfang an begleitest und das du groß und erfolgreich machen willst. Und das auch noch mit einem guten Anspruch. [b]Ihr unterstützt verschiedene Hilfsprojekte, welche sind das?[/b] Wir wollen uns auf zwei Dinge konzentrieren: einmal ist uns das Thema Trinkwasser sehr wichtig. Durch die ganzen Schädlingsbekämpfungsmittel, die über die Baumwolle in den Boden kommen, wird das Wasser so sehr verunreinigt, dass es Gebiete gibt, in denen man im Umkreis von 100 Kilometern das Wasser nicht mehr trinken kann, nur wegen des Baumwollanbaus. 25 Prozent aller Pestizide weltweit werden für Baumwolle verwendet. Das gilt es abzubauen, denn das fügt der Umwelt Schaden zu. Und das zweite Projekt? Da geht es um die Bildung von Kindern. Das ist einfach das Beste, was man machen kann. Kinder werden irgendwann erwachsen und können sich dann selbst finanzieren und brauchen keine fremde Hilfe mehr. Das Hilfsprojekt nennt sich „Pratham“. Es hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2010 allen Kindern in Indien Lesen und Schreiben beizubringen. Und wenn man bedenkt, wie viele Kinder in Indien leben, ist das Wahnsinn. Aber sie haben ein gutes System aufgebaut, mit dem sie Hausfrauen Lesen und Schreiben beibringen und gleichzeitig ein System, mit dem sie das relativ leicht an Kinder weitervermitteln können. Diese Hausfrauen verpflichten sie für ein ganz gutes Gehalt als Lehrer. Schon zehn Millionen Kindern wurde so Lesen und Schreiben beigebracht und das Projekt wird inzwischen von großen Firmen unterstützt. Und wie unterstützt der Shirt-Kauf jetzt das Projekt? Jedes T-Shirt von uns finanziert einen Monat Schulbildung für ein Kind in Indien. Dieses Projekt passt perfekt zu uns, weil wir auch in Indien produzieren. So schließt sich der Kreis und wir können uns auf die Fahne schreiben, dass wir Indien und das Produktionsgebiet selbst unterstützen. Auf der nächsten Seite geht das Interview weiter: Martin erklärt, wann Kleidung ökologisch ist - und zeigt T-Shirts seiner Kollektion.


[b]Was genau ist an euren Klamotten ökologisch?[/b] Es geht eigentlich nur um ein Material, nämlich um Baumwolle. Unsere T-Shirts bestehen aus 100 Prozent Baumwolle. Also ist es wichtig, dass wir Baumwolle verwenden, die nicht voll von Schädlingsbekämpfungsmitteln ist und damit die Umwelt verschmutzt. Wir setzten deshalb „Fairtrade“- Baumwolle ein. „Fairtrade“ selbst bezahlt mehr Geld für die Baumwolle, handelt über dem Weltmarktpreis und sorgt damit dafür, dass die sozialen Bedingungen vor Ort korrekt sind. Außerdem ist „Fairtrade“ dabei, alle Gebiete auf eine ökologische Produktion umzustellen. In Indien ist das Anbaugebiet nicht nur „Fairtrade“-zertifiziert, sondern wird auch noch nach einem bestimmten Standard angebaut. Das heißt, hier werden eben keine Pestizide verwendet, die Chemikalien in den Boden, also ins Wasser bringen. [b]Eure Kollektion beschränkt sich nicht ausschließlich auf T-Shirts, oder?[/b] Nein, wir haben insgesamt 22 neue Teile in der Kollektion, die Mitte März herauskommt. Hauptsächlich T-Shirts für Männer und Frauen, außerdem Longsleeves, Polo-Shirts, ein Kleid für Frauen und eine Jeans für Männer. Außerdem wollen wir biologische Flipflops aus Naturkautschuk machen. Es soll immer mehr werden, ein wirkliches Label eben. Die Leute sollen sich mit der Marke identifizieren können. Das klappt bei uns unglaublich gut, was wir in E-Mails von den Leuten bestätigt bekommen. Ich glaube einfach daran, dass sich Leute irgendwann komplett mit ökologischen Sachen einkleiden wollen. [b]Wie kommt man an ein “armedangel“-Shirt?[/b] Leider gibt es unsere Sachen bisher nicht im Textilhandel. Unser Problem ist, dass unsere Produktionskosten relativ hoch sind. Der Einzelhandel schlägt eine enorme Marge auf, das sind 130-180 Prozent. Und das ist so viel, dass wir am Ende damit keinen Pfennig mehr verdienen. Wir wollen unsere Preise nicht höher machen als im Onlineshop, weil die eh schon recht hoch sind und wir dann damit nicht mehr genug Leute erreichen. Wir machen es aber trotzdem, weil wir daran glauben, dass der stationäre Handel enorm wichtig ist. Man kauft Klamotten einfach in der Stadt, man geht shoppen. Das gehört dazu. Die Leute wollen den Effekt: anprobieren, kucken, fühlen. Wir wollen auf jeden Fall dafür sorgen, dass unsere neue Kollektion bald auch in einigen Läden hängt, voraussichtlich ab April, Mai. [b]MTV-Moderatorin Johanna Klum hat für euch ein T-Shirt designt und bei einem Photo-Shooting für euch gemodelt. Wie seid ihr auf sie gekommen?[/b] Für ein Modelabel ist es immer wichtig, dass man Leute findet, die in den Medien eine Präsenz haben, einen unterstützen und die Idee nach außen tragen. Wir wollen aber nicht jeden nehmen, sondern Leute, die zu uns passen. Die meisten Leute lassen sich enorm viel Geld dafür bezahlen, dass sie die Sachen tragen, wir bezahlen aber nichts dafür. Wir finden, dass das nicht authentisch ist. Wenn man so etwas macht, wie wir, dann hat man eine Story, die groß genug sein sollte, damit sich jemand damit verbunden fühlt und uns gerne unterstützen möchte. Johanna Klum ist eine von denen, sie hat ein T-Shirt designt, wir haben ein Shooting mit ihr gemacht, das wir für die Presse verwenden dürfen. Wir haben auch noch eine ganze Reihe anderer Leute dazu bewegt, uns zu unterstützen. Zum Beispiel Thomas D., auf den wir besonders stolz sind, weil er hervorragend zu uns passt. Ihn kennt einfach jeder, er ist ein cooler Typ, authentisch und passt einfach zu dem was wir machen. Auf der Echo-Verleihung wurde er mit unserem Hoodie abgelichtet, das hat uns echt gefreut. [b]Was ist euch wichtig?[/b] Ich bin mal gefragt worden, warum arbeitet ihr nicht mit Hanf? Und die Antwort fiel mir überhaupt nicht schwer. Hanf ist so ein Material, da denk ich sofort an Batik-Shirts und Biolatschen. Das geht gar nicht. Wir wollen mit unseren Sachen auf gar keinen Fall so eine kleine Nische erreichen. Wir wollen alle diejenigen erreichen, die auf modische Klamotten stehen. Wir wollen Bio sein, aber man soll uns Bio nicht ansehen. Und das geht, es muss sich nicht ausschließen. Man kann genauso stylisch aussehen wie jeder andere auch und trotzdem etwas „Gutes“ dabei tun. [b]Eine eigene Firma bringt ziemlich viel Verantwortung mit sich. Wächst euch das Ganze manchmal über den Kopf?[/b] Ja, auf jeden Fall. Oft kommen wir an Probleme, für die wir nicht sofort eine Lösung finden. Deshalb bin ich sehr froh, dass wir das zu zweit machen. Denn obwohl ich sehr selbstbewusst bin, aus einer Unternehmer-Familie komme, genau das schon immer machen wollte und nur deswegen BWL studiert habe, komme ich oft an einen Punkt, wo ich einfach nicht sofort weiter weiß. Aber genau das ist es ja, was einen Unternehmer ausmacht. Solange man nicht aufgibt, dran bleibt und versucht irgendwie eine Lösung zu finden, denn es gibt eigentlich immer eine, ist es eine Herausforderung und das Spannende an dem Job. [i]Auf der den nächsten Seiten gibt es Bilder der neuen Kollektion.[/i]

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Text: carla-schif - Fotos: Falco Peters Photography

  • teilen
  • schließen