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Frau Seel, wie werde ich Lyrikerin?

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Deutschlands Poetenszene zeichnete sich die letzten Jahre vor allem durch eines aus: Nichtbeachtung und Isolation. Die Popliteraten sorgten für Aufsehen, derweil die Dichter nicht aus dem Schatten kamen. Daniela Seel, 31, aus Berlin will dem ein Ende bereiten. Vor knapp zwei Jahren gründete sie ihren eigenen Verlag Kookbooks . Sie will innovativen und ausgezeichneten Dichtern eine Stimme verleihen. Talentierte Newcomer wie Uljana Wolf und ihr Gedichtband kochanie habe brot gekauft gehören zu ihren „Schäfchen“. Wir haben Daniela Seel gefragt, wie man das wird - hauptberuflicher Gedichteschreiber.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Frau Seel, wie wird man Lyriker? Leider kommt man weder in der Schule noch im normalen Alltag besonders oft mit guter alter sowie neuer Poesie in Kontakt. Dabei kommt es genau darauf an: Man muss sich mit der Materie intensiv auseinandersetzen, viel lesen, darüber nachdenken und zu verstehen versuchen. Dieses Selbststudium ist ein unablässliches Muss. Und wer dann anfängt, eigene Gedichte zu produzieren, sollte sich mit Gleichgesinnten austauschen. Wo treffe ich solche Gleichgesinnte? Da gibt es unzählige Foren, am besten schaut man sich einfach vor Ort um. Seit vielen Jahren gibt es zum Beispiel in Berlin das lauter niemand literaturlabor. Dort trifft man sich einmal die Woche und kann seine eigenen Texte vor Publikum vortragen. Das Publikum kann danach das Werk kritisieren und diskutieren. Das Feedback hilft, sich und seine Texte einzuordnen und zu verbessern. Wichtig sind auch die Kontakte, die sich dabei erschließen. Ein weiterer Ort ist das Treffen junger Autoren. Ist denn eine Hochschulausbildung sinnvoll, wie es sie zum Beispiel in Leipzig oder Hildesheim gibt? Hmm, das ist eine kniffelige Sache. Ich möchte solche Institute nicht verteufeln, aber ich glaube, dass durch die Institutionalisierung und die Aufmerksamkeit, die solche Studierenden bekommen, ein großer Druck entsteht. Dabei kann das, woraus überhaupt erst gute Texte entstehen können, ganz leicht im Hintergrund verschwinden: nämlich die Auseinandersetzung mit sich selbst und der eigenen Sprache, mit Fragen, die man sich stellt, und Gegenständen, auf die man sich einlässt. Außerdem finde ich, dass der historische Teil in der Ausbildung zu kurz kommt. Lektüre ist immer noch mit das Wichtigste. Dadurch lernt man, Sprache wahrzunehmen und zu verstehen, was das überhaupt sein könnte, ein literarischer Text. Man muss sich mit den exzellenten schon vorhandenen Texten auseinandersetzen und nicht nur mit den eigenen oder den Produkten aus der eigenen Altersgruppe. An den Instituten werden hauptsächlich Texte analysiert, die von den dortigen Studierenden geschrieben wurden. Das macht den Horizont zu eng. Wie kann ich meine Werke publizieren? Manuskripte unverlangt an Verlage zu schicken, bringt in den seltensten Fällen Erfolg. Außerdem sollte das Veröffentlichen eine nachrangige Motivation sein. Jemand, der schreibt, nicht um selbst etwas in Erfahrung zu bringen, sondern um in die Öffentlichkeit zu treten, hat etwas verwechselt. Verlage haben vor allem die Aufgabe zu selektieren. Durch die technischen Möglichkeiten des Internets hat sich eine Das-kann-ich-auch-Mentalität entwickelt, die vor allem Müll, der über naives Tagebuchschreiben kaum hinausgeht, produziert. Der Literaturbetrieb in Deutschland ist extrem gut organisiert. Wer über Jahre hinweg Qualität schafft, fällt auf und wird sicher nicht übergangen. Daniela Seel empfiehlt für das Selbststudium die Werke folgender Lyrik-Newcomer: Daniel Falb - die räumung dieser parks Hendrik Jackson - Dunkelströme Steffen Popp - Wie Alpen Jan Wagner - Guerickes Sperling Monika Rinck - Verzückte Distanzen Bild: Timm Kölln

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