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Fleißige Briten, opportunistische Spanier?

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Die Münchner Unternehmensberatung "Consulting Cum Laude" nennt sich selbst "Beratung für die Generation Y", will also junge Menschen zwischen 18 und 32 erreichen. Deshalb hat sie ein Marktforschungsunternehmen beauftragt, jeweils 1000 Deutsche, Spanier, Briten und Niederländer zu ihrer Arbeitseinstellung zu befragen. Die Studie wurde online durchgeführt, zusätzlich gab es Tiefeninterviews. Es wurden Akademiker aus Sozial-, Natur- und Ingenieurswissenschaftlichen Studiengängen miteinander verglichen. Jeweils ein Drittel studierte noch, hatte gerade die Uni absolviert und arbeitete bereits. Roman Diehl, 48, und Marcel Rasche, 24, sind beide Geschäftsführer bei Consulting Cum Laude.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



jetzt.de: Wenn ein Arbeitgeber jemanden sucht, der möglichst viel arbeitet und wenig Widerspruch gibt, aus welchem Land sollte er dann jemanden einstellen?
Marcel Rasche: Am einen besten einen Briten (lacht). Die sagen unserer Studie zufolge am ehesten: "Arbeit muss keinen Spaß machen und ist hauptsächlich zum Geld verdienen da."

Und wenn er jemanden will, der sich persönlich in ein Unternehmen einbringt?
Marcel Rasche: Die jungen Deutschen sind zumindest momentan die stärksten Innovationstreiber innerhalb eines Unternehmens. Weil dort oft ein großer Unterschied besteht zwischen der Arbeitssituation, die sie gerne hätten, und der, die ihnen angeboten wird. Gleichzeitig beißen sich deutsche Arbeitnehmer durch: Wenn ihnen ein Job keinen Spaß macht, versuchen sie von sich aus, ihn zu verändern.

Das wundert mich jetzt aber – Deutsche gelten doch eher als risikoscheu, gründen selten Unternehmen. Wie geht das zusammen mit Innovationen?
Marcel Rasche: Deutsche sind eher in dem Sinne risikoscheu, dass sie nicht kündigen und sagen "Dann gründe ich halt meine eigene Firma!". Deshalb sind wir im europäischen Vergleich auch auf dem letzten Platz, was das Gründen von Start-ups angeht.
Roman Diehl: Ein Ergebnis unserer Studie war auch, dass die Deutschen das höchste Sicherheitsbedürfnis haben. Sie wollen finanziell abgesichert sein, aber gleichzeitig sind Ihnen ihre Partnerschaften und Freizeit wichtiger, als viel Geld zu verdienen.
Marcel Rasche: Es geht ihnen nicht um ein hohes, sondern um ein faires Gehalt. Das finde ich immer eine ganz schöne Unterscheidung.

"Es heißt oft, dass die Generation Y gar nicht arbeiten will. Das kann ich überhaupt nicht bestätigen."

In der Studie wurden auch junge Spanier befragt, die momentan ja in einem sehr krisengebeutelten Land leben. Wie ist deren Arbeitseinstellung?
Marcel Rasche: Viele Spanier haben aus der Krise den Schluss gezogen, dass sie Chancen ergreifen müssen, wenn sie sich ihnen bieten. Das kann man positiv sehen – sie nehmen ihr Leben selbst in die Hand. Andererseits führt es aber auch zu einem gewissen Opportunismus: Spanier sind die Ersten, die den Studiengang wechseln, wenn sie sich von einem anderen bessere Berufschancen erwarten. Gleiches gilt für den Job. In der Umfrage konnte man außerdem angeben, was einem wichtig ist am Arbeitsplatz, dort gab es die Auswahlmöglichkeit "Dass niemand ausgebeutet wird". Spanier haben das auffällig häufig angekreuzt.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Roman Diehl und Marcel Rasche leiten die Münchner Unternehmensberatung "Consulting Cum Laude". Dass einer der beiden so jung ist, ist Teil des Konzepts.

Welche Gemeinsamkeiten der europäischen Generation Y haben Sie gefunden?
Marcel Rasche: Für die jungen Europäer ist persönliche Zufriedenheit wichtiger als Geld oder Anerkennung. Außerdem haben die meisten Teilnehmer gesagt, dass wenn Job und Privatleben nicht vereinbar sind, sie das Privatleben vorziehen würden. Auch ihre Arbeitgeber wählt die europäische Generation Y nicht nach Prestige, sondern nach der Qualität des Arbeitsalltages aus.
Roman Diehl: Der Wunsch nach Beteiligung an der Entwicklung eines Unternehmens ist auch sehr viel größer als es in meiner Generation noch der Fall war.

Wie sehen Sie denn Ihre Nachfolger-Generation?
Roman Diehl: Es heißt oft, dass die Generation Y gar nicht arbeiten will. Das kann ich überhaupt nicht bestätigen. Alle Vertreter der Generation Y, die ich bisher kennengelernt habe, sind auf ihre Art fähig und leistungsbereit. Aber unter anderen Voraussetzungen als die, unter denen meine Kommilitonen und ich damals unsere Karrieren begonnen haben. Wir haben erst mal die Klappe gehalten und 60 bis 70 Stunden die Woche gekeult, um anerkannt zu werden. Die jetzige Generation artikuliert deutlich früher, was sie möchte und was nicht.

Sind Sie deswegen manchmal neidisch auf die Generation Y?
Roman Diehl: "Neidisch" ist vielleicht ein gutes Wort, weil es sehr scharf ist. Man denkt sich schon: "Mist, so hätte ich auch gerne gearbeitet." Andererseits: Sich damals so gegen die Arbeitsbedingungen aufzulehnen, wäre ein Affront gewesen. Da war man schnell weg vom Fenster. Die Generation Y hat aber nicht so viele Vertreter und die sind auch noch extrem gut ausgebildet. Die können sich einfach mehr herausnehmen, weil kein Unternehmen mehr sagen kann: "Dann geh doch!" Als Führungskraft muss man also dringend einen Schritt auf sie zugehen, sonst gefährdet man die Weiterentwicklung und Erneuerung seines Unternehmens.

Inwiefern werden Arbeitgeber zukünftig umdenken müssen?
Roman Diehl: Dramatisch. Ein Beispiel: In unserer Studie hat ein Großteil der Generation Y gesagt, sie würden attraktive Jobs an unattraktiven Standorten ablehnen. Diese Unternehmen, die es gerade in Deutschland ja in Fülle gibt, werden zukünftig massive Probleme haben, Nachwuchs zu gewinnen. Sie werden flexible Arbeitsmodelle schaffen müssen, zum Beispiel eine Mischung aus Präsenzzeiten in der Provinz und Co-Working-Spaces in Großstädten.

Text: charlotte-haunhorst - Fotos: Realistic Shots; oH; Collage: Daniela Rudolf

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