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„Ein neues Kapitel im Familienalbum“
Die Heimat von Efterklang sieht in den ersten Szenen von „An island“ nicht sonderlich einladend aus: Es ist grau und verregnet, Straßen führen ins Leere und ab und zu erscheint ein verfallener Bauernhof am Horizont. Trotzdem zeigt sich schnell, wie tief verwurzelt die Dänen hier sind. In dem 50-minütigen Film treffen sie über 200 Einheimische, Freunde, Familie, musizieren zusammen und wühlen sich durch ihre Kindheitserinnerungen. Ein Gespräch mit Frontmann Caspar Clausen über Musikfilme, Heimat und über Fans in der russischen Pampa.
Ihr seid für „An island“ vier Tage lang auf eure Heimatinsel Als gefahren, habt dort Freunde und Familie besucht, wart in euren alten Schulen, habt mit Einheimischen eure Songs gespielt und die Orte eurer Kindheit besucht. Wie war das für euch?
Es war wie ein kurzer, sehr intensiver, lustiger Urlaub. Wir haben unsere Freundinnen mitgenommen, zu sechzehnt in einer Hütte gewohnt und sind von dort jeden Tag los gefahren. Wir waren total entspannt, obwohl wir einen sehr engen Zeitplan hatten.
War das nicht ein komisches Gefühl, dabei von der Kamera begleitet zu werden?
Überhaupt nicht. Im Gegenteil: Die Begegnungen waren das spannendste an der ganzen Arbeit. Einen Abend haben wir mit unserer Familien verbracht und gegrillt. Da kam uns die Idee, in dem alten Stall, in dem wir früher heimlich geraucht haben, zusammen unseren Song „Alike“ aufzunehmen. Das war ein ganz berührender Moment. Es ist wie ein neues Kapitel im Familienalbum. Für sie ist es einfacher zu verstehen, was wir machen, wenn sie Teil dessen sind, als wenn sie nur einen kurzen Zeitungsartikel lesen.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Wie hat der Film die Sicht auf eure Heimat verändert?
Während der Dreharbeiten hat sie sich nicht verändert, aber jetzt im Nachhinein, als wir den Film zum ersten Mal gesehen haben. Es ist spannend zu sehen, wie Vincent Moon die gleichen Bilder festgehalten hat, die wir gesehen haben und trotzdem damit eine ganz andere Geschichte erzählt, als wir mit den Orten verbinden. Der Film hat aber nicht nur unsere Sicht auf die Heimat, sondern auch auf unsere Arbeit verändert. Zum Einen hat natürlich die Zusammenarbeit mit den Einheimischen Spuren hinterlassen, aber zum Anderen reflektiert man sich ja auch selbst noch mal extrem, wenn man sich auf dem Bildschirm sieht.
Regisseur des Films ist Vincent Moon, der auch schon mit Mogwai und The National Musikdokumentationen gedreht hat. Letzten Monat haben Arcade Fire auf der Berlinale ihren Kurzfilm „Scenes from the suburbs“ gezeigt. Meint ihr, Bands müssen heute Filme machen, um multimedial wahrgenommen zu werden?
Ich denke nicht, dass sie das müssen. Und eigentlich ist das auch kein neuer oder aktueller Trend. Bands haben schon immer Filme gemacht oder zumindest den Stoff für Filme geliefert. Die Beatles, the Velvet Underground, Björk und so weiter. Bei uns war es so, dass Vincent Moon auf uns zu kam mit der konkreten Idee eine Doku über unsere Heimatinsel zu machen. Wir fanden die Idee super und stimmten zu.
In wieweit war ihr in die Nacharbeiten, den Schnitt und die Produktion eingebunden? Eigentlich nicht viel. Vincent schickte uns den Rohschnitt, den haben wir kommentiert und dann ging das noch eine Weile hin und her. Wir waren da am Anfang ein bisschen skeptisch. Sich selbst auf der Leinwand zu sehen ist nicht unbedingt die schönste Vorstellung für uns. Aber dann waren wir total begeistert, wie er genau die richtigen Dinge festgehalten hat.
Im Film wird nur ganz wenig gesprochen, nur vier mal hört man eine Stimme aus dem Off. Das ist ungewöhnlich. Wie wirkte das auf euch, als ihr den Film zum ersten Mal gesehen habt?
Das ist uns erst im Nachhinein aufgefallen, weil der Film trotzdem viel erzählt, aber eben indirekt, über die Bilder, die Geräusche und die Musik. Denn neben der Dokumentation von uns, ist er auch ein Klangexperiment. Der Film beginnt damit, wie wir zehn Minuten mit unseren Aufnahmegeräten über einen verlassenen Bauernhof laufen und alle möglichen Geräusche einfangen: Wassertropfen, das Klopfen von Holzklötzen, Schritte im Matsch und das Rascheln der Federn. Das war wie ein Soundspiel und hat total Spaß gemacht.
Ihr habt den Film freigegeben für private screenings: Auf der Webseite des Films können sich die Leute für so eine Privatvorstellung anmelden. Einzige Kriterien: Die Veranstaltung muss kostenlos und offen für mehr als fünf Leute sein, dann stellt ihr den Film kostenlos zur Verfügung. Wie ist die Resonanz?
Riesig. Jeden Tag finden bis zu 20 private Screenings statt (Anmerkung der Redaktion: eine vollständige Liste der Privatvorstellungen gibt es auf der Webseite http://anisland.cc/home/attend-a-screening/). Das Tolle ist, dass die Anfragen von der ganzen Welt kommen, teilweise sogar aus Orten, an denen wir noch nie gespielt haben oder eine Platte veröffentlicht haben. Es gibt Vorführungen in Costa Rica, Neuseeland und mitten in der Pampa von Russland.Keine Ahnung, wie die Leute dort von dem Film erfahren haben.
http://vimeo.com/18622678
Text: anne-fromm - Foto: www.efterklang.net