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Ein Flohmarkt für gescheiterte Ideen

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jetzt.de: Seid ihr so etwas wie die Schrotthändler des Internets?
Katharina Lewald: Das würde ich so nicht formulieren. Schrott klingt ja nach Abfall, und bei Rehype.it geht es ja nicht um Abfall. Es geht um Projekte, die eine zweite Chance bekommen oder einer anderen Verwendung zugeführt werden sollen. Das heißt, die Sachen haben alle noch Potenzial.   

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Manchmal reicht es nicht, wenn einem ein Licht aufgeht: Auch gute Ideen können im Müllsack landen. Da kann man sie allerdings auch wieder rausholen.

Man könnte also von Recycling sprechen.
Auch den Begriff verwenden wir eher nicht. Im Grunde entscheiden die Käufer, welche Angebote eine zweite Chance bekommen. Wir bewerten das Geschäftsmodell nicht. Wir schauen, wenn wir ein Start-up angeboten bekommen, ob der Verkäufer auch wirklich das Recht zum Verkauf hat – ob also alles mit rechten Dingen zugeht. Wir erstellen ein Exposé, den Rest regeln die Käufer und Verkäufer unter sich. Dafür bekommen wir eine Vermittlungsgebühr.  

Aber Fakt ist: Es stehen Projekte zum Verkauf, aus denen nichts geworden ist.
Ja. Aber das kann ganz unterschiedliche Gründe haben: Manche haben ein Nebenprojekt und keine Zeit mehr, dieses eine Projekt noch weiter zu entwickeln. Oder sie haben mehrere Ideen und möchten sich auf eine konzentrieren. Oder, ein anderes Beispiel: Ein Projekt wurde auf Eis gelegt, weil die Rechtslage in einem für die Idee wichtigen Bereich gerade unsicher war und die Gründer nicht absehen konnten, wie die Sache ausgehen würde. Bis das entschieden war, hatten sie sich eines anderen Projekts angenommen und hatten keine Zeit mehr. Deshalb wollen sie es verkaufen. Aber selbstverständlich haben wir auch Projekte, die im klassischen Sinne gescheitert sind.  

Und warum sollte die jemand kaufen?
Man muss sich anschauen, warum sie gescheitert sind. Das wird bei uns ja auch angegeben. In den meisten Fällen hat das Scheitern nichts mit der Idee an sich zu tun.  

Sondern?
Es kann sein, dass Geld fehlt. Oder dass sich die Gründer gestritten haben. Oder dass sie nicht in der Lage waren, zur richtigen Zeit die richtigen Mitarbeiter zu finden, die das Projekt vorantreiben. Das ist teilweise wirklich schwierig.  

Fidnet man für eine wirklich gute Idee nicht immer einen Geldgeber?
Ich weiß nicht, ob man das pauschal so sagen kann. Manche Leute haben schon gute Kontakte, wenn sie ein Start-up gründen, andere nicht. Wer bei Null anfängt, tut sich schwer, überhaupt an die richtigen Leute zu kommen und ihnen sein Projekt vorzustellen. Eine gute Idee dringt nicht automatisch an die richtigen Ohren, es ist sehr schwer, Aufmerksamkeit herzustellen. Und: Man muss wissen, wie man ein Projekt gegenüber Investoren präsentiert. Der Gründer, der die Idee hatte, kann das nicht unbedingt.  

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Katharina Lewald, 27. Sie will dem Scheitern zu einem besseren Image verhelfen.

Bei Rehype muss man auch einen Grund für das Scheitern des Projekts angeben. Was wahrscheinlich nicht immer leicht ist.
Das ganze Projekt bedarf eines gewissen Fingerspitzengefühls. Man muss sich eingestehen, dass irgendwas nicht funktioniert – und da tun sich verständlicherweise viele schwer damit. Deswegen wollen wir uns auch stark mit dem Thema Scheitern beschäftigen und versuchen, dem Thema einen hübscheren Anstrich zu geben. In den USA wird man ja fürs Scheitern fast schon gefeiert, da ist das kein schwarzer Fleck im Lebenslauf. In Deutschland hingegen ist man so was wie ein Aussätziger. Das ist total blöd, ich finde: Leute, die gescheitert sind, haben es wenigstens versucht. Das ist auf jeden Fall bewundernswert und wichtig. Denn wenn von vornherein alle sagen, das klappt ja eh nicht, gehen viele Ideen verloren.

In welchen Preiskategorien bewegen wir uns bei Rehype eigentlich? Stehen da richtig große Kaliber zum Verkauf?
Ganz unterschiedlich. Wir haben ein Projekt für 5000 Euro, es gibt aber auch ein paar im fünf- und sechsstelligen Bereich. Im Moment hat es noch keinen Verkauf gegeben. Aber wir sind sehr zuversichtlich, und es laufen schon konkrete Verhandlungen und Verkaufsgespräche.

Text: christian-helten - Foto: Careaux mit o / photocase.de

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