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„Ein bisschen geil“

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Pelle, auf dem neuen Hives-Album schreist du einmal: „I want more!“ Was bedeutet dieses „mehr“ für dich aktuell als Sänger einer Rockband?
Noch mehr Fans, noch größere Shows, noch mehr verkaufte Platten. All meine Träume sind längst wahr geworden, und trotzdem: ich will mehr!

Beschreibt dieses “mehr” so eine Art Sucht? Etwa die Sucht nach der Masse, die vor dir steht und kreischt?
Absolut! Ich bin eigentlich süchtig nach allem, was ich gerade mache. Ich bin süchtig nach unserer Rockband, und ich bin natürlich auch süchtig nach unserem Publikum.

Kannst du beschreiben, was du für die Masse vor dir fühlst?
Es ist ein Gefühlsmix. Während einer Show bin ich fast alles: glücklich, aufgeregt, wütend, und immer auch ein bisschen geil. Wenn ich vor diesen vielen Menschen stehe, fühle ich mich am lebendigsten.

Schon mal Angst vor diesen vielen Menschen gehabt?
Ja, immer dann, wenn die Masse mit uns größer wurde. Ich war so nervös, als wir plötzlich nicht mehr in 500er-, sondern in 2000er-Clubs spielten. Mir wurde richtig schlecht vor den Auftritten. Noch schlimmer war es, als wir dann von den 2000er- in die 5000er-Hallen kamen. Auch heute bin ich noch nervös vor unseren Shows. Aber heute fühlt sich die Nervosität besser an.

Die Masse, die heute vor euch steht, sieht ja auch irgendwie immer gleich aus – oder?
Ich bin da wie ein Fischer, der jeden Tag etwas Neues im Meer sieht. Für manche mögen die Menschen vor der Bühne irgendwann gleich aussehen. Für mich sind sie immer und alle verschieden.

Und du selbst? Hast du dich verändert, seitdem immer mehr Menschen dich sehen wollen?
Nicht wirklich. Ich fühle mich immer noch wie damals, als wir angefangen haben, und ich glaube, den anderen in der Band geht es genauso. Es ist an sich alles wie immer, nur das Drumherum hat sich eben vergrößert.

http://vimeo.com/41854945

Du hast mal über euer Publikum gesagt, dass ihr es mit eurer Show in eine Art „Schockzustand“ versetzen könnt. Gerätst du während der Shows auch manchmal in einen solchen Zustand, oder behältst du auf der Bühne die Kontrolle über dich?
Sobald ich auf der Bühne bin, habe ich nur noch sehr wenig Kontrolle über mich. Es ist dann, als würde jemand den Schalter bei mir umlegen, mich einnehmen und steuern. Als hätte plötzlich jemand die Macht über mich.

Und wenn du später eine Hives-Show im Fernsehen siehst? Bist du dann manchmal rückwirkend von dir und deinem Bühnenverhalten geschockt?
Ich mag es nicht so gerne, mich selbst im Fernsehen zu sehen. Ich versuche immer, das irgendwie zu vermeiden.

Vielleicht auch, weil du eure Shows selbst als „ein bisschen lächerlich“ bezeichnest. Die wilden Sprünge, die clownhaften Gesten: Hattest du eigentlich von Anfang an den Mut, dich da oben „lächerlich“ zu machen?
Ja, den hatte ich eigentlich schon immer, nur war ich am Anfang noch kein wirklich guter Entertainer. Der wurde ich erst, als wir die passenden Songs hatten.

Es scheint, als wäre die Fähigkeit, sich gehen zu lassen, sich eben „lächerlich“ zu machen, auch so was wie der Schlüssel für euren und Erfolg im Rock’n’Roll ganz allgemein.
Der beste Rock’n’Roll ist immer noch der, der so einfach ist, dass er schon wieder lächerlich ist. Wenn man zum Beispiel die Texte mancher großer Rocksongs nur auf dem Papier vor sich hat und liest, kann man nur darüber lachen. Wenn man dann aber den Song im Ganzen hört, fühlt man etwas. Der Rock’n’Roll passiert dann einfach in einem drin. Und wir versuchen als The Hives jeden Tag, dass er passiert.

Und der Rock’n’Roll auf dem neuen Hives-Album? Wie ist der geworden, wie er ist?
Unser Ziel war es, dass man auf diesem Album so viel Hives hört, wie möglich. Deshalb haben wir uns selbst aufgenommen und produziert und veröffentlichen die Platte jetzt natürlich auch auf unserem eigenen Label. Alles sollte so sehr DIY sein, wie möglich. Viele unserer Lieblingsalben sind auf diese Art und Weise entstanden, und wir fanden, dass es an der Zeit war, selbst so zu arbeiten. Das war auch gar nicht schwer, wir brauchten nur einen kleinen Raum, ein paar Mikrofone und nur wenige Leute um uns herum. Das war’s.

Zum Schluss: Entweder, oder.
Pub oder Club?
Ich gehe in den Club! Da ist einfach mehr los, da habe ich mehr Spaß. Immer, wenn ich in einen Pub gehe, muss ich danach noch irgendwo weitermachen. Ich mag es generell nicht, wenn sich eine Partynacht nur auf einen Ort beschränkt. Ich muss immer neue Leute treffen und will, dass immer mehr passiert.

Trinken oder tanzen? 
Trinken.

Schnell oder langsam?
Schnell.

 Schwarz oder weiß?
Schwarz. Aber nur, weil das hier ein „Entweder, oder“ ist.

Jugend oder Erwachsen?
Erwachsensein. Als ich jünger war, war ich mit meinem Leben nicht wirklich zufrieden. Jetzt bin ich glücklicher.

Heute oder morgen?
Heute. Man sollte immer versuchen, im Hier und Jetzt zu leben. Ist einfach besser.

Reich oder arm?
Reich. Viel unkomplizierter.

Berühmt sein oder anonym sein?
Kommt immer darauf an. Berühmt sein ist für mich natürlich gut, weil ich dadurch meinen Job weitermachen kann. Allgemein tendiere ich aber eher zur Anonymität. Jeder braucht ein bisschen Anonymität.

Entspannung oder Tatendrang?
Tatendrang. Man kann sein Leben nicht einfach nur rumhängen. Irgendwann ist es vorbei, und dann hat man nichts davon gehabt.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


„Lex Hives“ erscheint am 1. Juni.

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