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Drei Kanäle, ein Platz: Fürs Skaten und für Idealismus

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Place ist nicht nur ein Skateboardmagazin. Ihr publiziert eure Inhalte über drei Kanäle: In einem monatlich erscheinenden Print-Magazin, auf einer Webseite und drei mal jährlich auf einer DVD. Wie genau hat man sich das vorzustellen? Marc: Es gibt immer größere Beiträge im Print-Magazin, die mit der DVD und der Webseite verknüpft sind, aber es gibt auch in jeder der drei Mediengattungen Beiträge, die nur dort stattfinden. Jedes Medium soll das andere ergänzen und seine Stärken ausspielen können. Holger: Die Idee dazu kam im Laufe der Zeit. Jeder von uns hat Stärken in einem Medium. Die Filmer machen seit 15 Jahren Skate-DVDs, Marc war im Netz unterwegs bei Skateboard.de. Wir waren alle auf unterschiedlichen Kanälen tätig, und die Entwicklung geht eben in die Richtung Vernetztheit. Das machen andere Medien ja auch. Jede Tageszeitung ist im Netz zu finden, hat News in bewegten Bildern. Das lag also nahe. Aber ihr tragt die Crossmedialität noch weiter. Wirklich viele Inhalte des Heftes finden ihre Fortsetzung im Internet und im Video. Mehr, als man das zum Beispiel im Webauftritt einer Tageszeitung sehen würde. Holger: Was wir machen ist natürlich schon speziell für das Skateboarden. Man darf nicht unterschätzen, dass Videos ein ganz zentraler Bestandteil des Sports sind - die Videos haben wesentlich dazu beigetragen, dass sich der Sport weiterentwickelt hat. In vielen anderen Sportarten sind es Wettkämpfe, die die Messlatte legen. Im Skaten sind es Videos.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Bringen was Neues ins Rollen: Holger (links) und Marc. Warum braucht man denn dann überhaupt noch das Magazin als gedrucktes Muttermedium? Holger: Ich denke, dass das ganz zentral ist. Sowas wollen die Leute haben. Bei aller Informationsflut im Internet wollen die Leute einfach immer noch Skaten auf so einem qualitativ hochwertigen Standard sehen. Diese Komponente kann das Internet nicht ausreichend bedienen. Da sind Skater fast ein bisschen Oldschool und konservativ. Skater fahren ja auch immer noch auf Holzbrettern. Man könnte die Boards auch sicher aus anderen, stabileren Materialien bauen - aber das hat sich nie durchgesetzt. Warum musste all das in einer Neugründung geschehen? Warum gibt man seinen Chefsessel bei dem wichtigsten deutschsprachigen Skateboardmagazin auf? Holger: Das hat sich so ein bisschen im Kreis gedreht. Wir wollten das einfach gerne für uns selbst machen und ein paar Ideen verwirklichen, die wir vorher nicht verwirklichen konnten. Warum nicht? Holger: In einem großen Verlag sind die Entscheidungswege sehr lang. Wenn du eine eigene Firma hast, sind Entscheidungen superschnell gefällt. Du hast eine Idee, gehst einmal ins Nebenzimmer und die Sache ist beschlossen. So sind wir dynamischer und machen ein Produkt zu 100 Prozent nach unseren Vorstellungen. Das ist auch ein bisschen ein skateboardtypisches Ding: Seine eigenen Vorstellungen zu verwirklichen, sein eigenes Bild von dieser Sportart nach außen bringen.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Ihr seid – das kommt im Editorial der ersten Ausgabe heraus – stolz darauf, dass euer Magazin „rider owned“ ist: Von Skatern für Skater. Inwiefern merkt der Leser das überhaupt? Marc:Skater sind ja sehr konsumkritisch. Andererseits sind sie sehr Brand-getrieben, geil auf coole Marken. Aber wenn irgendwas nach Sell-Out riecht, ist das Vertrauen schnell weg und es wird sehr kritisch betrachtet. Insofern genießen wir eine Art Vertrauensvorschuss, da die Leser wissen, dass Skater hinter dem Produkt stehen. Beim Monster Mag war das nicht so? Holger: Naja, ein Magazin bei einem großen Verlag ist vielleicht ein bisschen geleckter, ein bisschen massenkompatibler. Bei uns sind Aspekte mit drin, wo du merkst, dass das Leute machen, die sich auch mal erlauben können, anzuecken und frech zu sein. Wie wichtig ist die Unterstützung der Fahrer, wenn man so etwas neues aufzieht? Holger: Die ist extrem wichtig. Bei einem Skateboardmagazin ist das ganz anders als bei einer Bravo, wo du einfach ein Pressefoto von Justin Timberlake nimmst, dem völlig egal ist, in welchem Medium das verwendet wird. Im Skaten läuft es ja so: Ein Fahrer schenkt dir das Vertrauen, für dich und dein Magazin seine besten Tricks zu machen, die du dann drucken kannst. Natürlich nicht nur, es gibt ja auch andere redaktionelle Ebenen. Aber davon hängt sehr viel ab. Das spürst du auch in der Arbeit mit einem Skater.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Skaten ist ja eine Sportart, die primär mit jungen Leuten assoziiert wird, die aber auch von vielen Älteren betrieben und beachtet wird. Der Sport ist erwachsener geworden. Spielt das für euch auch eine Rolle? Holger: Ich denke, dass Skaten schon erwachsener geworden ist, den Sport gibt es ja nicht erst seit gestern, und die Leute hören nicht einfach so auf. Es gibt eine sehr breite Schicht, die weit über 20 ist. Marc: Das ist vielleicht auch noch mal ein Punkt, wo es der Leser merkt, dass das Heft uns selbst gehört. Wir wollen ein Heft machen, das in erster Linie uns gefällt, und wir sind auch alle ein bisschen älter. Ich bin mit 29 der Jüngste, und das ist nicht das, was man allgemein als durchschnittliches Skateralter bezeichnen würde. Wenn du das Heft durchblätterst, siehst du auch, dass es relativ klassisch gelayoutet ist. Es wirkt sehr aufgeräumt, ordentlich und seriös und unterscheidet sich von dem superbunten, lauten Skateboardheft, das dem Klischee entsprechen würde. Aber letzten Endes muss euer Heft doch auch rentabel sein ... Holger: Das ist natürlich klar. Aber auch die Firmen, die Anzeigenkunden teilen unsere Einstellung. Die möchten auch nicht, dass wir eine Bravo-Sport produzieren, die 200.000 Stück Auflage erzielt. Da sitzen zum Großteil ja auch Leute wie wir. Wie oft kommt ihr überhaupt selber noch zum Skateboardfahren? Holger: Unterschiedlich. Ich nehme mir die Zeit schon, aber das ist phasenweise natürlich nicht so möglich. Durchschnittlich würde ich sagen, dass ich schon drei mal die Woche zum Skaten komme. Nicht mehr ganz so viel wie früher natürlich, aber es ist ok. Der Marc ist da allerdings ganz fleißig. Marc: (lacht) Ich bin glaube ich derjenige, der am wenigsten zum Fahren kommt. Weil ich noch mein Studium fertig mache, und weil München keine Halle mehr hat.

Text: christian-helten - Fotos: Place

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