Eigentlich ist die Zigarre doch nur was für gesetztere ältere Herren, sprich: für unsere Opas.
Auf keinen Fall. Denn die Opas haben ja meistens diese miesen, stinkenden Stumpen geraucht. Die meisten von ihnen haben den Wert der Zigarre doch gar nicht begriffen, die könnten auch Zigaretten rauchen. Die Zigarre ist genauso modern oder altmodisch wie ein gutes Glas Wein oder ein intensives Gespräch.
Ist die Zigarre ein Männerding?
Nein, nicht mehr. Ich sehe seit ein paar Jahren immer häufiger Frauen, die Zigarre rauchen. Früher war das anders, aber auch nur hier in Europa. In Kuba und anderen karibischen Ländern rauchen sehr viele Frauen Zigarre.
Wenn ich in der Öffentlichkeit Zigarrenraucher sehe, dann handelt es sich meist entweder um Vollprolls oder um Neureiche, die teure Zigarren als Statussymbole zeigen wollen.
Nein, mir ist es erstmal egal, was andere von mir denken. Es geht eben nicht darum, mir mit der Zigarre ein gewisses Image zu verschaffen. Entscheidend ist die Einstellung, und meine Einstellung zur Zigarre ist geprägt vom geschmacklichen Erlebnis, vom Genuss. Zigarren erhöhen die Sensibilität für Geschmack, für Kultur.
Dieser ganze Yuppie-Zigarren-Boom ist ja auch längst wieder vorbei. Das war in den Neunzigern so, in der Dotcom-Ära, das hatte damals vielleicht auch was mit Gerhard Schröder zu tun, der sich anfangs oft mit einer Zigarre gezeigt hat. Der reinste Etikettenraucher. Die meisten der Leute, die heute noch Zigarre rauchen, rauchen zu ihrem eigenen Vergnügen.
Wie alt waren Sie, als Sie Ihre erste Zigarre geraucht haben?
Ich habe mit Zigaretten angefangen und bin über Zigarillos zu Zigarren gekommen. Meine erste Zigarre? Das dürfte so mit 26, 27 gewesen sein. Und dabei bin ich dann geblieben, ich rauche nichts anderes mehr.
Auf wie viele Zigarren kommen Sie pro Tag?
Zwischen drei und vier. Ich rauche etwa anderthalb Stunden an einer Zigarre. Beim Schreiben habe ich meine Arbeitszigarre, Tabak regt ja ganz wunderbar die Nerven an und beruhigt gleichzeitig. Wenn der Rauch aufsteigt, sich weiße Ringe bilden und der ganze Raum würzig duftet, kann ich mich gut auf den Text konzentrieren. Es hat auch was Rituelles.
Sie reden von Duft, andere sprechen von Belästigung.
Ich rauche nur dort, wo es niemanden stört. Da hat man es als Zigarrenraucher gegenüber Zigarettenrauchern leichter, Zigarren machen nicht süchtig. Trotzdem befürchte ich, dass die Räume für Raucher enger werden. Die aktuelle Anti-Raucher-Kampagne hat ja fast schon amerikanische Züge, dort werden Raucher behandelt, als würden sie öffentlich die Hose runterlassen. Ich bin doch kein Exhibitionist!