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Die WM-Helfer ziehen Zwischenbilanz

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Bei unserem ersten Interview habt Ihr Eure Vorfreude mit den Worten „toll“ und „grandios“ charakterisiert. Welche Worte würdet Ihr nun für die WM-Atmosphäre wählen? Martin: Die Stimmung ist friedlich und wunderbar. Ich bleibe bei dem Wort grandios. Glenda: „Schön“ trifft es am besten - vor allem deswegen, weil es so gut wie nie Streit gibt. Die meisten Leute sind einfach hier, um Fußball zu gucken, eine gute Zeit zu haben und die Weltmeisterschaft in Deutschland zu erleben.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Und was macht Ihr? Wie sieht Euer Arbeitsalltag aus? Glenda: Meistens arbeite ich am Help Desk, betreue Journalisten. Wenn sie Fragen haben, nach einem Hotel oder dem Weg von hier nach da, zur Ticketreservierung oder wenn sie etwas ausdrucken wollen, dann helfe ich ihnen. Außerdem bereiten wir die Pressetribünen und Pressekonferenzen vor. Derzeit komme ich durchschnittlich auf zwei Einsätze pro Woche. Davon ist immer einer an einem Tag, an dem ein Spiel in Berlin stattfindet. Martin: Auch bei mir ist es der Medienbereich. Ich bereite an drei bis vier Tagen pro Woche die Arbeit der Journalisten vor, sorge dafür, dass sie einen aufgeräumten Arbeitsplatz vorfinden, kopiere für sie, verteile Informationen – vom Wetter bis zum Schiedsrichter – vermittle bei technischen Problemen. Die Zeitungen und Agenturen bezahlen viel Geld für die Presseplätze im Stadion und wenn dann irgendwas nicht stimmt, werden die Journalisten auch mal sauer. Manche Schichten gehen von 15 Uhr nachmittags bis früh um fünf. Das klingt anstrengend. Hattet Ihr das so erwartet? Glenda: Ich hatte keine großen Erwartungen, weil ich nur grob wusste, was wir machen sollen. Die Stimmung unter den Volunteers ist gut, das macht die Arbeit leichter. Und die meisten der Journalisten, die wir betreuen, sind nett. Martin: Ja, aber auch ein bisschen eigen. Für die Journalisten ist das einfach Arbeit. Sie kommen, wollen sofort sämtliche Informationen und alles muss glatt gehen. Wenn das mal nicht so klappt, reagieren einige gereizt. Glenda: Aber vor allem die asiatischen Journalisten sind sehr höflich und freundlich. Die deutschen, niederländischen und englischen wollen meist, dass alles gleich und perfekt geregelt ist. Martin: Was ich vorher nicht gedacht hätte, ist, dass man als Volunteer so richtig dabei ist und so viel mitbekommt. Erzählt mal davon: Wie sind die Kontakte zu anderen Volunteers? Glenda: Das FIFA-Organisationskomitee spricht viel von der Volunteer-Kultur, es gibt eine eigene Lounge, es werden Feste und Ausflüge organisiert. Aber ich habe es bisher noch nicht geschafft, daran teilzunehmen. Trotzdem habe ich einige Volunteers näher kennen gelernt und manchmal machen wir auch was zusammen. Martin: Richtige Freundschaften sind bisher noch nicht entstanden. Glenda: Das liegt auch an den unterschiedlichen Einsatztagen und -zeiten. Dadurch kennst du viele Leute, hast aber nur mit wenigen öfter zu tun. Was bekommt Ihr durch Euren Job von der WM so alles mit? Martin: Beim Arbeiten höchstens hier mal einen Blick aufs Spiel und da mal ein kurzes Gespräch mit anderen Volunteers. Die Hauptfrage aller Volunteers ist: „Was machst du eigentlich im normalen Leben?“ und manchmal bleibt sogar Zeit für die Antwort. Aber überwiegend steht die Arbeit im Vordergrund, viel Freizeit bleibt da nicht. Glenda: Beim Einsatz im Stadion kann man sich zwischendurch ein wenig das Spiel angucken. Aber auf der Fanmeile bekomme ich einiges mehr von der Stimmung und den Spielen mit. Wie lange werdet Ihr noch als Volunteers eingesetzt? Glenda: Mein letzter Einsatz ist am Finaltag. Ich glaube, alle haben erwartet, dass Brasilien ins Finale kommt. Und deswegen brauchen sie eine Brasilianerin wie mich bis zum Schluss. Martin: Ich bin auch bis zum Tag nach dem Finale dabei. Foto: reuters

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