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"Die Schüler stutzen im Kanzleramt die Hecken"
Diesen Donnerstag werden mehrere hunderttausend Schüler nicht in die Schule gehen sondern Wände streichen, Rasen mähen und Akten sortieren. Den Verdienst spenden sie an die Organisation Schüler helfen Leben. Die Initative startete während des Jugoslawienkrieges Anfang der 90er Jahre. Damals fuhren Schüler mit Privatautos auf den Balkan. Sie hatten selbstgesammelte Hilfsgüter im Kofferraum. Seit nunmehr zehn Jahren gibt es jetzt den sogenannten "Sozialen Tag" unter dem Motto „Helden bitte melden“. Das Geld, das bei dieser Gelegenheit von den Schülern erarbeitet wird, bekommt zum Beispiel Valeria Nieberg, um in Sarajewo ein Hilfsprojekt voranzubringen. Valeria ist 19 Jahre alt und macht bei "Schüler helfen Leben" zurzeit ein Freiwilliges Soziales Jahr. jetzt.de hat mit ihr gesprochen. jetzt.de: Valeria, erklär nochmal genau, was der "Soziale Tag" ist? Valeria: An dem Tag engagieren sich Schüler aus ganz Deutschland in einer großen Aktion für Gleichaltrige auf dem Balkan: Wir von "Schüler Helfen Leben" rufen dazu auf, am 17. Juni die Schulbank gegen einen Arbeitsplatz einzutauschen und den Tageslohn für Hilfsprojekte in Ländern wie Albanien, Bosnien und Herzegowina, Kosovo, Mazedonien und Serbien zu spenden.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Valeria Was arbeiten die Schüler? Das ist ganz unterschiedlich. Jeder, der mitmacht entscheidet selbst: Ob nun bei Oma im Garten, als Aushilfe im Café nebenan, oder auch als Praktikant in den Medien - jeder trägt seinen Teil zu etwas Großem bei. Einige werden morgen sogar bei der Bundeskanzlerin arbeiten. Bitte? Ja, die Jugendlichen werden unter anderem im Garten des Kanzleramtes Hecken stutzen. Für uns ist es gut, weil Angela Merkel so neben anderen bekannten Schirmherren wie Ulrich Wickert, Christian Wulff oder Horst Köhler zeigt, dass sie unsere Aktion unterstützt. Wo geht das Geld genau hin? Grundsätzlich immer in Projekte für Jugendliche auf dem Balkan. So werden unter anderem Jugendzentren, Behinderteneinrichtungen oder Bildungsprojekte für Romajugendliche aber auch Jugendorganisationen in ihrer Arbeit unterstützt. Speziell durch die Erträge des Sozialen Tages 2010 wird das albanische Projekt "Straßenkindern eine Chance" ermöglicht. Finanziert ihr eure Arbeit alleine über den Sozialen Tag? Ja. Dann muss morgen wohl ziemlich viel Geld zusammen kommen. Wir rechnen mit 1,6 Millionen Euro. Inwiefern fühlt ihr euch den Schülern in Deutschland nach ihrer Arbeit verpflichtet? Sehr. Wir versuchen sie auch einzubeziehen. Es gibt jedes Jahr ein Projektauswahltreffen in Berlin, zu dem diesmal so 300 Schüler gekommen sind. Hast du denn etwas mit dem Sozialen Tag zu tun? In Deutschland organisieren sieben Freiwillige den Sozialen Tag. Ich bin eine von fünf Freiwilligen, die im Ausland in den Projekten arbeiten, die vom Sozialen Tag finanziert werden - wir suchen übrigens immer wieder Jugendliche, du Lust auf so ein FSJ haben! In Sarajevo arbeiten wir bei der Jugendpresse mit – die bringt zum Beispiel alle zwei Monate eine unabhängige Zeitschrift raus - und unterstützen die Schülervertretung Bosniens, die auch von uns finanziert wird. Und nicht zuletzt engagieren wir uns gegen das Phänomen "Zwei Schulen unter einem Dach", was uns besonders am Herzen liegt. Was ist das? In einigen Teilen Bosniens werden Jugendliche nach Ethnien getrennt unterrichtet. Es wird behauptet, man spreche unterschiedliche Sprachen: Bosnisch, Kroatisch, Serbisch. Linguistisch gesehen sind das aber nur Dialekte einer Sprache, minimale Unterschiede stellen in der Kommunikation kein Problem dar. Trotzdem besteht man auf getrennten Unterricht und gewöhnt Jugendliche schon mal an die geteilte Gesellschaft, die es hier leider gibt. Schlimm ist das auch im Geschichtsunterricht, wenn sich die verschiedenen Ethnien gegenseitig für den Krieg verantwortlich machen. In diesem Jahr haben wir dazu zum Beispiel einen Dokumentarfilm veröffentlicht, der auch
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Momentan ist es heiß. Aber auch in der Hitze hat die Stadt etwas Besonderes. Sie wird "das europäische Jerusalem" genannt. Katholische und orthodoxe Christen, Muslime und einige Juden wohnen hier. Allerdings ist der Übergang zwischen schön und hässlich manchmal fließend. Die Spuren der dreijährigen Belagerung sind noch deutlich zu sehen und manchmal auch zu spüren. Der Krieg ist noch sehr präsent.
Text: anke-luebbert - Foto: privat