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Die Kettensäge ist ein Penis
Horrorfilme zählen nicht gerade zur cineastischen Hochkultur. Dass in ihnen mehr steckt, als man vermutet, zeigt Katharina Klewinghaus mit einer Doku. In Science of Horror – Wenn die Kettensäge zum Penis wird spricht sie mit Filmwissenschaftlern und Feministinnen über das Genre. Die erklären, warum Horrorfilme so etwas wie die Essenz des Kinos sind – und was Kettensägen mit Penissen zu tun haben. Wie viele Horrorfilme hast Du Dir in den letzten Monaten angesehen? So an die 200. Ging Dir das am Ende nicht auf die Nerven? Naja, ich muss dazu sagen, dass ich eigentlich kein eingefleischter Fan von Horrorfilmen bin. Ich bin über die Filmtheorie zu diesem Projekt gekommen. Was mich daran reizt, sind vor allem gesellschaftliche Aspekte. Welche sind das? Horrorfilme sind anrüchig. Sie sind, ähnlich wie Pornofilme, Teil der Low Culture. Die wiederum beeinflusst den Mainstream aber mehr, als man denkt. Zum Beispiel? Interessant ist die Rolle des „Final Girls“. In früheren Filmen war das immer ein kreischendes, weibliches Opfer. Später emanzipiert sich diese Frau, bis sie irgendwann selbst eine Kettensäge in der Hand hält. Bei Tarantino-Filmen wie „Kill Bill“ findet man das Final Girl des Horrorfilms wieder.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Hat 200 Horrorfilme gesehen: Die 32-jährige Berlinerin Katharina Klewinghaus. Foto: Henrik Jordan Der Untertitel deines Films heißt „Wenn die Kettensäge zum Penis“ wird… Der Film behandelt vier große Themen: Katharsis, Zensur, Sex und Gender. Die Kettensäge ist ein phallisches Symbol. Die Frau hält sozusagen die Macht in ihren Händen. Horrorfilme spiegeln also die gesellschaftliche Wirklichkeit, in der sich Frauen immer mehr emanzipieren? Einerseits ja. Auf der anderen Seite denken sie aber auch voraus. In „Science of Horror“ werden öfter Parallelen zum Pornofilm gezogen. Warum? Beide arbeiten mit dem sogenannten „Money Shot“ – das ist ein expliziter Moment, auf den der ganze Film zusteuert. Beim Porno ist das der „Cum Shot“, beim Horrorfilm zum Beispiel das Durchschneiden der Kehle. Beide zählen mit dem Melodrama zum „Body Genre“ – das sind Filme, die beim Zuschauer eine körperliche Reaktion hervorrufen. Die feministische Theorie hält vom Porno im Allgemeinen nicht so viel. Anfang der 90er erschienen in Berkeley zwei Bücher: Einmal von Linda Williams „Hardcore“ und von Carol Clover „Man, Woman, Chainsaw“. Beide analysierten diese „niederen“ Genres. Clover stellte fest, dass Horrorfilme nicht per se chauvinistisch oder frauenfeindlich sind. In manchen Filmen identifizieren sich Männer sogar mit dem weiblichen Opfer. Genauso kann man bei Pornofilmen nicht sagen, das Genre sei per se frauenfeindlich. Gleichzeitig aber gibt es natürlich diese Filme, bei denen Zuschauer ihre sadistischen Neigungen ausleben. Empfiehl doch bitte mal drei Horrorfilme. Auf jeden Fall „Psycho“ von Alfred Hitchcock aus dem Jahr 1960. „Chucky – Die Mörderpuppe“ finde ich auch sehr gut. Der Film ist stellenweise grotesk und humorvoll. Er spielt auch mit Rollenklischees. Persönlich bin ich auch ein großer Fan von „The Descent“. "Science of Horror - Wenn die Kettensäge zum Penis wird" kommt am 7. August in die Kinos. Die Premiere in Anwesenheit des Teams läuft am 5. August im Movimento in Berlin.
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