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Die Indie-Gemeinde auf dem Piratenberg: Moneybrother über sein neues Album Mount Pleasure
In England wird gerade 30 Jahre Punk gefeiert, wann kam der Punk in dein Heimatland, nach Schweden? Schweden war schon immer ein Land, das früh Trends aufgegriffen hat. Soviel ich weiß, haben die Sex Pistols bei uns auch schon 1977 gespielt, oder vielleicht sogar schon ein Jahr früher. Und auch die ersten schwedischen Punkrock-Bands haben sich zu der Zeit gegründet. 1978 war die ganze Bewegung dann schon ziemlich groß. Die Anfänge des Punk hast du selber nicht miterleben können. Aber er beeinflusst dich trotzdem, oder? Ich habe immer viele verschiedene Musikrichtungen gehört. Aber ich denke, als ich angefangen habe, mich richtig für Musik zu interessieren, war es der Punkrock, der mich am meisten gefangen hat. Wenn ich Punkrock mache, dann klingt das glaubwürdig. Wenn ich aber versuchen würde, Rap zu machen, dann würde es immer nur nach einem Versuch klingen. Hast du trotzdem mal dran gedacht, einen Rap-Track zu machen? (schaut ernst) Also, man wird Moneybrother niemals rappen hören, das verspreche ich hiermit (lacht) Und versucht hast du es auch nie? Nicht mal... … unter der Dusche? "Rap rap in the shower" (rappt)? Nein, eigentlich nicht. Ich bin nicht so der Rhythmus-Typ, ich bin mehr der Melodie-Typ. Auf dem Cover zu "Mount Pleasure" siehst du ganz schön verwegen aus. Und dann hast du auch noch Krücken unter den Armen. Warum? Ich wollte wie ein Held aussehen, der grad aus dem Spanischen Bürgerkrieg zurückkehrt oder so. Und warum gerade ein zurückgekehrter Soldat aus den 1940er / 1950er Jahren? Ich mag die Musik aus dieser Zeit und spiele außerdem auf den Albumcovern sehr gerne mit Rollen. Bei „Blood Panic“, meinem ersten Album, war ich der Jazz-Tänzer, auf dem zweiten „To Die Alone“, habe ich mich eher als eine religiöse Figur abbilden lassen und diesmal wollte ich der Held sein. Wir haben auch ein Foto von mir gemacht, auf dem mir ein Bein fehlt, aber wir haben uns dagegen entschieden. Das war dann doch zu viel. Die 50er Jahre stehen für die Geburt des Rock'n'Roll - diese Assoziation war auch nicht ganz unbeabsichtigt, oder? Stimmt. Für mich ist „Mount Pleasure“ eine Rock’n’Roll Platte geworden. Was ist deine Definition von Rock’n’Roll? Oh, ich weiß nicht. Es ist einfach ein Begriff, der zusammenfasst, worum es geht. Es geht um das endlose Touren, das endlose Warten, das endlose Auftreten und Songs-Schreiben - ich habe es Rock’n’Roll genannt. Wenn ich gefragt werde, welche Musik ich mache, sage ich Rock’n’Roll, weil die Leute, die Musik immer gerne einordnen und viel über Einflüsse reden. Die Deutschen tun das übrigens besonders gerne. Aber ich sehe das als Kompliment, weil es bedeuten könnte, dass Moneybrother nicht wie alle anderen klingt. Wenn man versucht, dich und dein neues Album einzuordnen, könnte man auf eine Mischung aus Meat Loaf, Bruce Springsteen und Abba kommen... Verdammte Scheiße, das klingt furchtbar. Ich hasse Meat Loaf. Ich mag Bruce Springsteen und viele der 70er Jahre-Rocker, aber ich glaube nicht, dass ich wie ABBA klinge. Aber, zum Glück bin ich der Künstler und es ist eure Aufgabe, das dann einzuordnen. Vielleicht hast du ja recht – aber wenn Leute mich mit Meat Loaf vergleichen, verstehe ich das nicht unbedingt als Kompliment. Es gibt noch eine weitere Band, auf die man als Referenz stoßen könnte: Dire Straits. Die Dire Straits sind eine coole Band, sie sollten sich wiedervereinigen. „Sultans of Swing“ ist eines meiner Lieblingslieder. Aber mir ist es lieber, wenn Leute sagen, ich klinge wie The Clash oder so. Nicht nur die Referenzliste hat sich im Gegensatz zum letzten Album geändert, diesmal hast du auch gar keine politischen Songs dabei. Na ja, ich hab mich hingesetzt und mich gefragt, was Meat Loaf jetzt wohl tun würde. Und weil der Typ vier Millionen Platten ohne einen einzigen politischen Song verkauft hat, hab ich halt diesmal auch keinen gemacht. Nein, im Ernst, als ich von meiner letzten langen Tour zurückkam, habe ich mich erst mal auf Freizeit und Freunde konzentriert und habe Urlaub gemacht. Und das merkt man den Texten auch an. Auf einer deiner Reisen bist du ja auch zum Mount Pleasure gekommen... Stimmt. Der Mount Pleasure ist ein Berg in der Karibik, auf dem Nachfahren von Piraten leben, weiße Typen, die sich wie Rastafaris anziehen und Reggae hören. Die sehen aus wie Typen von einer Versicherungsgesellschaft, nur mit zerissenen Klamotten. Einerseits war es komisch, andererseits auch ziemlich cool da. Und nachdem ich dort ein paar Nächte in einer Bar verbracht habe, dachte ich mir, Mount Pleasure wäre der perfekte Titel für das Album. Vom Opener deines Albums „Guess who´s gonna get some tonight“ sagst du selbst recht provokant, er solle nach Bryan Adams „Summer of ´69“ klingen. Ich wollte einfach auch so ein Lied… Ich war noch nie auf einem Bryan Adams-Konzert, aber ich bin mir sicher, die Leute drehen völlig durch, wenn er anfängt, Summer of 69 zu spielen. Auch, wenn die Leute den Song gar nicht kennen. Letztes Wochenende haben wir auf ein paar Festivals gespielt und jedes Mal, wenn man mit der Gitarre dut dut dut macht (imitiert Summer of 69), flippen die Leute aus. Die wissen gar nicht, wie’s weitergeht und flippen trotzdem aus. Ich brauche auch so einen Song, deswegen hab ich versucht, etwas wie „Summer of 69“ zu schreiben, aber auf meine eigene Art. Aber gerade in der Indie-Gemeinde macht man sich mit „Summer of 69“ doch nicht unbedingt Freunde? Stell dir mal vor, man steckt die ganze Indie-Gemeinde in eine Bar und sie hören den ganzen Abend Sonic Youth – die nehmen wir jetzt mal als glaubwürdige Indie-Band – und um drei Uhr morgens, wenn alle total betrunken sind, legt der DJ “Summer of 69” auf. Da explodiert die Bar doch. und die Leute drehen durch, selbst wenn sie normalerweise Indie-Fans sind. Weil ein guter Song eben ein guter Song ist.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
„Mount Pleasure“, das dritte internationale Album von Moneybrother erscheint am 31.August 2007 auf Sony-BMG.